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Das Medienkunstfestival Civa beleuchtet das Zusammenspiel aktueller Technologien, Realitäten und Erfahrungen in digitalen, physischen und hybriden Räumen. Die diesjährige Ausgabe thematisiert im Rahmen von Festival und Ausstellung die Welt der Quanten.
Nach über hundert Jahren Forschung in der Quantenphysik erscheint das Universum heute weder determiniert noch vollständig (er)fassbar. Auf mikroskopischer Ebene unterliegt Materie Prinzipien, die der klassischen Logik trotzen: Teilchen können in mehreren Zuständen gleichzeitig existieren, ihre Eigenschaften entstehen durch Wechselwirkung, und durch Verschränkung bleiben sie teils über Lichtjahre hinweg verbunden.
Die Quantenforschung hat bisher geltende Unterscheidungen zwischen Subjekt und Objekt, Wahrnehmung und Materie sowie Selbst und Anderem ins Wanken gebracht. In einer von ökologischen Krisen, technologischen Störungen und epistemischen Brüchen geprägten Welt finden diese Erkenntnisse auch in der zeitgenössischen Kunst ihren Widerhall.
Das Medienkunstfestival Civa wird von Belvedere 21 und sound:frame gemeinsam organisiert und weiterentwickelt.
|indeterminate⟩⟨apparatus| vereint künstlerische Positionen, die das Unbestimmte als ästhetischen, politischen und spekulativen Raum begreifen. Die Künstler*innen nähern sich quantenhaften Vorstellungen durch poetische Gesten, vielschichtige verkörperte Erfahrungen oder spielerische Abstraktion. Sie erforschen die Infrastrukturen aufkommender Quantentechnologien und experimentieren mit deren kreativen Möglichkeiten. Dabei rücken sie oft übersehene ökologische und soziale Implikationen dieser Technologien in den Fokus und verhandeln deren Potenziale und Ambivalenzen.
Der Ausstellungstitel |indeterminate⟩⟨apparatus| greift die Bra-Ket-Notation der Quantenmechanik auf, mit der Zustände und deren Transformationen beschrieben werden. „Indeterminate“ verweist auf das ungemessene Quantensystem – einen Zustand der Potentialität, in dem noch nichts festgelegt ist. „Apparatus“ bezeichnet dabei nicht nur das Messinstrument, sondern steht für das komplexe Gefüge aus Beobachtendem, Beobachtetem und den Bedingungen ihrer Begegnung. Der Apparat reicht über das Labor hinaus und umfasst Strukturen, die festlegen, was als wissbar und sichtbar gilt: Institutionen, Körper, Diskurse und Machtverhältnisse.
|indeterminate⟩⟨apparatus| fragt, wie sich eine Quanten-Weltanschauung entwickeln lässt, die eine Grammatik des Nicht-Binären umfasst, Unbestimmtes zulässt und Apparate, durch die Wirklichkeit geschaffen wird, neu konfiguriert. Unbestimmtheit erscheint hier nicht als Grenze des Wissens, sondern als konstitutive Voraussetzung der Realität. An die Stelle eines Entweder-oder tritt ein Sowohl-als-auch.