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Totentanz: Elke Graalfs, Merlin Kratky Event
Totentanz: Elke Graalfs // Merlin Kratky
Kuratiert von Dr. Alexandra Grimmer
Vernissage: 07.11.2023, 18:00
2023 waren es fünf Ausstellungen, jeweils zweier Künstler/innen, deren Werke in der Loft 8 Galerie Synergien und Parallelen hervorbrachten. Als Ausstellungstitel machten mit Vorliebe die Namen von Tänzen zusätzliche Charakteristika zur Form der Gegenüberstellung beider Positionen sichtbar.
Der Totentanz soll einen letzten Akzent bringen und öffnet mit seinem Titel ein breites Spektrum an Assoziationen zu einschlägigen Werken aus der Literatur, dem Theater und der Kunst. In der Interpretation von Johann Wolfgang von Goethe entsteigen die Skelette vor Mitternacht aus ihren Gräbern und versammeln sich. Da ihnen ihrederen Leichentücher dabei lästig sind, lassen sie diese fallen, um besser tanzen zu können.
Danse Macabre ist auch der Untertitel eines Bildes von Merlin Kratky („Beyond Fiction (Danse Macabre)“, 2023). Beobachtet man die, in der Bewegung ineinander verwobenen Figuren, entsteht die lebhafte Vorstellung eines klapprigen und dennoch begeistert-emotionalen Tanzes.
Für Elke Graalfs und Merlin Kratky spielen sowohl Formen, die dynamische Bewegungen suggerieren eine Rolle, wie auch versteckter Humor und eine Vorliebe für unübliche bis groteske Situationen. Elke Graalfs kommt in ihrem Ansatz eigentlich immer von der Zeichnung her, sie scheint ihre Aufgabenstellungen und formalen Probleme, von der Malerei auf der Leinwand begonnen, bis zu ihren bunten Zusammenstellungen in den Collagen jedes Mal über die Linie – die Zeichnung – zu lösen. In einer Serie, die sie 2020 begonnen hat, bezieht die in Berlin lebende Künstlerin regelmäßig Kommentare in Textform in ihre Arbeiten mit ein: entweder als Ergänzung in der Malerei direkt oder in Form von separaten Sprechblasen, die einzelne Werke begleiten und deren Wirkung verstärken oder hinterfragen. Vergleichbar mit der schonungslosen Darstellung und der Sichtbarkeit selbst kleinster Details in ihren „Maschenbildern“ hat Graalfs einen untrübbaren Blick, dem nichts entgeht. Sie reagiert durch ihre Arbeit auf die unterschiedlichsten Situationen, die ihr im Alltag begegnen und scheint einen siebten Sinn zu haben, durch den sie sich in andere Menschen hineinversetzen und diese lesen kann. Wie durch einen Katalysator wird die menschliche Ebene aus den fertigen Bildern wieder herausgefiltert beziehungsweise diese liegt nicht mehr greifbar unter deren Oberfläche. Das Resultat sind mit Inhalt beladene Einblicke in ein übergeordnetes Ganzes, manchmal verbunden mit einzelnen Wörtern.
Merlin Kratky bewegt sich meisterhaft zwischen Malerei, Skulptur und Installation. Je nachdem wodurch die Arbeit des in Wien lebenden Künstlers zuerst die Aufmerksamkeit ihres Betrachters auf sich lenkt: seien es die schnurgeraden, zu einem scheinbar rechteckigen Lebewesen gehörigen Knochen-Skulpturen, die durch Ketten verschiedenste Objekte verbindenden Installationen oder die aus ganz besonderen Kolorierungen aufgebaute Malerei – seine Welt erschließt sich von einem Medium in das nächste. Während die Oberflächen seiner Knochenskulpturen an den malerischen Umgang mit Acrylfarbe erinnern, lassen die Farbfelder auf den Leinwänden den Beobachter an skulpturale Oberflächen von zerknitterten Textilien denken. Die Grenzen zwischen den von ihm bedienten Techniken sind fließend und seine Sprache erstreckt sich in verschiedenen Ebenen. Kratkys Malerei begeistert durch deren ihre Leichtigkeit und Transparenz. Er arbeitet mit oft ungrundierten Leinwänden, die, abgesehen von den Stellen geschichteter Farben, Licht durchlassen. Gleichzeitig können die von ihm umrissenen Figuren als freistehende Objekte (oder Skulpturen) gelesen werden.
Der Raum der Loft 8 Galerie eignet sich auf ideale Weise für eine Rauminstallation, in der Merlin Kratky mit einer Gruppe von Objekten und Sand eine in sich abgeschlossene Situation schafft.
Mit Elke Graalfs und Merlin Kratky sind es wieder zwei künstlerische Ansätze, die in der Gegenüberstellung spannende Parallelen aufweisen. Es gibt viel zu entdecken, wodurch womöglich die vertrauten Arbeiten durch die einander gegenüber gestellten Positionen einen neuen Blickpunkt bekommen.