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The Spring Curatorial Program: Weaving the Old World’s Shroud Event
Weaving the Old World’s Shroud: Decolonization, Arts, Struggles
Vortrag von Françoise Vergès
Im Rahmen des Spring Curatorial Program 2022: Art Geographies.
Françoise Vergès: Weaving the Old World’s Shroud: Decolonization, Arts, Struggles [Das Leichentuch der Alten Welt weben: Dekolonisation, Kunst, Kämpfe]
„Dekolonisation ist ein historischer Prozess”, schrieb Frantz Fanon. Wofür steht Dekolonisation und wie kann sie in einer Ära der zunehmenden Ungleichheiten, des Extraktivismus, der Gewaltausübung durch den Staat, im Kontext des neoliberalen, faschistischen, patriarchalen und rassifizierten Kapitalismus praktiziert werden? Was meinen wir, wenn wir von der Dekolonisation der Künste sprechen?
Françoise Vergès ist eine Aktivistin im Bereich Antirassismus, Feminismus und Bildung, sie ist Autorin und Intellektuelle. 2015 war sie Mitbegründerin von Decolonize the Arts (Frankreich), einer Initiative, die auch eine offene Universität organisierte (2016-2019). Sie wuchs in einer intellektuellen, antikolonialen und feministischen Familie auf La Réunion auf, einer französischen Postkolonie. Sie hat in Algerien, Frankreich, Mexiko, USA und im Vereinigten Königreich gelebt. Als sie Mitte der 70er für ein feministisches Magazin und Verlagshaus arbeitete, sammelte sie Zeugenaussagen zu Folter, Mord, das Verschwinden von Menschen und Repression in Ländern, die unter einer Militärdiktatur (Chile) standen bzw. in denen Bürgerkrieg herrschte (Salvador). Françoise Vergès verließ 1983 Frankreich, um in die USA zu ziehen. Sie arbeitete zwei Jahre lang „illegal”, bevor sie sich 1986 in das Bachelor-Programm „Political Science and Women’s Studies” an der San Diego State University einschreiben konnte, das sie mit summa cum laude abschloss. An die University of California in Berkeley aufgenommen, erwarb sie dort ihren PhD in Politischer Theorie (1995). Zwischen 2004 und 2010, als sie Co-Direktorin des wissenschaftlichen und kulturellen Programms eines auf La Réunion geplanten Museums wurde, schlug sie „ein Museum ohne Objekte” vor. Sie war Präsidentin des Französischen Nationalkomitees für die Erinnerung und Geschichte der Sklaverei (2008-2012), Projektberaterin an der documenta 11 und Organisatorin der dekolonialen Besuche „The Slave in Le Louvre. An Invisible Humanity” (Paris Trienniale, 2012 und fortlaufend). Sie kollaboriert mit Filmemacher*innen und Künstler*innen und ist Autorin von Filmen über karibische Schriftsteller*innen. Über die letzten zehn Jahre hinweg organisierte sie Workshops mit Künstler*innen of Color, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen. Gegenwärtig schreibt sie über zwei Thematiken, die (unmögliche) Dekolonisation des Museums sowie Abfall, racial Capitalocene und Gender. Jüngste Publikationen: A Feminist Theory of Violence, 2021: De la violence colonial dans l’espace public, Une théorie feminist de la violence; 2020: A Decolonial Feminism, The Women’s Womb. Capitalism, Race, Feminism, Resolutely Black, Conversations with Aimé Césaire; 2019, “Waste, Race, Gender and Capitalocene” e-flux, 2019.