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Die interdiziplinäre Vortragsreihe “KUNST - FORSCHUNG - GESCHLECHT” an der Universität für angewandte Kunst Wien hat sich für das Studienjahr 2011/12 das Thema “Geschlechterpolitik in der Kunst - Feminism Revisited” gewählt.
“Hat sich der Feminismus erledigt? Der unfreiwillige Beitrag von Künstlerinnen zum neoliberalen Roll-back”
Vortrag: Heike Friauf
Moderation: Anna Spohn
Entscheidenden Anteil an der Weiterentwicklung der Kunst in den 1960er und 70er Jahren hatten feministisch arbeitende Künstlerinnen. Sie mussten sich in einem männerdominierten Kunstbetrieb allerdings erst durchsetzen. Heute unterrichten Frauen an Kunsthochschulen, vor 50 Jahren undenkbar, machen immer mehr Kunststudentinnen ihren Abschluss, werden die Werke von Frauen allerorten ausgestellt.
Dennoch kann von Gleichbehandlung keine Rede sein, im Gegenteil. Frauen verdienen auch in der Kunst bedeutend weniger als Männer; ihr Anteil an den Modernisierungsimpulsen wird in der Kunstwissenschaft bis heute kaum gewürdigt, die Kunstgeschichte wird seltenst umgeschrieben. Und es kommt noch schlimmer: Unter dem Diktat der neoliberalen Ökonomie verstärkt sich auch im Kunstbetrieb der Konkurrenzdruck. Die zunehmende Entsolidarisierung trifft jeden, aber Frauen besonders. Im Neoliberalismus ist jede und jeder so „frei“, sich selbst zu verwirklichen, doch bei ungleichen sozialen und ökonomischen Voraussetzungen ist diese „Freiheit“ nicht viel wert.
In dem Maß, in dem Künstlerinnen sich mit den gegebenen sozio-ökonomischen Bedingungen des Kunstbetriebs arrangieren - und einige tun das sehr erfolgreich -, tragen sie gewollt oder ungewollt zur Verfestigung bestehender Abhängigkeitsstrukturen bei. Ein Teufelskreis. Gibt es Alternativen? Anhand aktueller Arbeiten kann gezeigt werden, dass Kunst ihr kritisches Potential aufgibt, wenn sie sich der populären Gender-Debatte unterordnet, statt die erarbeitete Vision einer geschlechtergerechten Gesellschaft weiterzuverfolgen.
Heike Friauf, M.A.
ist Kultursoziologin und promoviert am Institut für Soziologie der TU Dresden zum Thema „Politisierung der Ästhetik. Transformations- und Aushandlungsprozesse in der bildenden Kunst nach 50 Jahren feministischer Intervention“. Sie lebt mit zwei Töchtern in Berlin.
