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Ethnocineca 2010 - Ethnographic and Documentary Filmfest Event
Dienstag 18. Mai - Freitag 21. Mai:
ETHNOCINECA 2010 - Ethnographic and Documentary Filmfest Vienna
Dienstag 18. Mai: WAR AND AFTERMATH
20:00 - 20:51 Uhr: Fighting Spirits
Regie: Barbara Meier, Deutschland/Uganda, 51 min., Achol mit englischen Untertiteln.
In Norduganda versuchen die Acholi ihr Leben nach einem 24-jährigen brutalen Bürgerkrieg durch Rituale wieder in den Griff zu bekommen. Nur Rituale können dafür sorgen, dass Ahnengeister die wilden, Chaos und Elend verursachenden Geister vertrieben.
Im Film zeigt die Ethnologin Barbara Meier Rituale und Interviews mit Opfern, Heilern und Propheten, die über Erfahrungen und ihre Interpretation der Ereignisse berichten. 21:06 - 21:58 Uhr: Rwanda Again
Regie: Lawrence Blankenbyl, Rwanda 2009, 52 min., Kinya Rwanda mit englischen Untertiteln.
Die afrikanische Nation Ruanda erlebte Mitte der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts einen der brutalsten Genozide der jüngsten Geschichte. Berichten zufolge brachten einfache Mitglieder der Hutu, die die Hauptbevölkerung ausmachen, bewaffnet mit rudimentären Landwerkzeugen, eine Million Menschen ihrer Tutsi - Nachbarn, Familien und Freunde um; dies wurde als eine vom Staat angeordnete, ethnische Säuberungsaktion angesehen. Heute steht Ruanda als Zeugnis für die Beharrlichkeit der Humanität. Trotz ihrer Unterschiede, Schmerzen und Traumata müssen sich die Ruander vereinen und gemeinsam am Wiederaufbau ihrer Nation arbeiten.
“Rwanda Again” erzählt die Geschichte des Überlebens und des Gedenkens als Mittel, die Wunden des Genozids zu heilen. Der Film konzentriert sich auf fünf Hauptorte, an denen die Gräuel verübt wurden - eine Erzmine, ein Zuckerrohrfeld, ein Fischteich, ein Rinderschlachthaus und Farmen, wo das Leben weitergeht, auf mit Gewalt und Brutalität befleckten Böden. Eine Geschichte über Arbeit und Heilung eines Volkes, das die Ruinen des Genozids überlebt hat und erst wieder aufbauen muss, was es einst besaß und was es braucht; Nahrung, Schutz, Freiheit und Vertrauen in die Mitmenschen.
22:00 - 00:04 Uhr: Two Summers in Kosovo
Regie: Christopher Bobyn & Andrew Lampard, Kosovo 2009, 114 min., Serbisch mit englischen Untertiteln.
Noch vor dem Irak und vor Afghanistan bombardierten die USA den Kosovo. Zehn Jahre später ist die ehemalige serbische Provinz immer noch verarmt, ethnisch aufgesplittert und abhängig von der internationalen Gemeinschaft. Two Summers in Kosovo hinterfragt was es heißt, in einem auf ewig eingefrorenen Konflikt zu leben, einem Fegefeuer, das von der restlichen Welt vergessen wurde.
Der Film dokumentiert das Leben der Serben und Albaner im Kosovo sechs Monate vor und sechs Monate nach der Unabhängigkeitserklärung im Jahr 2008 und stellt uns sechs Kosovo-Albaner und fünf Kosovo-Serben im Jahr 2007 vor. Durch die Lebensgeschichten dieser elf Protagonisten ergründet der Film das abgetrennte Bildungssystem im Kosovo, die tief verwurzelte politische Korruption, die Flüchtlingslager und ethnischen Enklaven, und schließlich, den Aberwitz des ,,Nationenaufbau”-Regimes der Internationalen Gemeinschaft.
