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Im Dialog: Kunst und Medizin Event
Vom „orthopädischen Filmzirkus“ zur belebten anatomischen Präparation
Wieder-bewegte und wieder-belebte Körper in Wiener medizinischen Filmen des 20. Jahrhunderts.
Der erste in Wien produzierte dokumentierte medizinische Film zeigt das schlagende Herz eines Hundes während einer Vivisektion am Physiologischen Institut 1896. Viele weitere Produktionen von wissenschaftlichen Lehr- und Forschungsfilmen aus unterschiedlichen klinischen Disziplinen, an denen Professor:innen der Universität mitwirkten, folgten. Was verraten uns diese multimedialen medizinischen Laufbilder über vergangene und gegenwärtige Forschungs- und visuelle Vermittlungspraktiken? Wie sahen die Praktiken des Lehrens und Zusehens aus, welche Reaktionen wurden und werden ausgelöst bei der Darstellung von gesunden und krankhaften Organen, Körpern, Bewegungsabläufen, von invasiven Operationen und neurodiversen sowie neurotypischen Verhalten und mikrokinematografischen Phänomenen, die nicht mit bloßem Auge sichtbar sind?
An der Schnittstelle zwischen Kunst und Medizin präsentiert sich die technische Visualisierungsform – Kinematographie – sowohl als diagnostisches und therapeutisches Instrument als auch populäres Vermittlungs- und Werbemittel, das auch in digitalen Zeiten Forscher:innnen und Archivar:innen in der Medizingeschichte und den Medical Humanities neu herausfordert.
Katrin Pilz ist Historikerin und Kulturwissenschaftlerin. Ihre Dissertation über die frühe medizinische Kinematographie in Brüssel und Wien ist Teil eines gemeinsam betreuten Doktoratsstudiums an der Université Libre de Bruxelles (ULB) in Kooperation mit der Universität Wien. Im vom FWF geförderten Projekt „Die Praktiken des Lehr- und Unterrichtsfilms in Österreich“ ist sie als Key Researcher am LBI for Digital History tätig. Sie Die Schwerpunkte ihrer Vortrags-, Publikations- und Forschungstätigkeit liegen auf der visuellen Geschichte von Medizin und Wissenschaft sowie auf Stadtgeschichte, Körperpolitik und Lehrfilmgeschichte. Sie ist Mitglied internationaler wissenschaftlicher Netzwerke, wie Berkeley-Tübingen-Wien-Harvard (BTWH), History of Medicine in Belgium und der Arbeitsgruppe für Medizingeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien.
Im Dialog: Kunst und Medizin
In den historischen Sammlungen des Josephinums sind die engen Verflechtungen von Kunst und Medizin allgegenwärtig. Die Veranstaltungsreihe nimmt das zum Anlass, um anhand ausgewählter Beispiele den Fokus auf die Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Feldern zu richten. Die Vorträge widmen sich den Beziehungen von Film und Medizin, Psychiatrie und Literatur, Krankheitsdarstellungen und künstlerischer Praxis und in einem abschließenden Symposium dem nackten Körper aus medizinischer und künstlerischer Perspektive.
Termine
12.10.2022, 18 Uhr Katrin Pilz (Ludwig Boltzmann Institute for Digital History, Wien), Vom „orthopädischen Filmzirkus“ zur belebten anatomischen Präparation: Wieder-bewegte und wieder-belebte Körper in Wiener medizinischen Filmen des 20. Jahrhunderts
09.11.2022, 18 Uhr Psychiatrie, Literatur, Bohème – Erschütterungen und unerwartete Konstellationen. Buchpräsentation und kommentierte Lesung mit Heinz-Peter Schmiedebach (Charité Berlin), Birgit Minichmayr und Christoph Grissemann
14.12.2022, 18 Uhr Henrik Eßler (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), Krankheit gestalten – Konzepte von Naturtreue und Kunst in der Moulage
19.01.2023, 14 Uhr Der nackte Körper in Kunst und Medizin. Symposium mit Verena Gamper (Leopold Museum Wien), Alys X. George (Stanford University), Sabine Wieber (University of Glasgow) u.a.
Konzept
Monika Ankele, OE Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin, MedUni Wien
Anmeldung unter: einladungen@josephinum.ac.at