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Die Staatsbürgerschaft wirkt wie ein demokratischer Ritterschlag: Sie entscheidet darüber, wer dazugehört und wer ausgeschlossen bleibt. Sie bestimmt, wer als „vollwertig“ politisch gilt und wer, trotz physischer Präsenz, politisch unsichtbar bleiben soll.
Unter dem Titel „D, E, M, O, K, R, A, T, I und E.“ thematisiert das Wiener Kollektiv God’s Entertainment das Recht auf Teilhabe und Mitgestaltung in einer demokratischen Gesellschaft. Verortet sowohl im Herzen der Stadt – dem Resselpark – als auch in Kooperation mit dem Volkskundemuseum im dezentralen Otto Wagner Areal, inszeniert das Kollektiv einen alternativen Wahlkampf: Zehn Plakate, zehn Buchstaben, zehn Personen. Jeder Buchstabe des Wortes „DEMOKRATIE“ steht für einen Menschen, der von Alltag, Ausschluss und Zugehörigkeit erzählt. Über QR-Codes eröffnen sich Porträts und Geschichten jener in Wien lebenden Personen, die politisch nicht wählen dürfen – obwohl sie längst Teil des gesellschaftlichen Lebens sind.
In einer Gesellschaft, die so stark über Ausweisdokumente organisiert ist, ignoriert der demokratische Staat jene hart erkämpften Menschenrechte, denen zufolge Teilhabe und Mitgestaltung nicht an ein Dokument gebunden sein sollten, sondern an eine einfache Tatsache: Sie sind da.
Sie sind da als Teil einer Welt, die wir gemeinsam gestalten. Und doch fehlt ihnen das fundamentale Recht, an Entscheidungen mitzuwirken. Ihre Stimmen bleiben ungehört – nicht, weil sie schweigen, sondern weil sie zum Schweigen verurteilt sind. Wie isolierte Buchstaben ohne Bedeutung warten sie darauf, Teil einer politischen Gemeinschaft zu sein, die sich Demokratie nennt.
In Kooperation mit dem Volkskundemuseum Wien.