Im Sommer 2008 treffen wir wieder auf die Protagonisten, sechs Monate nachdem die Kosovo-Albaner einseitig ihre Unabhängigkeit von Serbien erklärt hatten. Durch den Schleier des Übergangs erscheinen die Protagonisten, zutiefst erschüttert vom Schrecken der aktuellen Geschehnisse. Ihre Notlage hat sich verschlimmert. Zu wenig hat sich verändert, viel zu wenige Versprechen sind eingehalten worden. Jetzt muss sich jeder Protagonist, egal welcher ethnischen Herkunft, die schreckliche Frage stellen: können sie im Kosovo ohne Hoffnung überleben?
Mittwoch 19. Mai: BELIEVING & LIVED TRADITIONS
19:00 - 19:57 Uhr: May I Enter
Regie: Kostana Banovic, Brasilien 2009, 57 min., Portugiesisch mit englischen Untertiteln.
‘May I Enter?’ ist ein Kunst-Dokumentarfilm über die Erforschung und das hautnahe Erleben des brasilianischen Glaubens Candomblé. Dieser ursprünglich westafrikanische Glaube offenbart eine andere Haltung zur Realität und andere Grenzen der Akzeptanz und Kommunikation als jene verbreiteten Haltungen in der westlichen Gesellschaft. Die Hauptmerkmale sind der Glaube an eine Parallelwelt des Geistes und an eine Kontaktknüpfung mit dem Geist/der Seele durch Gesang, Tanz, Musik und Opfergabe. Dieser Kontakt wird über Besitzergreifung eines oder einer Anwesenden durch einen Geist während einer Candomblé Zeremonie hergestellt.
Filmemacherin und Visual Artist Ko?tana Banovi? führt Interviews mit an Candomblé beteiligten Menschen, filmt Rituale, unterzieht sich Zeremonien, in denen sie die Identität ihrer Götter annimmt, und verbindet dies zu einem anregenden Dokumentarfilm.
Banovi? selbst ist im Film als Ich-Künstlerin-Forscherin sichtbar und ergründet bzw. visualisiert aus einer Outsider/Insider-Position und durch Voice-Over-Kommentare die Beziehung zwischen Glaube, Realität und Wahrnehmung.
20:10 - 20:23 Uhr: The Blood and the Hen
Regie: Roger Canals Vilageliu, Venezuela 2009, 13 min., Spanisch mit englischen Untertiteln.
In einem bescheidenen Haus am Rand von Maracaibo (Venezuela) sind John, ein Medium des María Lionza Kult, und Javier, sein Assistent, dabei, ein Heilritual zu starten. Die kranke Person ist Josefina, eine sechzig Jahre alte Frau, die an Kopfweh, Alpträumen und Angst leidet. John glaubt, dass ein böser Geist von der Frau Besitz ergriffen hat und dass Josefina spirituell gereinigt werden muss. Um dies zu tun, wird er mehrere rituelle Techniken anwenden, wie Gebete, die Verwendung von ,heiligem Pulver’ oder die Opferung eines Huhns.
Dieser kurze Film zeigt uns die Welt des María Lionza Kult, der wichtigsten Religion in der heutigen venezuelanischen Gesellschaft und zeigt uns die Komplexität dieses Glaubens, in dem wir unter anderem Elemente des Katholizismus, afrikanischem Glauben und amerikanisch-indianischen Traditionen oder Spiritualität finden.
20:30 - 21:05 Uhr: Ruega por nosotros - Bitt für uns
Regie: Carolina Mieling & Lucia Rosati, Mexiko 2009, 35 min., Spanisch mit deutschen Untertiteln.
“Bittfüruns”, gewährt einen Blick in die Realität Mexikos und thematisiert dabei Genderfragen. Die Situation der Frau, mexikanische Traditionen, Farben, Geschmäcker und moderne Trends vermischen sich und formen sich neu.
Dieser Dokumentarfilm versucht aus verschiedensten Blickpunkten, die Geschichte und den Stellenwert der Virgen de Guadalupe in Mexiko, vor allem in Guadalajara, zu rekonstruieren. Dabei steht ihr Einfluss auf die Rolle der mexikanischen Frau und Mutter im Mittelpunkt. Gleichzeitig nährt der Kult der Virgen de Guadalupe den Machismus, dessen Verwurzelung in Mexiko lange Zeit zurückliegt und in geschwächter Form bis heute weiter besteht.
