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Kuratorinnenführung: Rosa Arbeit auf goldener Straße Event
Die Kurator_innen Christiane Erharter und Dietmar Schwärzler führen durch die Ausstellung “Rosa Arbeit auf goldener Straße”, die sie im Rahmen des Schwerpunktes “Queere Abstraktion” für die Akademie zusammengestellt haben:
Nach dem durch die AIDS-Krise identitätspolitisch aufgeladenen Aktivismus der Act Up-Bewegung in den späten 1980er und 1990er Jahren und den queer-theoretisch dominierten Nuller Jahren beschreibt der Begriff queer längst nicht mehr nur eine Bewegung und Theorie geschweige denn eine Subkultur, sondern ist im Lifestyle (Clubs, Modeblogs, TV-Serien) angekommen und omnipräsent. Was genau damit gemeint ist, bleibt ob der im Begriff immanent angelegten Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit oft unspezifisch und hängt von den Nutzer_innen und vom jeweiligen Kontext ab.
Für unser Ausstellungsprojekt haben uns besonders die Begriffsdefinitionen von Judith/Jack Halberstam - “queer refers to nonnormative logics and organizations of community, sexual identity, embodiment, and activity in space and time”, und jene von Martin Büsser interessiert:
“Queer steht nun einmal nicht einfach für “schwul” (Anm.: oder “lesbisch”), ist kein begriffliches Update von “gay” und auch keine bloße Erweiterung, welche Schwule und Lesben gleichermaßen umfasst, sondern stellt als Verunsicherungstaktik jegliche identitäre Selbst- und Fremdzuschreibung in Frage. Queer beinhaltet damit schwule, lesbische, bisexuelle und transsexuelle wie auch in letzter Konsequenz heterosexuelle Strategien, sofern deren Umgang mit Sexualität gegen Heteronormativität (Anm.: und Homonormativität) gerichtet ist. Lediglich Denkfaulheit oder falsch verstandene Hippness hat dazu geführt, dass sich queer in unserem Sprachgebrauch als Synonym für “schwul/lesbisch” durchgesetzt hat: was einst “gay cinema” hieß, heißt heute zum Beispiel “queer cinema”, meint aber in der Regel nichts anderes als “gay cinema”. Queeres Denken zielt dagegen, wie es Andreas Kraß in seiner Einführung zum Reader Queer denken formuliert, “auf die Denaturalisierung normativer Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit, die Entkoppelung der Kategorien von Geschlecht und der Sexualität, die Destabilisierung des Binarismus von Hetero- und Homosexualität sowie die Anerkennung eines sexuellen Pluralismus.” (Martin Büsser: For your pleasure. Fragmente einer Porno-Komparitistik, in: testcard #17: Sex, Mainz, 2008)