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Günther Brandstetter - R.I.P. Event
Wir repräsentieren uns durch Bilder, die prominent auf unseren Pinnwänden und Wänden hängen, auf unseren Kommoden stehen, oder lassen via Bilder auf Internetplattformen andere an unserem Leben teilhaben. Wir geben uns selbst ein Gesicht, wir konstruieren unser “Image” durch Fotos. Warum sollten wir nicht auch für das Bild sorgen, das uns nach unserem Tod repräsentiert? Die Arbeit von Günther Brandstetter beschäftigt sich mit genau dieser Frage. Wie würden wir uns zum “Anlass” unseres irgendwann eintretenden Todes ins Bild setzen? Wie wollen wir die Endlichkeit überdauern? Das Projekt R.I.P. setzt sich ästhetisch mit einer Problemstellung auseinander, die einen empirisch wissenschaftlichen Anspruch hat. Das Ergebnis ist in vielerlei Hinsicht erstaunlich. Üblicherweise werden die Fotos, die im Kontext des Bestattungszeremoniells inszeniert werden, von den Angehörigen des/ der Toten ausgesucht. Das einzelne letzte Bild hat dabei besonderen Anspruch: es wird aus seinem Kontext genommen und steht für alle Bilder als das Besondere, dem Unsterblichkeitscharakter zugeschrieben wird. Das bewusste Anfertigen lassen dieses Bildes ist doppelt interessant: einerseits wegen des hohen Anspruch an ein solches letztes Bild - es dient gleichzeitig als privates Andachtsbild und ist ebenso in der Öffentlichkeit, nämlich am Friedhof präsent - und andererseits aufgrund seiner Entstehung aus der Beschäftigung mit dem eigenen Tod. Wird das im Nachhinein ausgesuchte Bild quasi gewaltsam in den Kontext des Todes der abgebildeten Person gesetzt, entstehen die Arbeiten von Günther Brandstetter ganz bewusst in diesem.
Michaela Seiser