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Eröffnung: Do, 21. Juli, 2011, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 22.07.2011 - 01.09.2011
Open Call für Wettbewerb
Der Kunstbetrieb und sein System: Kuratoren, Direktoren, Dramaturgen, Intendanten, Präsidenten, Ausschreibungen, Lektoren, Wettbewerbe, Jurys. Während in einer säkularisierten Welt höfische Abhängigkeitsverhältnisse dem Fair Play des demokratischen Wettbewerbs gewichen sind, herrscht in der Kunstwelt noch der brüderliche Nepotismus. Die Fädenzieher stricken ihr Netzwerk breiter, die Schlaufen enger, Knoten - punkte werden angelegt, alles unterliegt der engmaschigen Aufmerksamkeitsökonomie. Karrieren werden von Empfehlung zu Empfehlung weiter gerufen, Bedeutung durch Wiederholung und Referenz kon - stituiert. Foucault schuf in seinem Vortrag “Ordnung des Diskurses” (1970) den Begriff der “Diskursgesellschaften”, die sich auf Ausschließungssysteme, interne Prozeduren und Verknappung der sprechenden Subjekte gründen. Diese Diskursgesellschaften perpetuieren sich auch im Betriebssystem Kunst zunächst einmal selbst. Vielleicht ist diese Status-Affirmation die Hauptaufgabe jedes Gremiums, jeder Jury. Doppelt ge- und verknüpft ist die Autorität besser gerüstet gegen die Konkurrenz, zugleich ist jede vergebene Gabe ein investierter unsichtbarer Kredit: geförderte Karrieren fallen auf einen zurück, gescheiterte werden vergessen, Preise werden schließlich immer nur verliehen, dem Verleiher sei Dank, man bekommt schließlich nichts geschenkt. Der Phalanx der Glücklichen, der Auserwählten, der Gewinner und Beachteten steht die Heerschar der Verlierer, der Erniedrigten und Beleidigten gegenüber. Aber warum diesem System überhaupt Beachtung schenken? Artmarket- Art folgt den ökonomischen Regeln, Künstlerbiografien liegen passgenau auf ästhetischen Kriterien, diese Alleinstellungsmerkmale – einmal etabliert – sollten möglichst nicht verlassen werden. Eine Seerose ist eine Seerose, eine Sonnenblume ist eine Sonnenblume, ein Ei ein Ei; der Markt will sich erinnern können, das wusste bereits Martin Kippenberger. KünstlerInnen, die diesen ästhetischen Backformen nicht entsprechen wollen, haben es naturgemäß schwerer, wer sich der Wiederholung und Erkennbarkeit entziehen oder gar politisch engagiert arbeiten will, der muss sich noch intensiver überlegen, wie er zumindest prekär von der Kunst leben will.
In der ökonomischen Welt der Dauerkreativität und dem Künstler als Kritiker und gleichzeitigem Vorreiter und Legionär des Neoliberalismus könnte ein generelles Grundeinkommen all die vielen Verletzungen durch verfilzte Machtstrukturen verarzten, schließlich wissen wir seit Beuys: Jeder Mensch ist ein Künstler. Das aufmerksamkeitsökonomische Problem ist nur: Welcher Künstler will das denn?
