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Broken Relations: Infrastructure, Aesthetics, and Critique Event

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Theorie Zeitgenössische Kunst Konferenz

Eine Konferenz im Rahmen der Ausstellung Einrichtung und Gegebenheit.

Broken Relations: Infrastruktur, Aesthetik und Kritik ist ein Ausstellungs-, Publikations- und Lehrprojekt, das als Kooperation zwischen der Hochschule für Gestaltung und Buchkunst Leipzig und der Akademie der bildenden Künste Wien aufgesetzt ist. Die Konferenz in Wien fokussiert das Thema Infrastrukturen im Bereich der Kunst und deren Vermittlung. Ein spezieller Fokus dabei sind künstlerische und edukative Praktiken, die ihre eigenen infrastrukturellen Bedingtheiten in den Methoden und Inhalten der Darstellung und Vermittlung reflektieren. Unter Infrastrukturen sind materielle Phänomene und physische Netzwerke genauso wie immaterielle Beziehungen und symbolische Handlungen zu verstehen, die, auf sichtbare und unsichtbare Weise, unsere Gegenwart und somit den Horizont ästhetischer Wahrnehmung formen.

Begonnen 2021 in Leipzig mit einer Vortragsreihe und Ausstellung setzt die Konferenz diese diskursive Auseinandersetzung fort und begleitet die Ausstellung Einrichtung und Gegebenheit in den Exhibit Ausstellungsräumen der Akademie. Eine Publikation mit Beiträgen der Vortragenden in Leipzig und Wien erscheint im Herbst 2022.

Programm
Samstag, 21.5.2022

14.00 Uhr
Sabeth Buchmann
Einführung zum 2. Tag der Konferenz
14.30 Uhr
Elke Krasny
Mit einem verwundeten Planeten leben: Infrastrukturelle Bewusstseinsarbeit
Dieser Vortrag argumentiert, dass es notwendig ist, an kollektive Bewusstseinsbildung zu arbeiten, um die modernen infrastrukturellen Verhältnisse, die das Leben von Individuen, aber auch die Existenz des gesamten Planeten bestimmen, zu begreifen. Infrastruktur verbindet in entscheidender Weise soziale Gerechtigkeit und Umweltgerechtigkeit. Da infrastrukturelle Verbundenheit alles und jeden betrifft, gilt es, dafür ein besseres Verständnis zu erlangen, Diese Verbundenheit bedingt sozial-umweltliche und bio-materielle Interdependenzen und Verantwortlichkeiten. Klimakatastrophe, Anstieg der Meeresspiegel, Stürme, Feuer, Hitzewellen, Dürren und intensive Niederschläge werden von kohlenstoffreicher Infrastruktur verursacht. Und genau diese extremen Wetterereignisse führen dazu, dass bessere, sicherere Infrastruktur notwendig ist, um atmen zu können, behaust zu sein, Zugang zu sauberem Trinkwasser zu haben ebenso wie zu Sanitäreinrichtungen, die Kleidung waschen zu können und Nahrung zuzubereiten. Infrastrukturelle Bewusstseinsarbeit hilft dabei, neue ethische Verhältnisse zwischen lebenden Wesen, Materie und dem gesamten Planeten vorstellbar zu machen und herzustellen. Ein notwendiges kritisches historisches Verständnis der Verhältnisse von Leben und Tod, wie sie durch die Folgen der modernen Infrastrukturalisierung bedingt wurden, sowie eine Auseinandersetzung mit infrastruktureller Ethik lässt sich aktuell in internationalen Menschenrechten, dem Recht der Natur sowie im zeitgenössischen feminstischen, queeren, ökofeministischen und artenübergreifenden Denken ausmachen. Dieser Vortrag führt die Vorstellung von infrastrukturellem Geschichtenerzählen ein, um das kollektive Organisieren von sorgetragenden Infrastrukturen für einen zutiefst verwundeten Planeten vorstellbar zu machen.

Elke Krasny ist Professorin für Kunst und Bildung an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie ist eine feministische Kulturtheoretikerin, Stadtforscherin, Kuratorin und Autorin. Ihre Forschung setzt sich mit ökologischer und sozialer Gerechtigkeit in der globalen Gegenwart auseinander, mit einem Fokus auf sorgetragenden Praxen in Architektur, Urbanismus und zeitgenössischer Kunst. Gemeinsam mit Angelika Fitz ist sie die Herausgeberin von Critical Care. Architecture and Urbanism for a Broken Planet together (MIT Press, 2019) Mit Sophie Lingg, Lena Fritsch, Birgit Bosold, und Vera Hofmann, hat sie den Band Radicalizing Care. Feminist and Queer Activism in Curating (Sternberg Press, 2021) herausgegeben. Ihr nächstes Buch Living with an Infected Planet. Covid-19 Feminism and the Global Frontline of Care entwickelt eine feministische Perspektive auf die Rhetorik des Krieges und die Realitäten von Sorgearbeit in pandemischen Zeiten.

15.30 Uhr
James Voorhies
Lending Agency, Curating Institution: On Pedagogical Infrastructures
Dieser Vortrag verbindet Überlegungen zu „curating education” mit „curating agency“. Als Direktor des Carpenter Center for the Visual Arts in Cambridge, Mass. (2013-2016), betrachtete James Voorhies das Museum als ganzheitliche Institution und zielte darauf eine institutionelle Infrastruktur, Räume, Plattformen und Programme zu schaffen, die dem Ansatz der „curating education“ gerecht werden: von der ersten Begegnung der Besucher_innen mit dem Gebäude über die Ermutigung von Studierenden und Lehrkräften, Veranstaltungen und Vorträge zu programmieren, bis hin zur Einführung einer Buchhandlung – ein Raum und ein Konzept, das zahlreiche pädagogische Funktionen erfüllt. Der Vortrag plädiert für einen ergebnisoffenen kuratorischen Rahmen, der sich darauf konzentriert, das Publikum einzuladen, zu geben, was es kann, und zu nehmen, was es braucht.

