We can't find the internet
Attempting to reconnect
Verbindung zu esel.at
9. April bis 7. Mai 2010
,,Mit der Farbe im Film”, schreibt Frieda Grafe, ,,gab es immer Scherereien. Sie war mit dem bloßen Wiedergabe-Realismus des Kinos schwer in Einklang zu bringen. Sie machte den Bildern eine Aura. Sie war ein Wahrnehmungsluxus.” Und sie war etwas, das jenseits der Handlung und jenseits der Ratio wirkte: ein Exzess, eine Verführung, eine dunkle, märchenhafte Kraft. Nicht zufällig erstarkte sie vor allem in jenen Gattungen, die ohnehin zum Überschwang und zum entgrenzten Fließen der Gefühle neigen: im Musical und Melodram, im Abenteuerfilm und im fantastischen Kino. Erst in den späten 60er Jahren, als neben dem Mainstream-Kino auch die TV-Nachrichten durchgängig farbig wurden, wandelte sich die gesellschaftliche Bedeutung der Filmfarben: Sie künden nun immer weniger vom Spektakulären und Fantastischen, vom ,,Gemachtsein” der Medienbilder und werden mehr mit ,,Realismus” identifiziert.
Die Retrospektive Filmfarben ist die erste große Darstellung des Themas in Österreich. Sie führt vom frühen, handbemalten Film und den schablonenkolorierten Trickfilm-Märchen der Firma Pathé über die große Ära von Technicolor (und dessen ,,Bezwinger” Agfa- bzw. Eastmancolor) bis zu den grandiosen Farbexperimenten des modernen italienischen und französischen Kinos. Letztere reflektieren - wie schon einige ihrer Hollywood-Vorläufer - die ,,technischen” Farbwelten der 50er und 60er Jahre: filmische Op-Art und Pop Art, das neue Reich der Acryl-, Bonbon- und LSD-Farben.
Das Programm präsentiert 35 Spielfilme und mehr als 50 farbversessene Arbeiten im kürzeren Format. Die Auswahl reicht von Oskar Fischinger und Walt Disney bis zu Beispielen aus Japan und dem indischen Bollywood-Kino. Sie beginnt um 1900 und greift aus bis zum frühen 21. Jahrhundert: Alain Resnais’ jüngster Film Les Herbes folles (2009), ein grandioses Beispiel zeitgenössischer Filmfarbenkunst, wird am 10. April als Österreich-Premiere vorgestellt.