21:15 - 22:18 Uhr: Bundi Bundi CANTO PER L’ALTA LANGA
Die Ethnomusikologin Francesca Borgarello reiste zwei Jahre lang auf der Suche nach alten Liedern der mündlichen Musiktradition durch die Straßen von Langa. Lied für Lied baute sie ein Beziehungsgeflecht wieder auf, das gerade dabei war, von der Zeit unaufhaltsam ausgelöscht zu werden. Diese eingehende Nachforschung floss 2007 in eine Buchveröffentlichung mit dem Titel “Bundì Bundì deme na strèina a mi” ein. Der Dokumentarfilm zeigt die letzten Interviews und Aufnahmen und stellt diese Forschung einem breiten Publikum wie ein Puzzle vor.
22:30 - 22:55 Uhr: Memories for Sale
Regie: Carolina Corral Paredes, 2009, 25 min., Spanisch mit englischen Untertiteln.
Jedes Jahr kommen TouristInnen, Familien, RevolutionärInnen und ehrenamtliche HelferInnen nach San Cristobal, im Süden von Mexiko. Sie alle suchen nach einem authentischen Mexiko. Der Film Vendemos Recuerdos zeigt die Parallelen im Leben dreier EinwohnerInnen von San Christobal auf, deren Beruf es ist den Reisenden das zu bieten, was sie erwarten: ein pittoreskes und echt indigenes Chiapas.
Doña Rosa ist eine alte, indigene Frau, die von ihrem katholischen Dorf verstoßen wurde, als sie zum Evangelischen Glauben übertrat. Wie viele andere verkauft sie jetzt zapatistische Handarbeiten in San Cristobal, “weil TouristInnen die Revolution mögen”. Carlos spielte als junger Mann in einer Rockband und arbeitet, mittlerweile in die Jahre gekommen, als Reiseführer in einem lokalen Reisebüro. Seine Touren in umliegende indigene Dörfer bieten den TouristInnen die gewünschten Erfahrungen eines “authentischen” Mexikos. Eine dieser Touren führt zu Paolas Haus, eine junge indigene Mexikanerin, die Essen und Handarbeiten an TouristInnen verkauft. Eine Tätigkeit, die ihr mehr bringt, als in die Schule zu gehen, so meint sie.
Was alle Geschichten verbindet, ist die Suche nach dem richtigen Fotomotiv. Fotografie ist ein wichtiger Bestandteil in der Interaktion zwischen TouristInnen und lokalen BewohnerInnen. Vendemos Recuerdos befasst sich mit daraus entstehenden Dynamiken, Logiken und Interpretationen von Bildern, Bildpolitiken und dem Bilder Machen, wobei sich auch die Filmemacherin von der kritischen Auseinandersetzung nicht ausschliesst.
Donnerstag, 20. Mai: QUESTIONS OF TERRITORY
19:00 - 19:55 Uhr: A Place without People
Regie: Andreas Apostolidis, Tansania 2009, 55 min., Maa mit englischen Untertiteln.
‘A Place Without People’ ist ein Film über die Vertreibung der Lokalbevölkerung aus Ostafrika, um weltberühmte Naturreservate zu schaffen.
Tansania ist heute die achtärmste Nation der Welt. Trotzdem, in einem Land unter Stress, in dem die meisten Menschen unter Armut leiden, haben die Regierung, die Tourismusbranche und Bewahrungsorganisationen die Idee, dass AfrikanerInnen Eindringlinge in das, was einmal ein ,Garten Eden’ war, forciert.
Zu Beginn wurde das Land der Maasai durch die britischen Kolonialherren eingenommen, um es als Jagdgebiet zu verwenden. Aber, als das Wild dezimiert war, begannen sie das Land zu erhalten. Nach dem zweiten Weltkrieg wandelte Bernhard Grzimek, der ,Vater der Bewahrung’ in Ostafrika, die Serengeti in einen Nationalpark um. Dieses Land, das wahrscheinlich zu den am längsten bewohnten Plätzen der Erde gehört, war nun, wie er erklärte ,ursprüngliche Wildnis’. Obwohl es keinen Beweis dafür gab, dass die Lokalbevölkerung das Leben der Tiere bedrohte wurde beschlossen, dass ,kein Mensch, auch keine ursprünglich dort ansässigen, innerhalb der Grenzen leben sollen’.
