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Diskussionsrunde mit Wolfgang Amann, Maja Lorbek, Simone Hain, Ursula Schneider und Theresia Vogel-Lahner.
Forschung ist in der österreichischen Architektur kein zentrales Thema, wenn man die Entwicklungsarbeit, die ArchitektInnen im Rahmen ihrer Entwurfs- und Planungstätigkeit jeden Tag leisten, nicht darunter subsumieren will. Die in den 1970er und 80er Jahren sehr wichtige Wohnbauforschung führt seit der Ver länderung der Wohnbauförderung 1988 ein Mauerblümchendasein, und in den Förderprogrammen zum Thema Creative Industries war die Architekturbranche bisher keine vordringliche Zielgruppe.
Diese Situation spiegelt die Lage der Baubranche insgesamt wider: Während die gesamtösterreichische Forschungsquote im vergangenen Jahr bei 2,43% des Bruttoinlandsproduktes lag, dümpelt die Bauwirtschaft bei 0,24%, also einem Zehntel, dahin. Die vor einem Jahr erstellte „Potenzialanalyse Bauwirtschaft“ des Wohnbauforschers Wolfgang Amann teilt die Branche in die Teilfelder bauausführende Wirtschaft, Bauprodukte, Bauträgerschaft und Planung sowie sonstige Dienstleistungen wie Finanzierung und Verwaltung. Es geht also nicht nur um Bauunternehmen, sondern sehr wohl auch um Forschung von ArchitektInnen, ob nun in Kooperation mit den anderen Teilfeldern oder nicht: die Querschnittsmaterie Baukultur erfordert interdisziplinäre Zugänge zur Lösung der wichtig sten Probleme. Wenn man an historische konzeptuelle, forschende Zugänge zur Architektur wie Schütte-Lihotzkys Frankfurter Küche und Anton Brenners Wohnmaschine denkt, wird klar, welche Potenziale auch hier bestehen.
Um den aktuellen problematischen Zustand in der Forschung zu verbessern, startete im vergangenen Herbst die Forschungsförderungsgesellschaft FFG des Bundes die „Brancheninitiative Bauwirtschaft“: die bisher etwa 6 Millionen EUR Forschungsförderung, die pro Jahr in den Baubereich fließen, sollen nun verdoppelt werden. Mittel dafür sind einerseits themenspezifische Programme wie „Haus der Zukunft“ und andererseits allgemeine Förderungsprogramme auf staatlicher und EU-Ebene. Bereits zuvor gründete sich die Austrian Construction Technology Platform (ACTP) mit dem Ziel, ein Forschungsnetzwerk zum Thema aufzubauen: dort harren die Fokusgruppen „Gebäude und Städte“ sowie „Prozesse und Informations- und Kommunikationstechnologie“ derzeit noch einer kompetenten Besetzung.
Auch der aktuelle Baukulturreport an die österreichische Bundesregierung, dessen Bedeutung im neuen Regierungsprogramm unterstrichen wurde, fordert verstärkte Anstrengungen im Forschungsförderungsbereich als Weg zur Verbesserung der österreichischen Baukultur: für eine solche Verbesserung müssten alle betroffenen Kräfte zusammenarbeiten, AuftraggeberInnen ebenso wie PlanerInnen, ProduzentInnen und Ausführende, BeraterInnen und DienstleisterInnen – nicht nur, aber auch in der Forschung.
Um die neuen Initiativen vorzustellen sowie damit zusammenhängende Fragen anzusprechen, lädt die ÖGFA zu dieser Diskussionsrunde: Sind ArchitektInnen bedeutsame PartnerInnen für die angewandte Forschung im Baubereich? Reichen die neuen Instrumente und Initiativen aus, um die österreichische Bauforschung massiv zu verstärken? Wie steht es um die Verbindung zwischen Architekturausbildung und Bauforschung? Wo liegen österreichische Stärken und Schwächen in diesen Forschungsfeldern, wo müsste mehr getan werden? Welche Bedeutung hat Forschung zu Planungsmethoden, integrativer Planung und anderen Themen aus dem Architekturkontext in diesem Zusammenhang? Welchen Einfluss haben Vergabemethoden auf Innovation beim Bauen? Können Bauherren Motoren der Innovation sein? Und könnte die Wohnbauförderung zu mehr Forschung in diesem Bereich beitragen?
Moderation: Christian Kühn
