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The Spring Curatorial Program: Margareta Kern, Brandon LaBelle Event
17:30h–19h
Margareta Kern: Thursday War
Lecture Perfomance
Im Rahmen des Spring Curatorial Program 2022: Art Geographies.
Die Lecture-Performance von Margareta Kern kombiniert das Autobiografische, das Fiktive und das Faktische miteinander, um repräsentative Möglichkeiten zu erkunden, den militaristischen Rahmen aufzubrechen.
Irgendwo zwischen Anglia und Fantasia führt uns das Narrativ durch die Ereignisse, die durch ein Küchenfenster beobachtet werden: Schiffe trainieren für einen kommenden Krieg, Chinook-Hubschrauber fliegen auf niedriger Höhe, nach Meeressäugetieren benannte U-Boote sammeln Geheimnisse. Nach fiktiven Szenarien choreografiert, wurden diese kriegsspielerischen (P)re-Enactments von der britischen Marine als „Thursday War” bezeichnet.
Durch das Zusammentragen des über sechs Jahre gesammelten und aufgenommenen Materials – dokumentarisches und archivarisches Filmmaterial, Briefkorrespondenzen, lokale Berichterstattungen, Tweets des Militärs – deutet Kern eine Reihe von Fragen und Problemen an, die sich auf Repräsentation beziehen: Sie thematisiert die (Un)fähigkeit von Bildern, der militaristischen Logik Widerstand entgegenzusetzen, während sie zugleich das Potential der (Auto)Fiktion in den Raum stellt, Gegenbilder dazu zu produzieren.
Margareta Kern (Bosnien und Herzegowina/Vereinigtes Königreich) ist eine bildenden Künstlerin, deren Arbeit sich mit der komplexen Beziehung zwischen Technologien der Wahrnehmung, Macht- und Kontrollmechanismen und Prozessen der Subjektbildung beschäftigt. Ihre Arbeiten wurden vielerorts gezeigt, unter ihnen finden sich das Kreuzberg Museum Berlin (2019), die Biennale von Whitstable (2018), Galerija Nova (2017), das Kulturzentrum Belgrad (2015), The Photographers Gallery (2015), Tate Modern (2013) und viele andere. 2013 erhielt sie den 54. October Salon Award und wurde kürzlich mit der von der Arts Council England unterstützten Residency an der Birkbeck School of Law ausgezeichnet (2019). 2021 wurde ihr Text „Dream State: hugs, dreams and British psychopolitics“ vom Harun Farocki Institut und dem Journal of Visual Culture veröffentlicht, er kann hier zur Lektüre abgerufen werden. Derzeit ist Kern PhD-Kandidatin an der University of Arts London und entwickelt ihre praxisorientierte Doktorarbeit über den subversiven Gebrauch von Fiktion innerhalb der zeitgenössischen Kunst.
19h–20:30h
Brandon LaBelle: Towards the work of Acoustic Justice
Präsentation
Im Rahmen des Spring Curatorial Program 2022: Art Geographies.
Die Präsentation stellt die Frage nach Akustik als kritischen und kreativen Rahmen. Genauer genommen wird Akustik weder als eine Eigenschaft des Raumes noch als ein spezialisiertes Wissen aufgefasst werden, sondern vielmehr als eine soziale und politische Fragestellung. In welcher Weise beeinflussen akustische Normen und Ökonomien die Erfahrungen und Fähigkeiten des Zuhörens und Sozialisierens innerhalb bestimmter Umgebungen? In diesem Sinne wird Akustik als ein performatives Feld verstanden, das Auswirkungen auf die Artikulationen und die Ausdrucksformen von Handlungsfähigkeit hat. In Übereinstimmung damit wird Akustik als die Grundlage einer Reihe von Praktiken theoretisiert werden, die sich an Orientierung und Reorentierung, Synchronisation und Synkopierung, Konsonanz und Dissonanz abarbeiten. Beispielsweise können durch Praktiken, die auf Rhythmus und Echo, Geräusch und das Herstellen von schwingenden Konstruktionen aufbauen, Spannungen hinsichtlich Fragen der Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit verhandelt werden. In Einklang mit einem kritischen Verständnis von Akustik kann in weiterer Folge die Auffassung der Handlungsfähigkeit, die für gewöhnlich aus einer Erscheinungsform und Lesbarkeit abgeleitet wird – also aus einem Sichtbarmachen – , umgeschrieben werden. Ich bin daher vielmehr daran interessiert, wie die Fähigkeit, Lautstärken hinauf- und hinunterzuschalten, Rhythmen neu zu erarbeiten, dominante Tonalitäten bestimmter Kontexte ein- bzw. umzustellen, dazu beitragen kann, dass das eigene Recht auf Zuhören gefördert wird.
Brandon LaBelle ist ein in Berlin lebender Künstler, Autor und Theoretiker. Seine Arbeit beschäftigt sich mit Fragen der Handlungsfähigkeit, Gemeinschaft, Piratenkultur und Poetik, die er in einer Reihe von kollaborativen und para-institutionellen Initiativen artikuliert hat, unter diesen finden sich: The Listening Biennial and Academy (2021-), Communities in Movement (2019-), The Living School (mit der South London Gallery, 2014-16), Oficina de Autonomia (2017), The Imaginary Republic (2014-19), Dirty Ear Forum (2013-), Surface Tension (2003-2008), und Beyond Music Sound Festival (1998-2002). 1995 gründete er „Errant Bodies Press“, ein unabhängiges Verlagsprojekt, das Arbeiten unterstützt, die sich im Feld von Sound Art und Sound Studies, Performance und Poetik, Artistic Research und zeitgenössischem politischen Denken bewegen. Zu seinen Publikationen zählen: The Other Citizen (2020), Sonic Agency (2018), Lexicon of the Mouth (2014), Acoustic Territories (2010, 2019), and Background Noise (2006, 2015). Sein neuestes Buch, Acoustic Justice (2021), argumentiert für ein akustisches Modell, das Fragen sozialer Gleichberechtigung verhandeln kann.