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Von "toten Sprechmaschinen" und "Herzensstimmen" Event
Cornelia Epping-Jäger:
Von “toten Sprechmaschinen” und “Herzensstimmen”. Anmerkungen zum Dispositiv LautSprecher im Nationalsozialismus
Die “kalten” Medien, analysierte die NS-Propagandatheorie, “sublimier(t)en in Wirklichkeit lebendige Vorgänge auf eine bestimmte Ebene, auf die begriffliche, wie die Zeitung, auf die akustische, wie der Rundfunk, auf die optische, wie der Film”. Selbst der Tonfilm, “der in der Vorspiegelung der Wirklichkeit höchste Vollendung erreicht” habe, erlaube dem Zuschauer “eine innere Reserve”. Der NS-Propaganda kam es auf die Löschung dieser Reserve an, und sie sah ihr Ziel darin, einen Schall- und Resonanzraum zu schaffen, in dem es keine Differenz mehr geben sollte zwischen Adressat und Adressant. Als ideologischer Kern dieses Kommunikationsphantasmas agierte eine Vorstellung von “Rede”, in der die Redner sich ebenso in der Stimme des Publikums hörten, wie dieses in ihren Reden mitsprach. Diese Fiktion unentfremdeter Rede, der die Stimme zur Agentin des Authentischen in der Massenkommunikation geriet, tarnte den Inszenierungsaufwand, der notwendig wurde, wenn es galt, labile in gesicherte Zustimmungsbereitschaft zu überführen. Die massensuggestive Evidenz der Rednerstimmen verdankte sich, das wird der Vortrag verdeutlichen, weniger dem behaupteten “Kurzschluss der Herzen” als vielmehr aufwendigen technischen und rhetorischen Verfahren zur Herstellung politischer Macht durch akustische Evidenz.