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Jacques Tati: Die Ferien des Monsieur Hulot Event
Teil der Special Reihe WERKSCHAU JACQUES TATI
LES VACANCES DE MONSIEUR HULOT (35MM)
Die Ferien des Monsieur Hulot | Ein Film von Jacques Tati
F 1953 89 min DF (Sammlung Österreichisches Filmmuseum) 35mm
Ein kleiner Badeort in der Bretagne in den 1950er-Jahren, viel mehr Retro-Gemütlichkeit geht kaum. Der Bus an der Küstenstraße kann nicht losfahren, weil ein kleiner Frechdachs den Kopf durchs Lenkrad gesteckt hat, am Strand werden gestreifte Sonnenschirme aufgestellt, Menschen tragen Koffer durch die Gegend. Fern vom Riviera-Glamour machen hier die einfachen Leute Urlaub, das ist ihr wahrer Luxus, und der wird mit Hingabe zelebriert: Spielen, Baden, Tanzen, Essen, Trinken, die Kinder frei laufen lassen, dem Müßiggang frönen.
Bis eine seltsam ungelenke Gestalt am Strand auftaucht: Ein gewisser Monsieur Hulot, ein ältlicher allein reisender Junggeselle. Wo er aufschlägt, dort regiert das Chaos, Hulot ist die Verkörperung von „Gut ist das Gegenteil von gut gemeint“. Er hat ein eigenes Grammophon mit und weckt alle mit seinen Jazzplatten, er sorgt mit seinen Paddelboot für Monster-Panik am Strand, er stört die Kartenspieler, macht die Tennisspieler fertig, und löst – in der wohl berühmtesten Szene des Films – vorzeitig das für den bunten Abend geplante große Feuerwerk aus.
LES VACANCES DE MONSIEUR HULOT ist Tatis zweiter Hulot-Film, und für viele auch der beste. Die Figur des reinen Tors, der im Bemühen, die von ihm verursachten kleinen Katastrophen zu vertuschen, erst recht große Katastrophen verursacht, ist kaum jemals eleganter auf die Leinwand gebracht worden. Auch das Pacing ist nahe an der Perfektion – die Gags sind großartig getimed, handpoliert vom Perfektionisten Tati, und trotz des gemütlichen Tempos und des fast völlig inexistenten Dialogs gibt es keine Sekunde Gelegenheit für Langeweile.
Von der ersten Szene am Provinzbahnhof mit den unverständlichen Durchsagen bis zur letzten, in der Hulot, in gestreiften Socken und weißer Hose, einen letzten Blick auf den Strand wirft: Auch 70 Jahre nach seiner Entstehung ist dieser Film ganz nahe an der absurden Realität. Jede, die schon mal in den Ferien am Meer war, wird sich sofort verstanden fühlen – und der wundervoll relaxte Sommer-Jazz-Soundtrack von Alain Romans tut sein Übriges.
(Text: Gini Brenner)