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Schindler Lecture #11: Marc Barani - Méditerranées Event
Schindler Lecture #11: Marc Barani
Méditerranées
Méditerranées
Die Schindler Lecture #11 beschließt das heurige Frühjahrsprogramm der ÖGFA mit Marc Barani, einem der aufstrebenden französischen Architekten der mittleren Generation, die auf dem Sprung zu einer internationalen Karriere stehen. Spätestens seit seiner Nominierung zum Mies-van-der-Rohe-Preis 2009 ist er aufmerksamen Beobachtern auch in Österreich ein Begriff für präzise umgesetzte, aus dem jeweiligen topografischen und sozialen Kontext heraus entwickelte Projekte. Komplexität, Vielschichtigkeit, Interdisziplinarität sind Denkvoraussetzungen und Eckpunkte der Arbeitsweise dieses in Nizza und Paris angesiedelten Büros. Das Projekt für das intermodale Zentrum der Tramway von Nizza, das nach 8-jähriger Bearbeitungs- und Bauzeit 2008 mit dem Prix de l’Équerre d’Argent ausgezeichnet wurde stellt in Hinblick auf diesen Arbeitsansatz einen vorläufigen Höhepunkt dar: Es überlagert im wörtlichen Sinn die Endstation der neuen Tramway-Linie mit einer Remisen- und Wartungsanlage, dem Kontrollzentrum und Verwaltungsgebäude der Bahnlinie, einer P&R-Garage, einem Kulturzentrum sowie begehbaren Decks und Freiflächen, die die umliegenden Wohnhochhäuser mit der Stadt verbinden. Marc Barani reizt hier wie in anderen Entwürfen die Möglichkeiten von Architektur, Programme zu hinterfragen, in extremer Weise aus, unterzieht sie einem regelrechten Umbauprozess, um die Potenziale einer spezifischen Lage maximal wirksam werden zu lassen. Im Sinn von Sebastien Marot hat in den Arbeiten des Atelier Barani eine Umwertung der Prinzipien der Moderne stattgefunden: Die Situierung geht den programmatischen Fragen voraus, die gerade dadurch aber zum Gegenstand intensivster Auseinandersetzung werden und eine überraschende Frische gewinnen.
Räumliche und geografische Bezüge stehen im Mittelpunkt dieser Schindler Lecture. Die biografischen Wurzeln in Menton, dem Nachbarort von Le Corbusiers Altersrefugium Roquebrune-Cap-Martin an der Côte d’Azur, machen das Mittelmeer für Marc Barani zur unvermeidlichen Referenz. Ein Raum der ,,Differenzen” aber auch der ,,Familiarität”, dessen Horizont zugleich als ,,Basis” und als ,,Ort der Unbestimmtheit” in allen Projekten wirksam ist, zugleich ,,Distanz und Leere mit unbegrenzten Potenzialen”- im Plural: Méditerranées.
Mit den hier erstmals vorgestellten neuesten Projekten, der Bibliothek in Tripolis und dem Rafic Hariri Memorial in Beirut wird dieser geografische und kulturelle Raum definitiv zum Gegenstand der Arbeiten des Atelier Barani.
Marc Barani stand für uns seit langem für ein besonderes kuratorisches Anliegen: den zusehends - wirtschaftlich wie kulturell - an den Rand gedrängten Süden Europas (Barani würde vom Nordrand des Mittelmeers sprechen) als dynamischen Raum eigenständiger architektonischer Diskurse zur Debatte zu stellen.
Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.