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Text von Eva Komarek
Herr Pomeranz, Sie sind ein sehr aktiver Kunstsammler. Wie wichtig sind für Sie in diesem Zusammenhang steuerliche Aspekte?
Eduard Pomeranz: Ich beschäftige mich nicht persönlich mit dem Thema Steuer, dafür habe ich Berater. Aber es interessiert mich schon, warum für Kunst, die ich importiere, unterschiedlich hohe Steuersätze anfallen. So zahle ich für Bilder zehn Prozent Einfuhrumsatzsteuer, für Fotografie und Videos 20 Prozent, und bei Konzeptkunst ist es total unterschiedlich.
Frage an die Experten: Wie ist die Einfuhr von Kunst geregelt?
Barbara Krüglstein: Was die Einfuhr von Kunst betrifft, gilt es mehrere Themenbereiche zu beachten. Bei Kunst, die aus dem Nicht-EU-Ausland eingeführt wird, kommt zu einer Einfuhrumsatzsteuer auch noch der Zoll. Beim Zoll wiederum gibt es unterschiedliche Sätze; Kunstwerke, die älter als 100 Jahre sind, können zollfrei importiert werden. Hinsichtlich der Einfuhrumsatzsteuer hängt es davon ab, ob die Kunst reproduzierbar ist. Daher fallen auf Bilder zehn Prozent und auf Fotografie 20 Prozent an.
Ist es gerechtfertigt, dass auf Kunst unterschiedlich hohe Steuern eingehoben werden?
Barbara Krüglstein: Das ist eine politische Frage. Fakt ist aber, dass in Österreich moderne Kunst benachteiligt ist, weil diese häufig Foto- oder Videokunst, damit reproduzierbar ist und so dem 20-prozentigen Einfuhrumsatzsteuersatz unterliegt.
Eduard Pomeranz: Das ist ja das gesellschaftspolitische Problem in Österreich. Eigentlich müsste alles getan werden, damit Kunstsammeln attraktiver wird. All das spielt ja beim Thema Privatmuseum ebenfalls eine Rolle. Da werden den Betreibern auch allerlei Prügel zwischen die Beine geworfen.
Christian Wilplinger: Es ist schwer, private Museen ertragreich zu führen. Öffentliche Museen werden vom Bund finanziert, private bekommen keinerlei Unterstützung. Zusätzlich haben sie das Problem, dass sie bei nachhaltigen Verlusten als sogenannte Liebhaberei qualifiziert werden und die Verluste dann nicht absetzen können. Im Hinblick auf eine mögliche Reform könnte man sagen: Wenn ich die Sammler dazu anhalten will, dass sie mit ihrer Sammlung in die Öffentlichkeit gehen, dann müsste ich ihnen zumindest in der Liebhabereifrage entgegenkommen – beispielsweise indem Anlaufverluste über einen längeren Zeitraum steuerlich anerkannt werden.
Barbara Krüglstein: Hinzu kommt das Thema Spenden, auch hier sind private Museen benachteiligt. Zum einen können maximal zehn Prozent des vorjährigen Gewinnes steuerlich geltend gemacht werden. Zum anderen sind de facto nur öffentliche Museen spendenbegünstigt. Privatmuseen müssen nachweisen, dass die ausgestellten Werke von gesamtösterreichischer Bedeutung sind, und sie müssen Öffnungszeiten wie ein öffentliches Museum haben, sonst bekommen sie die notwendige Spendenbegünstigungsbescheinigung nicht. Über eine solche Bescheinigung verfügen nur wenige private Museen.
Österreich scheint generell privatem Kunstengagement gegenüber nicht sehr freundlich gestimmt zu sein.
Christian Wilplinger: Um es sehr polemisch auszudrücken: Man kann sich fragen, warum seit dem Vorjahr Spenden an viele Umweltschutz- und Tierschutzorganisationen steuerlich abzugsfähig sind, Kunstspenden aber nicht – außer jene an öffentliche Museen und einige wenige Privatmuseen, die über die Bescheinigung verfügen.
Herr Pomeranz, Sie überlegen ein Museum einzurichten. Spielen steuerliche Momente eine Rolle für Sie?
Eduard Pomeranz: Wenn ich mich dazu entschließe, ein Museum zu machen, dann werde ich das nicht von Steuerthemen abhängig machen.
Christian Wilplinger: Sicherlich könnte man aber durch die Schaffung von steuerlichen Anreizen Private dazu motivieren, Sammlungen aufzubauen und diese in der Folge der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Eva Komarek wurde die Liebe zur Kunst als Tochter eines Künstlers in die Wiege gelegt. Beruflich widmete sie sich bei Dow Jones, dem »Wall Street Journal«, Reuters und dem »WirtschaftsBlatt« der Wirtschaftsberichterstattung. Im »WirtschaftsBlatt« gründete sie die Rubrik Kunstmarkt, die sie seit 1996 betreut.
