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Kulturtransfer - Exil - World Music Event
Dienstag, 6. Mai 2008, 19.30 Uhr
Musik-Exil - Kulturtransfer - World Music
o.Univ.Prof. MMag. Dr. Hartmut Krones (Wien)
Moderation
ao.Univ.Prof. Dr. Cornelia Szabó-Knotik (Wien)
Kulturtransfer als musikhistorischer Ansatz
Prof. DDr. Simha Arom (Paris) im Gespräch mit der Exilforscherin Dr. Primavera Driessen Gruber (Wien) und dem Musikwissenschaftler o.Univ.Prof. Dr. Reinhard Kapp (Wien)
über seine Vermittlerrolle in Kulturtransferprozessen vor und nach 1945
Buchpräsentation
„Douce France? Musik-Exil in Frankreich/ Musiciens en exil en France 1933-1945“ (Hg. Michel Cullin, Primavera Driessen Gruber, Böhlau), deutsch/französisch, 505 S., 236 Abb.
Anschließend sind alle herzlich zum Besuch des Büchertisches und zu einem Glas Wein eingeladen.
„World Music“ ist eines der populärsten musikalischen Phänomene der Gegenwart. Ihre Spannung und Lebendigkeit liegt in der Offenheit für Einflüsse verschiedenster Kulturen. Sie ist ein Produkt transkultureller Prozesse, wie sie sich in ihrer Wechselwirkung auch am Beispiel des Musik-Exils gut nachvollziehen lassen. Der kreative Input von Menschen, die unter dem Nationalsozialismus verfolgt und vertrieben, in verschiedensten Ländern und Kulturen das Neue,
auf das sie stießen, in ihre eigene Entwicklung einbezogen, zwischen verschiedenen Kulturkreisen vermittelten oder gänzlich Neues hervorbrachten, ist beachtlich. Mit dem Musikethnologen Simha Arom haben wir einen prominenten Zeitzeugen aus Paris zu Gast. Durch das Exil selbst Teil verschiedener Kulturen, kommt ihm bei Kulturtransferprozessen auf Musikgebiet eine wichtige Vermittlerrolle zu. Er hat die Musik der Aka-Pygmäen in Zentral-Afrika erforscht und dokumentiert, war lange Jahre Directeur des “Laboratoire de Langues et Civilisations à Tradition Orale” (Instituts für mündlich überlieferte Sprachen und Kulturen) und Forschungsdirektor am Centre National de la Recherche Scientifique (C.N.R.S.). Seine Bücher, Filme und Tonaufnahmen sind vielfach ausgezeichnet.
Nach einer Einführung zu „Kulturtransfer“ als musikhistorischem Ansatz von Cornelia Szabó-Knotik werden Primavera Gruber und Reinhard Kapp Simha Arom zu seiner Lebensgeschichte und seiner Vermittlerrolle in Kulturtransferprozessen vor und nach 1945 befragen (Musik aus Zentral-Afrika und Indonesien, Polyphonie und Polyrhythmik, Begegnung mit György Ligeti u.v.m.). In dieser Veranstaltung wird mit dem zweisprachigen Band „Douce France? Musik-Exil in Frankreich 193 3-1945“ (Böhlau) die erste Publikation zu dem Thema vorgestellt. Anschließend sind alle herzlich zum Besuch des Büchertisches und zu einem Glas Wein eingeladen.
Simha Arom, geb. 1930 in Düsseldorf, flieht 1938 mit seinen Eltern und seinem älterem Bruder über Belgien nach Frankreich. Die Familie wird interniert, kann jedoch entkommen. Kurz bevor die Eltern erneut verhaftet werden sollen, rettet ihn die junge Wienerin Elly Schlesinger (Dominique Lassaigne: „das Mädchen mit dem Fahrrad“, in: ‚Douce France?’) und bringt ihn in das Kinderheim ‘Maison de Moissac’ der jüdischen Pfadfinder Frankreichs. Die Eltern werden im August 1942 über Drancy nach Auschwitz deportiert und dort ermordet, Simha gelangt mit falschen Papieren nach Castres, von dort später über die Pyrenäen nach Spanien und 1944 nach Palästina. Nach einer Armverletzung im Unabhängigkeitskrieg lernt er Horn spielen und kommt mit einem Stipendium an das Conservatoire National in Paris. Viele Komponisten widmen ihm ihre Werke. Als Orchestermusiker in Zentral-Afrika kommt er durch Zufall mit der Musik der Aka-Pygmäen in Berührung; Beginn seiner Forschungen. Eine Begegnung mit dem Komponisten György Ligeti und dessen damals zwölfjährigem Sohn Lukas (heute Komponist und Schlagzeuger) viele Jahre später in Jerusalem wird Vater und Sohn in ihrem Schaffen nachhaltig beeinflussen.
Simha Arom hat mit den Aka-Pygmäen zahlreiche Tourneen unternommen, im Frühling 2010 wird eine weitere USA-Tournee seinen Abschluss im Lincoln Center, New York, finden.
Siehe auch http://www.dradio.de/dlf/sendungen/langenacht_alt/011103\.html
Wiener Akademie des Exils __
Eine Veranstaltungsreihe der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (öge)
und der Wiener Vorlesungen in Zusammenarbeit mit dem Arnold Schönberg Center