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European Kunsthalle: For More Than One Voice Event
FOR MORE THAN ONE VOICE, 12./13. MAI & 15.–17. MAI 2023
Die nächsten beiden Episoden von „For More Than One Voice” präsentieren „Material Voices“ von bulegoa z/b, einem Kuratorenkollektiv aus Bilbao, und „Feminist Storytelling. Weaving Transgenerational Archives“, ein langfristiges Forschungsprojekt der Filmemacherin Marta Popivoda und der Autorin/Dramaturgin Ana Vujanović. Die erste Episode thematisiert den Mangel an mündlichen Überlieferungen zum weiblichen (unabhängigen) Kuratieren und feministischer kuratorischer Arbeit, die zweite das Storytelling als „Tragetasche“ (Le Guin) mit dem Potenzial, einen transversalen politischen Raum zu eröffnen.
Alle Veranstaltungen finden in englischer Sprache statt. Wir bemühen uns jedoch um Lösungen, sollten andere Sprachen für die Fragen und Antworten im Anschluss bevorzugt werden.
MATERIAL VOICES
Material Voices: Thinking Exhibition Making through Voice, Body and Space
Vorträge von Leire Vergara und Miren Jaio, bulegoa z/b und ein Soundbeitrag von Anxxxious_t&Landa
Freitag, 12. Mai 2023, 19 Uhr
Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
„Material Voices entstand, nachdem wir die Erzählungen einiger Kuratorinnen über ihre meist spärlichen, verstreuten und fragmentierten Archive gehört hatten. Deren fragiler Status machte uns den flüchtigen Charakter des Ausstellungsformats und auch das Zerbrechliche von Praktiken bewusst, die üblicherweise im Rahmen freier Tätigkeit durchgeführt werden. Material Voices entstand aus dem Wunsch heraus, dieser Unsicherheit Aufmerksamkeit zu schenken und andere Wege zu finden, das Medium der Ausstellung zu denken sowie sich von der weiblichen Stimme hin zu einem gender-diversen Narrativ zu bewegen.“ (bulegoa z/b)
Bulegoa z/b ist ein Büro für Kunst und Wissen im Stadtteil Solokoetxe in Bilbao. Es handelt sich um eine Initiative, die aus einem gemeinsamen Interesse an Themen wie kritischen pädagogischen Praktiken, situiertem Wissen und kollaborativen Methoden, Feminismus und dekolonialer Perspektive, Prozessen der Historisierung und kultureller Übersetzung sowie sozialem Wandel und seinem Verhältnis zur Kunst entstanden ist. Bulegoa z/b organisiert Seminare, Präsentationen, Filmvorführungen, Performances, Vorträge, Gespräche und andere Aktivitäten. Mitglieder von Bulegoa z/b sind Beatriz Cavia, Miren Jaio und Leire Vergara. Silvia Coppola ist für die Produktion und Auria Etxeandia für die Kommunikation zuständig.
Material Voices: Feminist Genealogies of the Work of Making Exhibitions
Workshop mit Leire Vergara, Miren Jaio (bulegoa z/b) und der European Kunsthalle
Samstag, 13. Mai 2023, 11–17 Uhr
Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
Anmeldung unter europeankunsthalle @ gmail.com
Material Voices, ein von Bulegoa z/b (Bilbao) im Jahr 2021 initiiertes Projekt, stellt unter anderem folgende Fragen: Was bedeutet es, Ausstellungen aus einer feministischen Perspektive zu gestalten? Welche Art von Genealogien werden aus der Untersuchung solcher Arbeitsweisen hervorgehen? Werden diese Genealogien in der Lage sein, andere etablierte Genealogien in Frage zu stellen? An welche Grenzen stößt die kuratorische Praxis als unabhängige Praxis im Verhältnis zu institutionellen Rahmenbedingungen? Und was macht eine Ausstellung zu einem außergewöhnlichen Experimentierfeld für die Umsetzung situierter Arbeitsweisen? Diese und weitere Fragen sollen in diesem Workshop erörtert werden, um über die Möglichkeiten einer kollektiven Forschung zur Ausstellungsarbeit aus feministischer Perspektive nachzudenken.
FEMINIST STORYTELLING. WEAVING TRANSGENERATIONAL ARCHIVES
Landscapes of Resistance
Ein Film von Marta Popivoda
Montag, 15. Mai 2023, 20 Uhr
Admiral Kino, Burggasse 119, 1070 Wien
Wie kann eine Landschaft sprechen?
Das ist, als würde man sich fragen, ob das Gras, die Grillen
oder der Teich nur eine Kulisse des Geschehens sind
oder, mit ihren Schatten, Tiefen, Geräuschen,
Teilnehmer des Geschehens,
die darauf warten, zu Erzählern zu werden.
„Landscapes of Resistance“ (2021, 95. Min) ist eine Reise entlang der Erinnerungen der antifaschistischen Kämpferin Sonja (97), einer der ersten Partisaninnen in Jugoslawien, die auch zu den Anführerinnen der Widerstandsbewegung in Auschwitz gehörte. Während Sonja spricht, reisen wir durch die Landschaften ihrer revolutionären Jugend, wie sie sich heute präsentieren – die serbischen Wälder und Berge, das schlammige Gelände von Auschwitz und Sonjas kleines Haus in Belgrad, wo sie mit ihrem Mann und ihrer Katze lebt. Sonja ist eine großartige Erzählerin, die mühelos von vergangenen Ereignissen zu berichten weiß und uns so direkt in jene besondere Atmosphäre und Mentalität hineinzieht, aus der der antifaschistische Widerstand entstanden ist. Wir lassen ihre Geschichte durch die Zeit reisen, hin zu einer neuen Generation von Antifaschist:innen – um zu zeigen, dass Widerstand stets gedacht und praktiziert werden kann.