Um diese Geschichte zu erzählen reist die Dokumentation durch die Tansanianische Geschichte und Gegenwart. Vom weitläufigen Nationalpark der Serengeti bis zum berühmten Ngorongoro Krater, folgt ,A Place Without People’ jenen Menschen, die ,nicht dort sein sollten’.
Für diese Menschen, die immer noch ausgegrenzt sind, wird ,Bewahrung’ oft als Entschuldigung gesehen, sie von ihrem Land zu vertreiben.
20:10 - 21:25 Uhr: Blood Relation
Regie: Noa Ben Hagai, Israel 2009, 75 min., Arabisch mit englischen Untertiteln.
Mit 14 verschwand die Schwester meiner Großmutter aus ihrem Haus in Israel. Jahre später begann sie meiner Familie Briefe zu schicken, mit der verzweifelten Bitte um Kontakt. Diese schrieb sie von einem Flüchtlingscamp, wo sie als Araberin lebte. Meine Familie beschloss ihr den Rücken zuzuwenden.
Ich entdeckte ihre Briefe nachdem meine Großmutter starb und machte mich auf den Weg einer emotionalen Reise, um die Vergangenheit und die Geschichte meiner zerrissenen Familie zum Vorschein zu bringen.
21:40 - 22:05 Uhr: Sin tierra, no somos Shuar
Regie: Stacey Williams, Ecuador 2009, 23 min., Spanisch mit englischen Untertiteln.
Land und Kultur der Shuar um den Amazonos Ecuadors sind stark miteinander verbunden. Dieser Film zeigt die südöstlichste Ecke Ecuadors in der Provinz Zamora Chinchipe, bekannt für den Goldabbau. Abbau in Minen kann in dieser Region bis zur spanischen Kolonialisation zurückverfolgt werden, die für immer die topographische Landschaft des Territoriums der Shuar veränderte. Im Moment beuten ausländische Minenfirmen, vor allem aus Kanada, die Gegend auf der Suche nach exportierbarem Gold aus. Daher die Frage, was passiert mit der Gemeinschaft der Shuar, den Beziehungen, der Kultur und den Traditionen, wenn ausländische Interessen zum Minenabbau bestehen? Dieser Film sieht sich zwei Gemeinschaften der Shuar an: Napints, in einer geschützten Gegend und Nankais, eine Gegend wo abgebaut wird. Durch den Vergleich dieser beiden Gemeinschaften bekommen wir eine Idee von den heutigen Landproblemen der Shuar. Durch die Geschichte von Nunqui, der Figur der Mutter Erde der Shuar, illustriert der Film die Dichtotomie Natur - Kultur und fragt letztendlich danach was eine Zukunft ohne Natur für die Kultur und Identität der Shuar bedeutet.
Freitag, 21. Mai: COWBOY STORIES
18:30 - 19:55: Gauchos
Regie: Jana Richter, 2009, 85 min., Spanisch mit englischen Untertiteln.
Gauchos: Wer nicht aufsteigt, kann auch nicht runterfallen ist ein Film über Menschen, die das Risiko leben. Die immer wieder von Neuem aufsteigen, egal wie oft sie herunterfallen. Gauchos sind Menschen, die ihr Glück auf dem Rücken der Pferde finden, für die Freiheit bedeutet loszureiten ohne zu wissen, wo man schläft, was man isst oder wann man wiederkommt.
Reiten und ein guter Reiter zu sein bedeutet seinen Körper im Gleichgewicht zu halten. Ist der Körper im Gleichgewicht, so ist auch die Seele im Gleichgewicht und dann kann man alles erreichen, was man will. Man muss nur aufsteigen und bereit sein, ab und zu auch mal runterzufallen.
20:10 - 21:02: La voie peule
Regie: Sylvain Vesco, 2007, 70 min., Peul/Französisch mit englischen Untertiteln.