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30.4.-20.6.10
JIRI KOVANDA, FRANCIS UPRITCHARD, ANNA ARTAKER
JIRI KOVANDA
Der tschechische Künstler Jiri Kovanda setzt seine subtile Praxis der minimalen, beiläufigen Gesten in Performances, Collagen und Installationen um. Seine konzeptuellen Arbeiten folgen häufig dem poetisch-surrealistischen Prinzip, Situationen und Objekte durch kleine Abänderungen zu transformieren und in offenere Bedeutungszusammenhänge zu verschieben.
Kovanda wird gegenwärtig von einer jüngeren KünstlerInnengeneration als wichtige Referenzfigur geschätzt. Im Zentrum der internationalen Wahrnehmung stehen dabei vielfach seine frühen Interventionen im öffentlichen Raum. In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre realisierte er in Prag eine Reihe von Performances, die an der Grenze zur Unsichtbarkeit das gesellschaftlich Gewöhnliche untersuchten und die alltäglichen Handlungsspielräume des Individuums ausloteten. So schaute er beispielsweise auf der Rolltreppe den Leuten hinter sich gebannt in die Augen oder stand mit ausgebreiteten Armen auf dem Wenzelsplatz. In anderen Arbeiten inszenierte er einfachste Materialien wie Laubhaufen oder kleine Türme aus Zuckerwürfeln an ausgewählten Orten innerhalb der Stadt.
Nachdem Kovanda in den 1980er- und 90er-Jahren vor allem Collagen und Assemblagen geschaffen hat, entstehen in den letzten Jahren wieder verstärkt ephemere und situationsbezogene Aktionen und Installationen. In Kissing through Glass (2007) etwa waren die MuseumsbesucherInnen der Tate Modern in London aufgefordert, mit dem Künstler auf diese Weise in Kontakt zu treten; auf der Eröffnung der Kunstmesse FIAC (2007) steckte er unbemerkt Süßigkeiten in die Taschen der BesucherInnen und anlässlich einer Ausstellung in Santiago de Compostela viertelte er einen antiken runden Tisch und passte ihn in die Ecken des Raumes ein (2008). Für die Secession wird Jiri Kovanda neue Arbeiten entwickeln. Jiri Kovanda, geb. 1953, lebt und arbeitet in Prag.
FRANCIS UPRITCHARD
In ihren Installationen setzt Francis Upritchard Kunst, Kunsthandwerk und Display als gleichberechtigte Elemente
zueinander in Beziehung. Die für ihr Werk charakteristischen bunten menschlichen Figuren werden mit modifizierten
Fundstücken und Alltagsgegenständen auf eigens produzierten oder gefundenen Möbeln arrangiert. Die Inszenierung im und Gestaltung des Ausstellungsraums ist dabei integraler Bestandteil der Arbeit. Upritchard hebelt gängige wertende Differenzierungen und Kontextualisierungen aus, indem sie beispielsweise zwischen den ,,eigentlichen” Kunstobjekten und dem Display nicht hierarchisch unterscheidet, die kulturelle und/oder zeitliche Herkunft der Figuren und Objekte nicht definiert.
In dem Wissen, dass (Re-)Präsentation und der jeweilige Blickwinkel zentrale Rollen für die Wahrnehmung spielen, inszeniert die Künstlerin alternative Blickregien und Betrachtungsweisen. Ihre Arrangements bilden eine Art von künstlichen Universen in denen die Figuren das Spektrum der conditio humana verkörpern und in sich gekehrt, heiter, kläglich oder unbeholfen wirken. Die gewohnte Wahrnehmung von Produkten menschlicher Zivilisationen wird geschickt umgekehrt und pervertiert, indem sie Gegenstände westlicher Alltagskultur in rituelle Kultinstrumente fiktiver archaischer Völker transformiert, z.B. Badminton-Schläger in Zepter oder industrielle Imitationen viktorianischer Vasen zu Urnen.
Francis Upritchard entwickelt für die Secession eine neue Installation, die u.a. die Ausstellungsgeschichte der Institution thematisiert.
Francis Upritchard (*1976 in Neuseeland) lebt und arbeitet in London.
ANNA ARTAKER
Anna Artaker setzt sich in ihrem künstlerischen Werk kritisch mit Bildpolitiken auseinander. Die Rolle von Bildern bei der Konstruktion und Vermittlung von Geschichte wird dabei ebenso thematisiert wie die Verschränkung von Bildern mit sprachlichen Begriffen oder anders gesagt: die Art und Weise, wie Bilder in bestimmte Diskurse eingefügt sind, die ihre Lesart beeinflussen.
Für ihre Arbeiten greift Artaker häufig auf existierendes Bildmaterial zurück, für das sie intensive Recherchen in Archiven und Bibliotheken unternimmt. Anhand dieses Materials untersucht sie die repräsentative Funktion von Bildern und deren Verbreitung durch die Medien. Mitunter lädt sie die BetrachterInnen mittels Handlungsanweisungen ein, nach alternativen Bildern und Geschichtsnarrativen zu forschen.
In der jüngsten Vergangenheit ist der Abdruck zentrales Thema ihrer Arbeit. Von den Totenmasken, die der sowjetisch-armenische Bildhauer Sergei Merkurov (1881-1952) verschiedenen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Sowjetunion abgenommen hat, hat Artaker eine Fotoserie gemacht. In weiterer Folge stellte sie aus dem Material einen Film nach dem Schnittmuster von Kurt Krens 48 Köpfe aus dem Szondi Test zusammen. Für ihre Ausstellung in der Secession plant sie eine Weiterführung dieses Projekts.
Anna Artaker (*1976 in Wien) hat Philosophie und Politikwissenschaften in Wien und Paris und konzeptuelle Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert. Sie lebt und arbeitet in Wien.
