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Sigmund Freud Lecture: Judith Butler Event
Judith Butler in Vienna
Kooperationsveranstaltung zwischen dem Sigmund Freud Museum, Wien, dem Institut für Philosophie an der Universität Wien (Organisation Gerald Posselt) und dem Institut für Germanistik an der Universität Wien (Organisation Anna Babka).
Sigmund Freud Lecture
The Sigmund Freud Foundation invites to the annual Sigmund Freud Lecture on the occasion of Sigmund Freud’s birthday on 6 May.
XLI. Sigmund Freud Lecture
Judith Butler
Politics of the Death Drive: The Case of the Death Penalty
Judith Butler ist Maxine Elliot Professor of Rhetoric and Comparative Literature und Ko-Direktorin am Program in Critical Theory an der University of California, Berkeley. Zu ihren wichtigsten Publikationen zählen Das Unbehagen der Geschlechter (1990), Körper von Gewicht (1993), Hass spricht (1997), Die Macht der Geschlechternormen (2004), Gefährdetes Leben (2004), Raster des Krieges (2009) und Am Scheideweg (2013).
English:
Freud’s reflections on the death drive offer an opportunity to reconsider forms of legal violence, including the death penalty, in a new way. Toward the end of Beyond the Pleasure Principle, Freud offers several ways to understand how the death drive becomes interconnected with the pleasure principle, offering a framework for understanding the compulsive character of human destructiveness. His theory can help us understand what Nietzsche called “the festival of cruelty” instituted by certain legal regimes, the social institutionalization of sadistic pleasure and its rationalization through legal and moral language. At stake is a way of thinking about forms of destructiveness that no longer rationalized by self-defense, and which become institutionalized in forms of death dealing, such as the death penalty. Drawing on Derrida’s recent work, this lecture will consider how Freud’s writings on the death drive can help clarify our understanding of legal violence and its way of establishing a category of “indefensible lives.”
Judith Butler
German:
Politik des Todestriebes. Der Fall der Todesstrafe
Freuds Überlegungen zum Todestrieb bieten die Gelegenheit, Formen rechtlicher Gewalt – einschließlich der Todesstrafe – auf neue Weise zu denken. Am Ende von Jenseits des Lustprinzips bietet Freud verschiedene Erklärungsansätze für die Verbindung des Todestriebs mit dem Lustprinzip, und liefert damit einen Rahmen für das Verständnis des Zwangscharakters menschlicher Destruktivität. Seine Theorie kann uns nicht nur helfen, das zu verstehen, was Nietzsche das „Fest der Grausamkeit“ genannt hat, das durch bestimmte Rechtsordnungen instituiert wird, sondern ermöglicht es auch, die soziale Institutionalisierung sadistischer Lust und ihre Rationalisierung durch eine rechtliche und moralische Sprache zu begreifen. Es geht um die Art und Weise, über Formen institutionalisierter Destruktivität – wie etwa die Todesstrafe – nachzudenken, die nicht länger als Selbstverteidigung rationalisiert werden können. Mit Blick auf Derridas jüngste Arbeiten untersucht der Vortrag die Frage, inwiefern Freuds Schriften zum Todestrieb einen Beitrag zur Klärung unseres Verständnisses rechtlicher Gewalt sowie der Art und Weise, wie diese eine Kategorie „unverteidigbaren Lebens“ etabliert, leisten können.
Judith Butler
(übersetzt von Gerald Posselt und Sergej Seitz)