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Ein Gespräch
Sandra Noeth, Kulturwissenschaftlerin und Performance Theoretikerin, Leitung Dramaturgie Tanzquartier Wien
Die Schausammlung eines Museums lässt sich als Corpus auffassen, quasi ein Körper, der ein geschlossenes Ensemble bildet. Für die Ausstellung „mikrofotografisches bibelstechen“ wurde dieser Corpus perforiert – es
wurden Objekte entnommen. Was bedeutet es für einen Corpus wenn er Lücken bekommt, wenn Ein- und Ausgänge entstehen? Was kommt dabei herein, was geht hinaus? Welche Phantome bleiben an den Orten der Entnahme zurück, schweben die Schatten der entnommenen Objekte noch durch die Sammlung? Oder haben sich andere Geister eingeschlichen? In einem Rundgang durch die Schausammlung wird sich Sandra Noeth in einem Gespräch diesen Fragen zuwenden.
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Eine Ausstellung als Einblick und Kommentar
Die Praxis des Bibelstechens ist eine Exegese- und Weissagungstechnik, bei der die Bibel an einer zufällig gewählten Stelle aufgeschlagen wird; so wählt man blind eine Textstelle und legt diese einer Fragestellung entsprechend aus. Dieses Prinzip einer zufälligen Auswahl und anschließenden Interpretation des Ergebnisses wurde auf die Inventarbücher des Museums umgelegt. Es diente dazu, vierzehn Objekte
aus der Schausammlung und vierzehn Fotografien aus der Fotosammlung des Österreichischen Museums für Volkskunde auszuwählen. Wiederum nach dem Zufallsprinzip wurden diese Fotografien und Objekte zusammengeführt. Zu den dadurch entstandenen Foto-Objekt-Kombinationen haben Autor_innen
assoziative Geschichten geschrieben.
Für die Ausstellung verlassen die Objekte die Schausammlung, werden dort durch temporäre Stellvertreter ersetzt und in einem Sonderausstellungsraum in Kombination mit den Fotografien und den über Kopfhörer abhörbaren Geschichten präsentiert.
Dieses experimentelle Ausstellungsformat holt historische Objekte in die Gegenwart und bietet Möglichkeiten der Deutung musealer Exponate neben der wissenschaftlichen Einordnung an. Es fordert mit seinem freien assoziativen Spiel dazu heraus, an diesen Kombinationen die Geschichten, die jede_r von uns immer mit sich herumträgt, zu entzünden. So soll es zu einer Verlebendigung von Geschichte aus unserer Gegenwart heraus und in sie hinein kommen.
Ein Projekt von Herbert Justnik, Kurator des Volkskundemuseums und Matthias Klos, Künstler.
Eine Ausstellung im Rahmen von Eyes On – Monat der Fotografie Wien
Autor_innen:
Ann Cotten (Schriftstellerin)
Paul Divjak (Polyartist)
Tina Glaser (Autorin)
Gregor Guth (Schriftsteller)
Mathias Illigen (Autor)
Mara Mattuschka (Künstlerin)
Hanno Millesi (Schriftsteller)
Helmut Neundlinger (Autor)
Martin Prinz (Schriftsteller)
Kathrin Röggla (Schriftstellerin)
Nina Schedlmayer (Journalistin)
Claudia Slanar (Kritikerin)
Andrea van der Straeten (Künstlerin)
Monika Wulz (Philosophin)
