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Permanent Unit Event
PERMANENT UNIT (AUT) 30.04. - 23.06.10 Vernissage Fr. 30.04.10, 19h
Jede Stadt hat ihren speziellen Charakter. In den Straßen von Graz beispielsweise arbeitet man gern mit Sprühschablonen. Auffallend viele der Stencils vertreten politische oder menschenrechtliche Anliegen. Da zeigt sich dann, dass Graz eine Studentenstadt ist. Auch viel Graffiti-Nachwuchs gibt es, alles gleichsam Nachfahren von NEO, dem Grazer Graffiti-Urgestein, der mittlerweile in der Nähe von Zürich als Tätowierer arbeitet. Und dann ist da noch Permanent-Unit. Das in Graz wichtigste Kollektiv besteht seit Juni 2007 aus Georg Dinstl, Oliver Toman, Simon Lemmerer und Josef Wurm. Jeder bringt andere Erfahrungen mit: Dinstl war Leadsänger in einer Punkband, Toman und Lemmerer haben Informationsdesign studiert, Wurm kommt aus der Graffiti-Szene (Fnord). Die Mischung führte zunächst zu einer breiten Palette an Techniken und Haltungen: Fotografie, Malerei, Grafikdesign, Streetart, Schablonenkunst. Und dann zu einem collageartigen Stil: Gearbeitet wird wie bei einer Free-Jazz-Improvisation, ohne Script, hinter- und durcheinander, und doch ergibt sicher immer eine wiedererkennbare Mischung. Für Permanent-Unit ist Kreativität ein Prozess und nichts ist für die Ewigkeit. Ihr Arbeitsethos formulieren sie selbst wie folgt: ,,Am Ende des Tages ist es wichtig, etwas getan zu haben, auf das es eine Reaktion geben bzw. woraus Interaktion entstehen kann. Etwas Neues schaffen, das polarisiert, in Bewegung bringt, verschönert, irritiert oder einfach nur jemandem ein Lächeln ins Gesicht zaubern.”
In der Öffentlichkeit tritt Permanent-Unit als Firma mit zwei Abteilungen auf, als ,,Grafikagentur” und als ,,Werkstätte”. Als Grafikagentur arbeitet man für Firmen wie Red Bull, Almdudler und Völkl, die Produktpalette reicht von Logo-, Anzeigen-, Poster- und Flyerdesign über Illustrationen bis hin zu Zeitschriftenlayouts. Als Werkstätte hingegen bemalt und gestaltet man alles, was greifbar ist, von der Hauswand bis zum Auto, von Schuhen über die Innenräume von Bars bis hin zur Schaufensterauslage, oder man nimmt an Urban-Art-Competions wie dem ,,Art Clash Zürich” (Winner 09) oder dem ,,Write4Gold” teil, und organisiert das alljährliche Streetart-Festival ,,Ink On Your Floor” im lokalen Kulturzentrum Forum Stadtpark. Das alles macht Permanent-Unit immer als Kollektiv. Ihr Auftreten gleicht damit fast dem einer Bande oder einer Task Force.
Im Kontext von Urban Art, die vor allem von Einzelgängern geprägt ist, die meist im Dunkel der Nacht anonym agieren, mag solch eine identifizierbare ,,Einheit” zunächst merkwürdig erscheinen. Tatsächlich könnte man als Vorbilder für diese Strategie sowohl auf jugendliche Straßengangs als auch auf Musikbands verweisen: Ihre Zusammensetzung kann sich ändern, ihre Lebensdauer ist meist beschränkt, doch in ihrer Durchsetzungskraft sind sie eben unnachahmlich.
Eines der ersten Streetart-Kollektive der Geschichte war AVANT, eine Gruppe von fünf jungen Künstlern, die von 1980 bis 1984 die Straßen von New York mit ihren Werken regelrecht überschwemmten. Heute gibt es fast in allen größeren Städten entsprechende Gruppierungen. In Wien zum Beispiel ,,Die Bande”, welcher Oliver Toman und Josef Wurm neben Permanent-Unit treu sind, die ,,Atzgerei” und ,,perfekt*world”. Im Kontrast zur Autorenzentrierung des Kunstbetriebs der Galerien und Museen stehen bei solchen Zusammenschlüssen die gegenseitige Anregung, und die daraus resultierende kollektive Energie im Vordergrund, wie auch die so gewonnene Kapazität, die es erlaubt - wie bei Permanent-Unit - auf möglichst vielen interessanten Hochzeiten gleichzeitig tanzen zu können. Das ergibt immer wieder neue Arbeitsanreize und eröffnet die Möglichkeit, dem eigenen herakleischen Motto treu zu bleiben: Gestaltet wird, was Gestaltung braucht!