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Brad Downey Event
BRAD DOWNEY (USA) 24.06. - 30.09.10 Vernissage Do. 24.06.10, 19h
Philipp Teuchtler ist einer der bekanntesten und zugleich umstrittensten Street-Art-Sammler Wiens. Niemand hat über die Jahre, ohne dafür zahlen zu müssen, so viel Street Art von den Straßen geklaubt wie Teuchtler. Dabei geht es Teuchtler nicht um den materiellen Wert der Dinge: Viele Stücke bleiben anonyme Fundstücke, ihre Urheber lassen sich nicht rekonstruieren, dadurch sind sie als Kunstwerke tatsächlich wertlos. Bei anderen Stücken war Teuchtler hingegen das Bewahren wichtig: Seine ganze Wohnung quillt mittlerweile über vor solchen vor der baldigen Zerstörung geretteten Artefakten. Teuchtlers Kritiker hingegen sagen, dass es ein Frevel sei, Street Art einfach mitzunehmen. Das würde ihre Intention doch auf den Kopf stellen! Es ist eine Debatte, die in der Welt der Street Art schon lange gärt.
Brad Downey wohnte als Gast des Künstlerstudioprogramms des quartier21 im Frühjahr 2010 für einige Wochen im Wiener MuseumsQuartier. Sydney Ogidan, Kurator des Wiener Street-Art-Festivals, betreute ihn und machte ihn bald mit Philipp Teuchtler bekannt. Downey besichtigte seine große Sammlung, auch die vielen unsignierten, anonymen Werke, die ihn zu einem speziellen Konzept inspirierten: Teuchtler stellte Downey zwölf anonyme Arbeiten aus seiner Sammlung zur Verfügung und Downey signierte sie inklusive Datierung und Nummerierung.
Die von Teuchtler aufgelesenen Objekte werden damit vom Künstler Downey ein zweites Mal geklaut. Während das erste Mal das materielle Ding entwendet wurde, geht es beim zweiten Mal der Autorenschaft an den Kragen. Der Pakt bewirkt zweierlei: Einerseits werden aus markttechnisch wertlosen, da anonymen Fundstücken ,,echte Downeys”, die nun den Wertbestand des Sammlers Teuchtler mehren - Abfall wird gleichsam alchimistisch in Gold verwandelt - andererseits verabreicht Downey dem Sammler- und Autorenwesen ein ,,Gift” - ein ,,Gift” sowohl in seiner deutscher als auch englischer Wortbedeutung, also ein ,,vergiftetes Geschenk”: Im vorliegenden Fall vernichtet es die anonymen Originalautoren der unsignierten Werke samt all ihrer Intentionen. Übrig bleiben re-appropriierte Ready-Made-Kunstwerke.
Brad Downey, 1980 in Kentucky/USA geboren, studierte Malerei an der Slade School of Fine Art in London sowie Film am Pratt Institute in New York. In seiner Kunst vereint er die Medien Film, Malerei, Installation, Skulptur und teilweise auch Performance. Durch humorvolle Manipulationen, Verfremdungen und Zweckentfremdungen zeigt er immer wieder verborgene Mechanismen der sozialen Ordnung auf, deutet auf wiederkehrendes institutionelles und öffentliches Verhalten hin und versucht, das Bewusstsein für soziale Kontrolle zu schärfen und dieser selbstbewusst entgegenzutreten.