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Früchte des Himmels. Albert Eckhouts Stillleben und die ästhetische Ordnung der `Neuen Welt´

Theorie Zeitgenössische Kunst Vortrag
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1 Termin
Dienstag 11. Dezember 2012
11. Dez. 2012
Di
16:00
Früchte des Himmels. Albert Eckhouts Stillleben und die ästhetische Ordnung der `Neuen Welt´
- M13a

Vortrag von Karin Gludovatz veranstaltet vom Intitut für Kunst- und Kulturwissenschaften.

Albert Eckhout, Stillleben mit Maniok, Öl/Leinwand, um 1640, Kopenhagen, Nationalmuseet
Johann Moritz von Nassau-Siegen war im Auftrag der West-Indischen Compagnie von 1637 bis 1644 General-Gouverneur der Kolonie Niederländisch-Brasilien. Bemerkenswert an seiner Statthalterschaft ist v.a. sein ‘epistemisches’ Interesse, betrieb er doch während dieser sieben Jahre die Sammlung von Informationen über das kolonisierte Land, seine Bevölkerung, seine Fauna und Flora und trug so in Europa zur Generierung eines umfangreichen Wissens über diese Region bei, dem bis um 1800 hohe Autorität zukam, umso mehr als die meisten Rezipienten das Land und seine Kulturen nicht aus eigener Anschauung kannten. Vor diesem Hintergrund gilt es zu überlegen, was von Repräsentanten der Kolonialmacht für wissenswert befunden, bzw. von wem und in welcher Form dieses Wissen formiert und visuell vermittelt wurde.

Karin Gludovatz geht diesen Fragen am Beispiel einer Werkgruppe nach, die bislang in der Forschung zur niederländisch-brasilianischen Kolonialzeit allenfalls am Rande Beachtung erfuhr: den Stillleben des holländischen Malers Albert Eckhout (1607-1666), der im Gefolge des Gouverneurs während dessen Amtszeit in Brasilien lebte. Die Diskussion der Gemälde scheint für das skizzierte Problemfeld insofern von besonderem Interesse, als sie funktional nicht explizit in den Kontext von Wissensvermittlung gestellt wurden und ihre gattungsgemäße motivische Beschränkung sowie die Zurücknahme des narrativen Gehalts formalästhetische Parameter, präziser: deren Anteil an Prozessen von Sichtbarmachung und Sichtbarkeitsentzug im kolonialen Kontext umso deutlicher hervortreten lassen.
Karin Gludovatz ist Kunsthistorikerin und Professorin am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin. Sie arbeitet zur auktorialen Inszenierung, zu ästhetischen Modi der Wirklichkeitsaneignung und zum Verhältnis von Historizität und Fiktionalität in der Kunst des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit sowie in der Kunst seit den 1960er Jahren.

Publikationen (Auswahl): Fährten legen - Spuren lesen. Die Künstlersignatur als poietische Referenz, München 2011; Kunstgeschichte im globalen Kontext - Lehre und Forschung am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität, in: Fachinformationsdienst des Zentrums für Regionalstudien der Freien Universität Berlin, 1/2011, S. 22-28 (gem. mit Klaus Krüger). http://www.fu-berlin.de/sites/cas/forschung/publikationen/fachinformationsdienst/CAS_Fachinformationsdienst_1-2011\.pdf?1315489383; Visueller Entzug und ästhetische Evidenz. Cornelius Gijsbrechts’ Blick hinter das Bild, in: Asymmetrien. Festschrift für Daniela Hammer-Tugendhat, hrsg. v. d. Universität für angewandte Kunst, Wien 2008, S. 23-30; Arbeit an den Bildern der Geschichte: Alain Resnais, Nuit et brouillard (1955), in: Fotogeschichte, Heft 106: Fotografie im Dokumentarfilm, 2007, S. 13-18; Auf den Spuren des Realen. Kunst und Dokumentarismus, Wien 2004; Grauwerte. Ein Projekt von Klub Zwei zum Gebrauch historischer Dokumentarfotografie, in: Texte zur Kunst, 51, 2003, S. 58-67.

Archiv-Screenshot:

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