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Ausstellungseröffnung: Postalternativ Event
postalternativ
16 10 2009 - 11 11 2009
Eröffnung: 15.10.2009, 19:00
Kuratorenführung: Do 29.10.2009, 18:00
Die von Hubert Lobnig zusammengestellte Ausstellung im Kunstraum Niederoesterreich führt den ironischen Begriff “postalternativ” ein. Bezug genommen wird damit auf die Alternativbewegung der 70er und 80er Jahre.
Der starke Wunsch nach Veränderung manifestierte sich damals in neuen Formen des Zusammenlebens, im Erproben neuer Arbeitsformen und im Überdenken der Nutzung vorhandener ökologischer Ressourcen. Kommunengründungen, besetzte Häuser und Fabriken, renovierungs-bedürftige Bauernhöfe beispielsweise, boten Raum für soziale und ökonomische Experimente und gleichzeitig die Möglichkeit der Autonomie. Die Relevanz des Einzelnen für die Gesellschaft spielte dabei eine tragende Rolle.
Ausdruck fand diese Haltung in der Friedensbewegung, der Frauenbewegung oder der Anti-Atomkraftbewegung, die alle sowohl das private als auch das politische Leben beeinflussten. Heute herrscht betretenes Schweigen. Fast alle Aspekte der Alternativbewegung wurden zum Produkt; Beate Uhse, der Gardening-Trend, Hybridmotoren oder Internet Foren. Konsumverzicht gilt fast als die einzige Möglichkeit der Nicht-Vereinnahmung.
Die Ausstellung geht der Frage nach, welche Inhalte heute von KünstlerInnen aus dieser alternativen Szene rezipiert, wieder verwendet, diskutiert, reflektiert oder kritisiert werden; der teilweise als anrüchig empfundenen Begriff ,,alternativ” wird genauer unter die Lupe genommen.
Die Windenergie als Zukunftsbild der 70er Jahre beispielsweise ist Ausgangspunkt von Barbara Musils und Karolina Szmits filmischer Bestandsaufnahme der Lebensrealität ,,neuer deutscher Bundesbürger” zehn Jahre nach der Wende. Martin Music besucht besetzte Häuser und ihre teils langjährigen Bewohner in Rotterdam, fängt deren Lebensraum mit der Kamera ein und lässt den Besucher so an den zum Teil schon zur Attitüde erstarrten Visionen und Idealen der Hausbesetzer teilhaben.
Gezeigt werden aber auch Positionen von Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit gegenwärtigen Alternativmodellen und Möglichkeiten des Protestes, der Kritik an der gängigen Wirtschafts- und Lebensweise auseinandersetzen. Amel Andessner geht mittels der fiktiven Figur Mirko der Rolle der Geschlechter nach und lotet die Grenzen zwischen männlicher und weiblicher Identität vor den jeweiligen kulturellen Hintergründen aus. Die Rolle des Einzelnen und seine Verantwortlichkeit in unserer heutigen Gesellschaft thematisiert Matthias Klos in seinen Fotoarbeiten und Anna Witt im Video. Katrin Horneks Videoinstallation zeigt den Rückzug eines der Gesellschaft und seiner eigenen vier Wände überdrüssig gewordenen Österreichers in eine Jurte, dem traditionellen Wohnraum der Nomaden in der Mongolei. Auch ein experimentelles städtebauliches Projekt wird mit den Entwürfen des Wiener Fluc von Klaus Stattmann in diesem Kontext aufgegriffen.
Analytisch, poetisch, romantisch, queer oder psychedelisch präsentieren sich die Arbeiten der Ausstellung ,,postalternativ” im Spannungsfeld zwischen Provokation, Fiktion und Dokumentation.
KünsterInnen: Amel Andessner, Iris Andraschek, Oliver Elser & Oliver Croy, Klaus Fritsch, Katrin Hornek, Matthias Klos, Hannes Langeder, Hubert Lobnig, Adrian Lohmüller, Michael Mastrototaro, Ralo Mayer, Klaus Mosettig, Barbara Musil & Caro Szmit, Martin Music, Doris Prlic & Ingo Leindecker, Oliver Ressler, Maru?a Sagadin, Birgit Scholin, Klaus Stattmann, Anna Witt; Konzept: Hubert Lobnig
Bild: Hannes Langeder