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rewind

Was verschwindet, wenn niemand mehr mit der Hand schreibt? Event

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Mittwoch
18. Oktober
2017
ab
19:00
Uhr
Theorie Zeitgenössische Kunst Performance Vortrag Präsentation

The Hand Writing / Handschrift

Performativer Vortrag & Buchpräsentation von Annette le Fort

Ist die jahrhundertelang ausdifferenzierte Kultur der Handschrift überhaupt untergangsfähig? Wagen wir eine Prognose: Es verschwindet eine parallele Realität. Was genau wir verlieren, wissen wir allerdings noch nicht. Es geht um den körperlichen Akt des Schreibens, um die Bewegung von Schrift, das Schreiben mit der Hand, der Pfote, der Feder, dem Blatt, um die Visualisierung von Gedanken durch Schrift und nicht zuletzt das Überschreiben und Unlesbarmachen von Schrift.

Parole #3: Handschrift, Annette le Fort (Hrsg.), Salon Verlag, Köln 2017. Der Band ist eine Sammlung von 18 Arbeiten und Texten internationaler Künstler und Wissenschaftler, die verschiedene Facetten dieses Themas untersuchen. Mit Beiträgen von Oswald Egger, Theresa Georgen, Philip Guston, Helmut Pfotenhauer, Dirk Hartwig, Maria M Schwaegermann, Kasper Andreasen, Sandra Vásquez De La Horra, Paz Guevara, Gisela Steinlechner, Manfred Sommer, Annette le Fort, Pierre Jaquet-Droz, Stelarc, Jane Goodall, Marcus Coelen, Ricarda Denzer, Ines Lindner, Walter Pamminger, Marcel Broodthaers und Mark Schreiber.

Andere Ausgaben:
Parole #1: The Body of the Voice / Stimmkörper (2009)
Parole #2: Phonetic Skin / Phonetische Haut (2012)

Buchreihe HANDWRITINGS:
Mothers Diaries / Handwritings I – IV, Annette le Fort,Revolver Publishing Berlin, 2015.ISBN 978-3-95763-295-1.
Das Buch zeigt Auszüge aus den Tagebüchern meiner Mutter, meiner Großmutter, meiner Urgroßmutter und meiner Ururgroßmutter, also der weiblichen Linie meiner Familie mütterlicherseits. Ich bin den Spuren der Tagebücher gefolgt und habe die beschriebenen Orte aufgesucht, Häuser und Landschaften, die in unserer Familie eine besondere Rolle spielen. Meist sind es Sehnsuchtsorte, die nicht mehr oder nur sehr verändert existieren. Ich habe Abbildungen der Tagebuchseiten mit mir geführt und auf die Zeilen meine eigenen gesetzt, sie überschrieben mit meinen Erlebnissen und Gedanken. Mein Wunsch war, diese Linien zu berühren, sie nachzuziehen, zu ergründen und dabei gleichzeitig sie zu bedecken und das Geheimnis zu bewahren. So sind vier doppelte Tagebücher entstanden.

Sevilla Diary / Handwritings V, Annette le Fort, Revolver Publishing Berlin, 2015. ISBN 978-3-95763-296-8.
Dieses Heft zeigt Seiten eines simultanen Tagebuches, das ich im Mai 2006 in Sevilla zusammen mit einem irakischen Freund geschrieben habe. An drei aufeinanderfolgenden Tagen haben wir jeweils eine Doppelseite beschrieben, er von rechts nach links in Arabisch und ich von links nach rechts in Deutsch. In der Mitte der Seite haben sich unsere Hände überkreuzt und der Eine hat den Text des Anderen überschrieben. Dabei haben sich die Linien unserer Handschriften ineinander verflochten und die Schrift wurde unlesbar. Den Prozess dieses simultanen Schreibens habe ich in dem dreiteiligen Videofilm Sevilla Diary (2006) festgehalten.

Memory Maps / Handwritings VI – XIII, Annette le Fort, Revolver Publishing Berlin, 2017. ISBN 978?3?95763?397?2.
Die Memory Maps sammeln und dokumentieren die Erinnerungen verschiedener Menschen an einen bestimmten Ort in einer Stadt. Begonnen hat dieses Projekt 2005 in Aley im Libanon. Eine Familie hat mir dort ihren, vom Bürgerkrieg zerstörten, Garten gezeigt. Ich habe ein Foto vom Dach des Hauses aus gemacht, das Bild als große Karte ausgedruckt und die Familie gefragt, ob sie ihre Erinnerungen an den alten Garten hineinschreiben würden. So ist die erste Erinnerungskarte entstanden. Auf diese und ähnliche Weise sind in den letzten Jahren noch sieben weitere Erinnerungskarten entstanden – in Mexiko, Brasilien, Kroatien, Slowenien, Polen und Deutschland. Diese acht Erinnerungskarten zeigen Orte der Begegnung, meist sind es öffentliche Plätze. Es sind Tagebücher, gemeinsam geschrieben von vielen verschiedenen Händen. Die Erinnerungen reichen dabei von Kindheitserinnerungen alter Menschen, die viele Jahrzehnte zurückliegen, bis hin zu eben erlebten Geschichten kleiner Kinder. Dabei wurden die Erinnerungen genau dort eingetragen, wo sie stattgefunden haben. Die verschiedenen Handschriften ergänzen sich und überlagern das Bild, sie schreiben sich in den Ort ein, überschreiben und verändern ihn.

Annette le Fort ist Künstlerin und Buchgestalterin und lebt in Berlin. Ihre Arbeiten kreisen um das Thema Sprache, sie beschäftigen sich mit der Beziehung von Stimme und Schrift, dem Akt des Schreibens, Schrift als Erinnerungsspur, Palimpsesten und Synästhesie. Sie ist besonders an der »Materialität von Sprache« interessiert und untersucht dieses Thema in Videos, Soundprojekten, Photogrammen und performativen Tagebüchern. Seit 2009 ist sie Professorin an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel.

Bernhard Cella is interested in the economic and sculptural framework in which artists? books – highly informed objects in themselves – can be used as artistic materials. To this end, he conceptualized the ?Salon für Kunstbuch?, a life-size model of a bookshop, in his studio in Vienna. Since 2007, more than 14.000 artists’ books have accumulated and entered into unfamiliar vicinities and dialogues.

 
Archiv-Screenshot:

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