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Ines Kleesattel: Que(e)r durch die Zeit hexen Event
18h | Auditorium
Ines Kleesattel
Que(e)r durch die Zeit hexen: Counter-Spelling, kreatives Aushecken und kritische Spekulation
Heinrich Kramer hat sich verspekuliert – obwohl der böse Spell, den sein Hexenhammer 1486 beschwor, zunächst tatsächlich misogyn tödliche Wirkmacht entfaltete. Es war Kramers Buch, das spezifisch Frauen* zu ›Hexen‹ erklärte und die frühneuzeitliche Hexenverfolgung mit legitimierte. Doch Jahrhunderte später verkehrt sich etwas, wenn Feminist*innen ihrerseits rufen: »Zittert, zittert, die Hexen sind wieder da!« (Donne in Rivolta 1977).
Und wenn heute Hexenkünste noch immer im Aufwind sind, zumal in Gegenwartskunst und -kultur, sollten wir nicht vergessen: Feministisches Hexen ist weder Unmittelbarkeitszauber noch ursprünglich ›weibliche‹ Kunst. Es antwortet vielmehr kritisch-spekulativ; ist Counterspell, hext que(e)r durch die Zeit in »Temporal Drag« (Freeman) – und kehrt Kramers Schadenszauber gewitzt gegen den Strich.
Ines Kleesattels Vortrag diskutiert, inwiefern feministische Hexen-Wi(e)deraneignungen herrschaftskritisch agieren und geschundene Möglichkeitssinne kurieren. Mit den ästhetisch-forschenden Hexenkursen Doris Stauffers, dem politischen Spiritualismus Starhawks und Isabelle Stengers Ökosophie argumentiert sie, dass Hexen eine zugleich spekulative und kritische Praxis sein kann.
Ines Kleesattel ist Philosophin, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin und womöglich Hexpertin; seit kurzem außerdem Professorin für Vermittlung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel.