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Material Culture
Künstler und Künstlerinnen aus Osteuropa missverstehen, so scheint es jedenfalls, nicht selten die kritische Funktion der Kunst, wie sie sich im Westen etabliert hat. Statt Widerstand zu leisten oder die Regeln der kapitalistischen Gesellschaft zumindest zu unterlaufen, erliegen sie sichtlich den Verlockungen des Luxus und streben schamlos nach materiellem Erfolg.
Die Arbeiten von Anetta Mona Chi?a & Lucia Tká?ová thematisieren den Sturz Osteuropas in die Markwirtschaft. Dies tun sie mittels der alten avantgardistischen Strategie, Alltagsereignisse als künstlerisches Material zu verwenden. Wie auch ihre kommunistische Vergangenheit begreifen die Künstlerinnen den Kapitalismus als schiere Wirklichkeit, die es zu bearbeiten gilt.
Ähnlich wie beispielsweise Alexander Rodtschenko in Paris lassen sich Chi?a & Tká?ová von kapitalistischen Produkten und Ästhetiken bezaubern. Zugleich erkennen sie indes deren Veränderungspotential - ihr Potential, nicht nur die verdeckte kapitalistische Logik, sondern auch westliche Kritikmodi zu destabilisieren.
Die „Abteilung für materielle Kultur” war ein von Wladimir Tatlin geleitetes Departement am staatlichen Institut für künstlerische Kultur in St. Petersburg. Tatlin suchte nicht nach neuen Gegenständen, sondern versuchte, gerade die traditionellsten und rückständigsten Elemente der materiellen Kultur seiner Zeitgenossen in Modernes umzusetzen.
Auch Anetta Mona Chi?a & Lucia Tká?ová verstehen „materielle Kultur“ in einem weiteren Sinn, nämlich als Tendenz zum Materiellen und zur Vergegenständlichung. In ihrer Ausstellung sprechen sie auch noch die hartnäckigsten Klischees von Kunst und Leben an. Dabei entwickeln sie keine utopischen Alternativen, sondern wenden diese Klischees systematisch auf ihre Suche nach Veränderungen an und nutzen sie dadurch ab. (Dessislava Dimova)
Anetta Mona Chi?a (geboren 1975 in Nadlac, Rumänien) und Lucia Tká?ová (geboren 1977 in Banska Stiavnica, Slowakei) arbeiten seit 2000 zusammen. Beide Künstlerinnen studierten an der Universität der Bildenden Künste Bratislava und leben und arbeiten in Prag.
