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Setting Memory: Früher hat man an die Masken geglaubt Event
“Früher hat man an die Masken geglaubt”
Über trügerische Erinnerungen und Verluste der Unschuld in der Psychoanalyse
Vortrag von Robert Pfaller
Eintritt frei, um Anmeldung wird gebeten
Erinnern gilt gemeinhin als etwas Gutes - nicht nur im Alltagsverstand, sondern auch in der Psychoanalyse, wo wiederholen muss, wer nicht erinnern kann; ebenso wie in der marxistischen Theorie, die “Vorwärts, und nicht vergessen!” ruft. Doch andererseits lehrt die Psychoanalyse, wie trügerisch Erinnern sein kann. Zum Beispiel beim déjà raconté, beim déjà vu oder auch bei dem erst nachträglich pathogen gemachten traumatischen Erlebnis. Eine andere trügerische Erinnerung betrifft das kulturelle Gedächtnis. Die Früheren, so meinen wir gerne, haben an alles Mögliche und sogar noch einiges mehr geglaubt. Wir Heutigen dagegen, klagen wir, sind durch Wissenschaften und Medien völlig desillusioniert, glauben an gar nichts mehr und irren in “transzendentaler Obdachlosigkeit” durch eine unbehütet gewordene Welt. An diesem Punkt vermag die Psychoanalyse die vermeintlich Desillusionierten allerdings am massivsten zu verblüffen und sie einer weiteren, liebgewonnenen wie unbemerkten Illusion zu berauben: Denn, so kann sie zeigen: Früher hat man weniger geglaubt.
Robert Pfaller, Philosoph, lehrt an der Kunstuniversität Linz. Gastprofessuren u. a. in Amsterdam, Berlin, Chicago, Oslo, Strasbourg, Toulouse, Zürich.
Veröffentlichungen u. a.: Kurze Sätze über gutes Leben. Frankfurt/M.: Fischer, 2015; The Pleasure Principle in Culture: Illusions without Owners. London/New York: Verso, 2014; Zweite Welten. Und andere Lebenselixiere. Frankfurt/M.: Fischer, 2012; Wofür es sich zu leben lohnt. Elemente materialistischer Philosophie. Frankfurt/M.: Fischer, 2011; Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft. Symptome der Gegenwartskultur. Frankfurt/M.: Fischer, 2008; Die Ästhetik der Interpassivität. Hamburg: philo fine arts, 2008; Die Illusionen der anderen. Das Lustprinzip in der Kultur, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2002.
Ausgezeichnet 2007 mit dem Preis “Missing Link” des Psychoanalytischen Seminars Zürich (PSZ) und 2015 mit dem “best book award” des American Board and Academy of Psychoanalysis (ABAPsa).