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Buchpräsentation
Raubtiere von Christine Teichmann und Calcata von Mike Markart
Dienstag, 20. Oktober 2009, 19.00 Uhr
ÖBV Buchhandlung Schwarzenbergstraße 5, 1010 Wien
Es lesen: Christine Teichmann und Mike Markart
Raubtiere von Christine Teichmann
Teresas Leben ist in dem Moment erstarrt, als ihr Vater vor 40 Jahren im Raubtierkäfig in der Manege bei einem tragischen Unfall mit einem Tiger ums Leben kommt.
Seither herrscht Stillstand - örtlich wie auch emotional. Dazu kommt die Alzheimer-Erkrankung ihrer Mutter, der ehemaligen Trapezkünstlerin Gertraud, und zwingt sie, sich mit deren bewegter Vergangenheit auseinanderzusetzen. Und Jirí, Lebenskünstler, Tscheche, Tierlehrer, väterlicher Freund, Weggefährte von Teresas Eltern im Zirkusleben, tritt nach Jahren der Abwesenheit unerwartet in Erscheinung. Er sucht bei ihr für sich und seine schwangere Tigerin Sheba Unterschlupf und Schutz vor den Behörden.
Damit stellen sich einige große Fragen: Was ist damals im Raubtierkäfig wirklich geschehen? Welche Auswirkungen haben die Traumata der sudetendeutschen Mutter, die bei der Aussiedlung aus der ehemaligen Tschechoslowakei ihre Familie verloren hat, auf ihre schwere Krankheit und indirekt auf Teresa? Und warum fühlt sie sich ständig schuldig?
Mit entwaffnender Offenheit beschreibt Christine Teichmann den kurzen Lebensabschnitt der Mittvierzigerin Teresa. Sie setzt der hoffnungslosen Überforderung, die ein Leben bieten kann, ein Maß an kluger Menschlichkeit und beherztem, metaphorischem (Gaukler-)Witz entgegen, die Raubtiere zu einer bewegenden und tröstlichen, und zugleich auf wunderbare Weise leichten Lektüre machen. Der Roman setzt sich mit großen Themen wie Schuld und familiärer Verpflichtung vor dem leichtfüßigen, fast komödiantischen Hintergrund der Verstrickungen um Jirís Tiger auseinander. Der Leser gewinnt faszinierende Einblicke in die Welt des Zirkus, aber auch in die einer Alzheimer-Erkrankung und deren Folgen für Patienten und Angehörige.
Calcata von Mike Markart
,,Manche Städte tauchen auf wie aus dem Nichts. Sind plötzlich da, mit all ihren Einwohnern, tragen sich ein ins Buch der Geschichte und vergehen wieder. So ist es mit Pallarossa geschehen. Ich hörte damals, dass es eine Stadt geben soll, die im Osten Umbriens im Gestein, das eine steil aufragende Wand in die Landschaft hineinzeichnet, über Nacht aufgeblüht ist, wie eine Blume. Ich machte mich sofort auf den Weg.”
Rom in beängstigender Unruhe. Beinahe fluchtartig verlässt der Ich-Erzähler die Stadt. Der Zufall führt ihn nach Calcata, ein nördlich von Rom gelegenes mittelalterliches Städtchen. Er betritt diesen Ort und ist fasziniert. So fasziniert, dass er ein Haus kauft und sich hier niederlässt. Aber Calcata wird immer leerer, die Menschen verlassen nach und nach die Stadt; nach einiger Zeit aber beginnt sie sich auf wundersame Weise wieder zu bevölkern. Aus leeren Häusern erscheinen plötzlich Menschen. Calcata wird zum Ort, in dem viele Flüchtende aufeinandertreffen. Diese Menschen können auf die Städtefantasien des geheimnisvollen Emilio Persichetti zurückgreifen, gewinnen einen vollkommen anderen Blick für die Beziehungen - und sie ordnen ihr Leben und ihr Zusammenleben neu.
Calcata ist die Geschichte einer Reise. Der Ich-Erzähler findet im idyllischen Städtchen Calcata das Heft eines gewissen Emilio Persichetti mit tagebuchähnlichen Einträgen und beschließt, sich auf Persichettis Spuren zu begeben. Es geht nach Pezzanera, Cente, Colutto, Pallarossa, nach Farin - und schließlich nach Venezia. So entsteht ein Extrakt der Welt und ein Bild vom beinahen Gelingen unmöglicher Dinge. Mike Markart erzählt in einer unverwechselbar melodischen Sprache von der Kleinheit und Langsamkeit, von der Zerbrechlichkeit und von der Leidenschaft verschiedener Kulturen, von der Musik, von Kommen und Gehen, kulinarischen Traditionen, Gerüchen, aber auch von politischer Unruhe, Vertreibung und Unterdrückung.
