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Montag
17. April
2023
ab
13:30
Uhr
Theorie Zeitgenössische Kunst Vortrag

documenta zwischen Denazifizierung und Dekolonisierung
Gastvortrag im Rahmen der VO Globale Gegenwartskunst

Eines der Ziele der ersten documenta im Jahr 1955, dem Jahr der Unabhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland, war die Rehabilitierung der modernen Kunst, die von den Nazis in den Ausstellungen der sogenannten entarteten Kunst verfemt worden war. Während die documenta daher lange als Ausdruck von Denazifizierung und Demokratisierung wahrgenommen wurde, deren Macher* einen radikalen Bruch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit vollzogen, wird Nanne Buurman in ihrem Vortrag darauf eingehen, wie die Ausstellungsreihe nicht nur als „Waffe im Kalten Krieg“ diente, sondern auch von einigen ihrer Gründerväter zum Weißwaschen der deutschen Kunst/Geschichte eingesetzt wurde, einschließlich ihrer Rollen innerhalb der Kulturpolitik des „Dritten Reiches“. Indem sie die sozial reproduktiven (und reparativen) Funktionen der documenta als kulturelle Heilanstalt westdeutscher Identitäten in den Blick rückt, wird Buurman erörtern, wie die Institution einen Rahmen bot, in dem völkisch-nationalistische Ideen, Konzepte und Formen für neue politische Zwecke recycelt, gereinigt und resignifiziert werden konnten. Auf der Grundlage ihrer künstlerischen, kuratorischen und wissenschaftlichen Forschungen zu documenta as a Hauted House wird der Vortrag einige der untoten Geister des Nationalismus und Kolonialismus in den Blick nehmen, die das „100-Tage-Museum“ seit der Nachkriegszeit immer wieder heimsuchten, um über das politisch ambivalente Erbe der Moderne und sein un/heimliches Fortleben in epistemologischen, ökonomischen und kulturellen Infrastrukturen bis heute nachzudenken.

Nanne Buurman forscht, lehrt und publiziert zu kuratorischen Praktiken, Gender, Arbeit und Globalisierung im Feld der zeitgenössischen Kunst, zur Geschichte und Gegenwart der documenta und zu NS-Kontinuitäten in Kunst und Kultur. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin für documenta- und Ausstellungsstudien war sie 2018–2020 am Aufbau des documenta-Instituts sowie an der Gründung des Transdisziplinären Forschungszentrums für Ausstellungstudien TRACES beteiligt. 2020-2022 ko-leitete sie die dis_continuities Gruppe zur künstlerischen und wissenschaftlichen Erforschung von NS-Kontinuitäten bei der documenta. Darüber hinaus war sie an zahlreichen Kunstvermittlungs-, Ausstellungs- und Publikationsprojekten beteiligt. Sie ist Mitherausgeberin der Bände documenta. Curating the History of the Present (2017, mit Dorothee Richter), Situating Global Art. Temporalities – Topologies – Trajectories (2018, mit Sarah Dornhof, Birgit Hopfner, Barbara Lutz) sowie Networks of Care. Politiken des (Er)haltens und (Ent)sorgens (2022, mit Anna Schäffler und Friderike Schäfer). Sie ist Mitgründerin der Webplattform documenta studien (mit Nora Sternfeld, Carina Herring, Ina Wudtke).

 
Archiv-Screenshot:

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