Im Anschluss findet ein Gespräch mit der Regisseurin statt.
Marta Popivoda ist Filmemacherin, Künstlerin und Forscherin und lebt und arbeitet zwischen Berlin und Belgrad. Hauptthemen ihrer Arbeit sind das Spannungsverhältnis zwischen Erinnerung, Geschichte und Ideologie sowie die Beziehungen zwischen kollektiven und individuellen Körpern. Popivoda nähert sich diesen Themen aus einer feministischen und queeren Perspektive. In ihren jüngsten Arbeiten verwendet sie Landschaftsdramaturgie, feministisches Storytelling und eine radikale Verlangsamung, um Sprachbilder und Szenen der (antifaschistischen) Erinnerung zu produzieren. Ihr erster Dokumentarfilm, „Yugoslavia, How Ideology Moved Our Collective Body“, wurde auf der 63. Berlinale uraufgeführt und später auf vielen internationalen Filmfestivals gezeigt. Der Film ist Teil der Filmsammlung des MoMA New York und wird in „What Is Contemporary Art?“ gezeigt, dem Kurs des MoMA über zeitgenössische Kunst von 1980 bis heute. Ihr zweiter Dokumentarfilm, „Landscapes of Resistance“, wurde im Tiger-Wettbewerb des 50. Internationalen Filmfestivals Rotterdam uraufgeführt, auf mehr als 50 Filmfestivals weltweit gezeigt und mit mehr als zehn Preisen ausgezeichnet. Popivodas Arbeiten wurden in bedeutenden Institutionen, u.a. der Tate Modern London, dem MoMA New York, dem MAXXI Rom, dem M HKA Antwerpen, dem Museum of Modern Art + MSUM Ljubljana gezeigt. Sie erhielt den renommierten Berliner Kunstpreis für Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin und den Edith-Russ-Haus Award for Emerging Media Artists. Im Jahr 2022 wurden ihre Arbeiten auf der 12. Berlin Biennale, der Manifesta 14 und der 59. Belgrader Biennale. Popivoda unterrichtet regelmäßig Film an der SNDO, der Universität der Künste in Amsterdam, und der Oslo National Academy of the Arts. Sie schätzt die kollektive Praxis des Kunstschaffens und der Forschung und war viele Jahre lang Teil des Kollektivs Walking Theory. Heute arbeitet sie häufig mit der Theoretikerin und Dramaturgin Ana Vujanović bei der Produktion von Filmen, Videoinstallationen und Performances zusammen.
Feminisming Storytelling
Vortrag von Ana Vujanović
Dienstag, 16. Mai 2023, 19 Uhr
Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
„Mein Vortrag beschäftigt sich mit dem Geschichtenerzählen, das in der europäischen Kultur traditionell als eine diskursive Praxis von Frauen angesehen wird. Ausgehend von Adriana Cavareros Darstellung der sozio-historischen Gründe für diese Verortung in der Sphäre des Weiblichen werde ich historische Erzählräume wie Küchen und Märkte sowie ihre epistemologische Differenz zu den Diskursen der Philosophie und Politik aufarbeiten. Dann werde ich dazu anregen, darüber nachzudenken, wie eine Praxis von Frauen zu einer feministischen Praxis werden kann, in der ‚das Weibliche‘ zu einem politischen Prozess wird, der wiederum sexuelle und geschlechtliche Binaritäten sowie die des öffentlichen und privaten Bereichs überschreitet.“ (Ana Vujanović)
Ana Vujanović konzentriert sich als Kulturarbeiterin – Forscherin, Autorin, Dramaturgin, Dozentin – darauf, kritische Theorie, zeitgenössische Kunst und eine sozialistisch-feministische politische Haltung zusammenzubringen. Seit 2016 ist sie Teammitglied und Mentorin an der SNDO, Amsterdam, und seit 2022 Gastprofessorin am HZT Berlin. Sie war Gründungsmitglied der in Belgrad ansässigen theoretisch-künstlerischen Plattform TkH [Walking Theory] und Herausgeberin des TkH Journal for Performing Arts Theory. Mehrere Jahre lang engagierte sie sich besonders für die Stärkung der unabhängigen Kulturszene in Belgrad und im ehemaligen Jugoslawien. Parallel veröffentlichte sie zahlreiche Artikel und Bücher, zuletzt „A Live Gathering: Performance and Politics in Contemporary Europe“ (2019), hg. mit L. A. Piazza, und „Toward a Transindividual Self: A Study in Social Bramaturgy“ (2022), mit B. Cvejic. Als Dramaturgin ist sie in den Bereichen Performance, Tanz und Video/Film tätig, zuletzt im Dokumentarfilm „Landscapes of Resistance“ (2021) unter der Regie von M. Popivoda.
Mittwoch, 17. Mai 2023, 11:00 – 17:00
Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
The Carrier Bag
Workshop mit Marta Popivoda, Ana Vujanović und Gästen
Anmeldung unter europeankunsthalle @ gmail.com
Der Workshop ist eine Hommage an das Geschichtenerzählen als Entscheidung oder Schicksal. Der Vormittag ist der Lektüre von Ursula K. Le Guins Essay „The Carrier Bag Theory of Fiction“ gewidmet. Um einen generationsübergreifenden Lernprozess zu fördern, werden wir am Nachmittag einen gemeinsamen Besuch und eine kollektive Interviewsituation mit einigen Wiener Feministinnen, die Geschichten erzählen, organisieren. Dabei werden wir nicht nur ihre Geschichten kennen lernen, sondern vor allem auch, wie man intensiv zuhört.
„For More Than One Voice“ wird von der Stadt Wien Kultur und dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport gefördert.