James Voorhies is a curator and historian of modern and contemporary art based in New York City. He is Executive Director of the Tony Smith Foundation where he heads research programs committed to placing the artist’s work in dialogue with the contemporary arts. His forthcoming book Postsensual Aesthetics: On the Logic of the Curatorial (MIT Press, 2023) reframes aesthetic criteria to account for the cognitive spaces inside and outside of the exhibition.

16.00–17.00 Uhr
Pause

17.00 Uhr
Marina Vishmidt
“A Self-Relating Negativity”: Where Infrastructure and Critique Meet

Vor fünf Jahren schlug ich im Rahmen einer Publikation, die eine „formerness“ des globalen Westens skizzierte, eine Verlagerung von der Institutionskritik zur Infrastrukturkritik vor. Dies wurde als eine Verlagerung von der Kritik an der Ermöglichung eines bestimmten Diskurses oder einer bestimmten Performativität der „citizenship“ (Institution) hin zu einer verkörperten Kritik beschrieben, die notwendigerweise mehr der Praxis verpflichtet ist. Also die Hinwendung zu einer Kritik, die auf kontingenten Brüchen beruht, wobei die Interpretation und Aktivierung dieser Brüche die Quelle politischer Bedeutung ist. Die Immanenz eines solchen Ansatzes zeigt sich darin, dass er mit Begehren arbeitet, die in der Infrastruktur latent vorhanden sind. Es ist die Vorstellung von Infrastruktur als einer Denkweise, die das Konkrete dem Abstrakten vorzieht – ein Konkretes, das der realen Abstraktion immanent ist, die ich hier entwickeln möchte. Dabei konzentriere ich mich auf die epistemischen und politischen Beziehungen zwischen Infrastruktur und Kritik. Anhand von künstlerischen und kuratorischen Projekten untersucht der Vortrag auch, wie diese Infrastrukturkritik einsetzen, um die künstlerische Praxis aus der Komfortzone der Reflexivität herauszuführen und damit die ihr von der Institutionskritik zugewiesene Spur zu verlassen.

Marina Vishmidt is a writer and editor, teaching at Goldsmiths, University of London. Her writing has appeared in South Atlantic Quarterly, Artforum, Afterall, Journal of Cultural Economy, e-flux journal, Australian Feminist Studies, and Radical Philosophy, among others. She is currently editing a reader on speculation for the Documents of Contemporary Art series (forthcoming in 2022). Her book Speculation as a Mode of Production: Forms of Value Subjectivity in Art and Capital was published in 2018.

18.00 Uhr
Ilse Lafer
Einführendes Statement zu Infrastrukturen des Ausstellens
Ilse Lafer is a curator and currently the director of the gallery at the Academy of Fine Arts Leipzig. Recent curatorial projects include Doing Deculturalization at Museion Bozen, Italy, together with Doris Krüger Per Albin at KÖR Vienna (both 2019) and Radikale Passivität: Politiken des Fleisches (with Kathrin Busch) at nGbK Berlin (2020).

18.30 Uhr
Ein Gespräch über Infrastrukturen des Verkehrs und des Reisens
mit Stephanie Damianitsch, Rike Frank, Vanessa Joan Müller, und Ursula Ströbele,
moderiert von Sabeth Buchmann und Ilse Lafer
Das Gespräch adressiert Prozesse als soziale Orte und stellt das Format der Wanderausstellung zur Diskussion. Ging es in der Anfangsphase der European Kunsthalle, die ein Fallbeispiel darstellt, zunächst um institutionelle Gebilde, die einen Möglichkeitsraum aufspannen, in welchem sich strukturelle Charakteristika stabiler und instabiler Orte verbinden, so verschob sich im Laufe der Zeit die Idee dessen, was eine kuratorische Infrastruktur sein könnte bzw. welche Infrastrukturen im Kuratorischen stecken. Die European Kunsthalle, aktuell geleitet von Rike Frank und Vanessa Joan Müller, wurde vor 15 Jahren im Zuge des Abrisses der Kölner Kunsthalle, Josef-Haubrich-Forum, gegründet und widmete sich zunächst in Theorie und Praxis der Untersuchung der Möglichkeiten einer neuen Institution für zeitgenössische Kunst in Köln. Im Laufe der Jahre hat sich ihr Fokus stark verändert. Als ortsungebundene Institution ohne eigene Räumlichkeiten definiert sie sich nach wie vor als Kunsthalle, um das Potenzial dieser Form der Institution auszuloten, aber auch um es kritisch zu hinterfragen. Im Rahmen der Konferenz diskutieren Rike Frank und Vanessa Joan Müller über das Thema der Infrastruktur des Ausstellens und Kuratierens mit Stephanie Damianitsch, Kuratorin und Leiterin des Referats für zeitgenössische Ausstellungen an der Akademie sowie mit Ursula Ströbele, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München und Leiterin des dortigen Studienzentrums zur Kunst der Moderne und Gegenwart.

19.30 Uhr
Sabeth Buchmann und Ilse Lafer
Abschließende Bemerkungen

 
Archiv-Screenshot:

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