Error!
You must log in to access this page.
We can't find the internet
Attempting to reconnect
Verbindung zu esel.at
mit Herbert Justnik, Kurator für Fotografie
Horst Steins Arbeit Appearance spielt mit der wesentlichen Eigenschaft der Fotografie: der Möglichkeit, den Augenblick festzuhalten. Auf ausgedehnten Spaziergängen ließ er sich durch europäische Städte treiben, geduldig wartend, bis etwas seine Aufmerksamkeit erregte, um eine formal sehr strenge, konzeptuelle fotografische Situation zu erzeugen. Hat einmal ein Objekt, ein winziges Detail des Stadtraums, seine Aufmerksamkeit erregt, dann platziert er zu diesem seine Kamera in einer Distanz, die es ermöglicht, dass zwischen der Kamera und dem Punkt seiner Aufmerksamkeit - das kann ein Loch in einer Hauswand sein, ein Schnitt in einer Folie, die eine Baustelle absperrt, der Leerraum zwischen zwei Blumenkübeln - Personen vorbeigehen können. Die erste Fotografie, die er macht, ist das menschenleere ungestörte Dasein dieser Situation. Danach wird gewartet. Gewartet, bis die erste Person, die in den Bildraum kommt, den Punkt der Aufmerksamkeit verdeckt. Genau in diesem Moment wird ausgelöst. Dieser Moment des Auslösens erfährt allerdings eine Einschränkung. Wie der Attentäter, der nur eine Möglichkeit zum Schuss hat, gibt es auch bei Horst Stein keine zweite Chance mehr. Löst er im falschen Moment aus, ist die Person zum Beispiel schon am Loch in der Mauer vorbeigegangen, dann kann das Foto nicht wiederholt werden, die Möglichkeit ist vorbei. […] Die Ergebnisse dieser konzeptuell gesteuerten fotografischen Akte präsentiert Horst Stein als Diptychon. Links die ungestörte Situation, rechts mit der Person, die den Punkt der Aufmerksamkeit verdeckt. Als Betrachter ist man beim Ansehen dieser Bilder in einer anderen Situation als der Fotograf. Wir haben das Vorher und Nachher zeitgleich nebeneinander, können zwischen den beiden Bildern hin und her springen und so den fotografischen Akt von Horst Stein nachvollziehen.
Auszug aus: Herbert Justnik, DIS_APPEARANCE
