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DISKUSSION Lüge
mit Michael Köhlmeier, David Schalko, Martina Mara
Michael Köhlmeier im Gespräch mit dem Autor David Schalko und der Roboterpsychologin Martina Mara
Immanuel Kant war der Meinung, die Lüge zerstöre die Grundlage eines jeden Zusammenlebens. Aus Diktaturen wissen wir hingegen, dass die Lüge die letzte Bastion der Freiheit sein kann. Platon wollte die Dichter aus seinem Staat verbannen. „Die Dichter lügen zu viel“, schreibt er. Dichter/innen, wie alle Künstler/innen, bewegen sich in ihrer Arbeit im Konjunktiv, in der Möglichkeitsform. Poesie ist die denkbar breiteste Vielfalt. Die Wahrheit ist immer Einfalt. Wenn ein/e Politiker/in behauptet, er/sie sei in erster Linie der Wahrheit verpflichtet und dann erst seinen/ihren und den Interessen seiner/ihrer Klientel, dann kann das „wahr“ sein – wahrscheinlich aber ist es nicht. Der Begriff „Wahrheit“ wird so unterschiedlich verwendet, dass er eigentlich jedes Mal definiert werden müsste. Vielleicht wäre es von Vorteil, eine grundlegende Definition anzugeben: Wahrheit ist, was bewiesen werden kann. Streng genommen gibt es unter dieser Definition nur die mathematische Wahrheit, und die ist in einer Frage der zwischenmenschlichen Beziehungen unbrauchbar. Fragen gegen die Wahrheit lauten: Kann Lüge nützlich sein? Kann Lüge die Kraft sein, die „stets das Böse will und stets das Gute schafft“? Wird die friedenstiftende Rolle der Lüge unterschätzt? Gehört zu unserer Herzensbildung, lügen zu können? Wie kann man lügen lernen? Kann die Lüge der Wahrheit dienen? Immanuel Kant würde gegen diese Fragen die Faust ballen.
