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Boder(lines) Event
by:
ALESSANDRO ALBRECHT
INES KAUFMANN
NIKOLA MILOJCEVIC
ANABEL SCHEFFOLD IN COOPERATION WITH
LANA SHARP & LERA WEINRUB
BORDER(lines)
Grenzen sind das Medium der Entgrenzung. Linien sind (in der Geometrie) flächenlose Bereiche auf Flächen und in Räumen, können aber auch einen zeitlichen Verlauf repräsentieren.
Ein wesentliches Moment postmoderner Produktivität ist die Grenzüberschreitung: Ästhetische Konzepte zu vermengen, Epochen nebeneinander zu gebrauchen, Regelwerke zu ignorieren, Collagieren aus Allem und Jedem, soziale Skulpturen, die das Publikum gleich einbinden wie eine handvoll Lehm beim Modellieren, ein munteres Kunterbunt auf der Suche nach aufblitzenden Momenten von Referenzierbarem, Gebärendes, Sterbendes, Lebendes, Flora, Mensch, Tier, Ding, dies alles ist zugleich da. In dieser Fülle und in der explosionsartigen Entfaltung der modernen Zivilisation künden sich leider auch deren Gefahren: Künstlerinnen, die in einer Zeit groß geworden sind, in der die menschengemachte Klimaerwärmung ein offensichtliches Ausmaß erreicht hat, die auch erleben müssen, dass sich die Menschen weiterhin über Grenzverläufe und Glaubensfragen die Schädel einschlagen und selbst die komplexesten staatlichen Ordnungen Armut und Drangsal nicht zu verhindern wissen, unterscheiden sich von ihren Vorgängern aus dem vergangenen Jahrtausend sehr wohl in ihren zentralen Anliegen: Dort, wo das ästhetisierende Spiel aus den Elfenbeintürmen ermattet zu sein scheint - nämlich beim Kunstbetrieb - erweist sich dieser möglicherweise als Platzhalter für ein Experimentierfeld, das für jede Menge neuen Impetus hinsichtlich des Kunstbegriffes entdeckt werden will.
Anton Herzl
Alessandro Albrecht
Durch die Verwendung von Materialien des Baugewerbes wiederholt Alessandro Albrecht eine Urgeste der frühen Moderne: Fasziniert von den Zweckbauten us-amerikanischer Industrien kehrte als Beispiel Adolf Loos nach Europa zurück, um eine neuartige Ästhetik zu situieren. Alessandro Albrecht lässt “das Material sprechen”, in seinem Fall handelt es sich eben um jene baugewerblichen Halbfertigwaren, die durch ihre Verwendung als Material für Kunstwerke augenscheinlich die Grenze ihres spröden Funktionalismus zu überwinden scheinen.
Ines Kaufmann
Mit Linien trennt Ines Kaufmann Figur und Hintergrund, zum Vorschein kommt dabei eine erzählende Bildsprache, die das Archaische in der analogen Bildgebung betont. Die Farbflächen decken sich in Kaufmanns Gemälden oftmals nicht mit den Zeichnungen, Linien also, die keine “borders” - Grenzen - sein wollen. In ihrer aktuellen Malerei geht Ines Kaufmann einen Schritt weiter, wenn auch die Linien verwischen, also nichts begrenzen.
Nikola Milojcevic
Deformation verschiebt Oberflächen, Grenzlinien, Funktion und Bedeutung. Aus Auto- und Flugzeugteilen werden Objekte der Betrachtung und der Diskursivität. Nikola Milojcevic erzeugt mit Objekten wie “Block I.” Referenzflächen, deren Interpretation mit dem jeweiligen Tagesgeschehen ihre Bedeutung wandeln mögen. In diesem Sinne entlarvt der Künstler den Diskurs selbst als wandelbar, nichtlinear und grenzenlos. Dass dabei möglicherweise die Gewalt einer Hydraulikpresse zum Einsatz kommt ist darüber hinaus “leider contemporary” und trotzdem absichtslos und vor allem innocent.
Anabel Scheffold in cooperation with
Lana Sharp & Lera Weinrub
Als Reminiszenz der Performance von Anabel Scheffold, Lana Sharp und Lera Weinrub, werden im Kunstraum folgende Kunstgegenstände in der Ausstellung zu sehen sein: Ein Spinnrad, drei Masken, drei Instrumente aus Keramik, ein Baum mit Efeu, eine Sonnenblume und zwei Blechtrommeln. Die Performance will als Ritual verstanden werden, welches sich auf vorchristliche Traditionen bezieht und somit eine “Selbstintegration in die Tradtionen der Natur” anstrebt, wie die Künstlerin Schefford selbst schreibt. Es mag sein, dass mit dieser Performance die borderlines zwischen dem Menschen als Teil der Natur und der heraufdämmernden Schriftkultur mit dieser als Ritual gedachten Performance neu befragt werden wollen, um das Denken über unsere Gegenwart, unsere aktuelle conditio human, subversiv zu befragen und damit erneuern zu können: Eine Geste die schon am Anfang der Umweltschutzbewegung zu finden war, man denke an Aldo Leopold: “Think like a mountain!”