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Richard Fleissner: new stuff & older pieces Event
new stuff & older pieces
Ausstellungseröffnung am Donnerstag, dem 14.9.2023, 18-21 Uhr
Dauer: 15.9.-21.10.2023
In seinem Artikel »The Serial Attitude« von 1967 betont der amerikanische Künstler Mel Bochner: »Serial order is a method, not a style.« Die Anwendung serieller Prinzipien ist für ihn demnach kein stilistisches Phänomen, das einer bestimmten Ästhetik entspricht, sondern die Manifestation einer spezifischen künstlerischen Praxis und Haltung. Im Gegensatz zu einer systematischen Methode, entsprechen Fleissners ausschliesslich mit schwarzem Marker auf weissem Hintergrund gezeichneten Arbeiten eher einem intuitiven oder gar expressiven Vorgehen, für das nicht immer ein vorher festgelegtes Konzept kennzeichnend scheint, welches ihm erlaubt, einen weiten Spielraum für Veränderungen und Variationen auszuloten.
Grundsätzlich basiert eine Serie auf dem Prinzip der Wiederholung des Gleichen oder zumindest Ähnlichen. Sie besteht, wie es Uwe M. Schneede definiert hat, »aus gleichwertigen Elementen mit vorherrschenden Motiv- und Formkonstanten, in deren Rahmen Varianten durchgespielt werden.« Das Arbeiten in Serien ist zweifellos eine der zentralen Methoden der zeitgenössischen Kunst, so vor allem in der Minimal Art und Conceptual Art der 1960er- und 1970er-Jahre. Ein gängiger interpretatorischer Topos abstrakter Malerei der 1950er-Jahre sah in der spontanen- und bewegten Gestik des Farbauftrags ein aus dem Unbewussten kommendes Psychogramm seelischer Erregungszustände. Die Verklärung der Malerei zum dramatischen subjektiven Ausdruck jenseits aller Vernunftkontrolle wurde zu dieser Zeit besonders anhand des Action Painting von Jackson Pollock zelebriert.
Die Einzigartigkeit jedes von Richard Fleissners Blättern wird gerade in der Serie ersichtlich, wo die feinen Unterschiede umso deutlicher hervortreten, wenn man mehrere Bilder nebeneinander hängt.
Auch wenn Fleissners Zeichenserien ein Höchstmaß an Ordnung zeigen, verwehrt eine solche Bildstruktur zwangsläufig die Möglichkeit der Erfassung des Bildganzen. In dem Versuch einer visuellen Aneignung werden diese Grafiken als Manifestationen einer sprachlich nicht einholbaren Fülle erlebt, was manchmal durchaus eine unbewusste Überforderung des Betrachters nach sich ziehen kann. Die Erwartung, man könne mit seinen Augen in dem Bild leicht umherwandern, wird hier oft zum Erlebnis eines visuell verwirrenden, fast schon psychedelischen Labyrinths.
Das lustvoll und intuitiv strukturierte, mittlerweile auf mehrere Hundert Blätter angewachsene Motivrepertoire ist für Richard Fleissner nicht zuletzt ein zentrales Instrument inhaltlicher und formaler Reflexionen.
Unter Verwendung einiger Textbausteine aus: Hubertus Butin, 2012: Gerhard Richter - Das Prinzip des Seriellen. In: gra.hypotheses.org, 2012/11/26.