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Demokratie Lernen II – Was haben diese Plätze schon gesehen? Event
Veranstaltung mit Vortrag und Workshop zum Thema Demonstrationen zwischen 1945 und 1984.
„Was haben diese Plätze schon gesehen?“ stellt die Demonstration in Wien von 1918 bis 2018 in den Mittelpunkt und verknüpft in vier Veranstaltungen folgende Ebenen: Veränderungen im politischen Selbstverständnis, den konkreten Ort, die Frage welche Herausforderung eine Demonstration für eine Stadt bedeutet und das filmisch transportierte Bild von Gesellschaft.
Der größte Teil unserer Haltungen wurde in der Zweiten Republik – auch auf der Straße – definiert und wird heute meist als selbstverständlich wahrgenommen. Im Workshop von Demokratie lernen II laden wir die TeilnehmeInnen ein, im Zuge einer wirklichen Werteschulung, wie sie von allen Migrantinnen, Migranten und Flüchtlingen verlangt wird, Demokratie vor Ort zu diskutieren und zu lernen. Umrahmt wird dieser Workshop von einem zeitgenössischen österreichischen Film, der die Disparität zwischen staatlich finanziertem Idealbild und tatsächlicher politischer Emanzipation deutlich zeigt. Im Expertengespräch werden Mitarbeiter der Wiener Linien über die Auswirkungen von Demonstrationen auf ihren Arbeitsalltag berichten und für Fragen offenstehen.
Bereits drei Tage nach dem die Waffen verstummt waren versammelten sich am Institut für Ägyptologie und Afrikanistik am 16. April 1945 Studierende und Lehrende, gründeten die Wiener Universität neu und zogen anschließend demonstrativ zum Ring um den Schutt aus dem Hauptgebäude zu räumen. Diese Demonstration und die wenige Tage später folgende Wahl des akademischen Senats waren die ersten demokratischen Prozesse nach den Jahren des Terrors, der Ermordung und Vertreibung, den Kriegserfahrungen und -verbrechen an den Fronten sowie den Zerstörungen zu Hause. Mit der Unabhängigkeitserklärung vom 27. April 1945 stand das Land vor der Herausforderung des Wiederaufbaus. Es kam zur paradoxen Situation, dass die Vergangenheit verdrängt und vergessen wurde, während gleichzeitig die Erinnerung an die Spaltung des Landes derart präsent war, dass ein Ausgleichsdenken zum zentralen Motiv der österreichischen Innenpolitik der Zweiten Republik wurde. In den ersten 20 Jahren gab es kaum gesellschaftspolitische Änderungen oder Werteverschiebungen, was sich ab Anfang der 1960er Jahre langsam aber konsequent änderte, wobei Demonstrationen eine nahezu archetypische Funktion übernahmen: so zieht sich ein roter Faden beispielsweise von den Demonstrationen 1946 die mehr Frauenrechte einforderten bis hin zum heutigen Frauenvolksbegehren. Österreicherinnen und Österreicher machten öffentlich und laut auf ihre Situation aufmerksam und führten mit dem Druck der Straße legistische, soziale und ethische Veränderungen herbei. Ein großer Teil unser Wertekanons – den wir heute als selbstverständlich verstehen – entstammt dieser Zeit und ist daher Thema unseres Workshops für „Demokratie lernen II“.
Die Veranstaltung ist kostenlos. Zur Teilnahme an den Workshops wird um Anmeldung gebeten (plaetze@mvd.org). Gefördert vom Wissenschaftsrat der Kulturabteilung der Stadt Wien im Rahmen von „Republik in Österreich – Demokratie in Wien“
Ein Projekt von MVD Austria und dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs/Jewish History in Austria mit Unterstützung des future.lab und Displaced. Space for Change der TU Wien