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Vivian Suter | Margaret Salmon | Karrabing Film Collective Event
Eröffnung: Donnerstag, 27. April 2023, 19 Uhr
Ausstellungsgespräch: Vivian Suter im Gespräch mit Adam Szymczyk
Donnerstag, 27. April 2023, 17.30 Uhr (in englischer Sprache)
Eine Veranstaltung der Freunde der Secession
Vivian Suter, Hauptraum
Margaret Salmon, Galerie
Karrabing Film Collective, Grafisches Kabinett
28. April – 18. Juni 2023
Vivian Suter
A Stone in the Lake
Seit den 1980er-Jahren lebt die argentinisch-schweizerische Künstlerin Vivian Suter in Panajachel (Guatemala) auf einer ehemaligen Kaffeeplantage, (geografisch) weit entfernt von der Kunstwelt und viele Jahre von dieser auch weitgehend unbeachtet. Spätestens seit ihrer Teilnahme an der documenta 14 (2017) findet ihre Arbeit jedoch große Beachtung und wird international ausgestellt.
Ihr malerisches Oeuvre spiegelt vor allem seit zwei verheerenden Naturkatastrophen in den Jahren 2005 und 2010, gewaltigen Erdrutschen, die ihre in einer Scheune gelagerten Arbeiten mit Schlamm überzogen und vermeintlich zerstörten, ein enges Zusammenspiel von Kunst und Natur wider. Diese Ereignisse stellen einen Wendepunkt in der Entwicklung des Schaffensprozesses der Künstlerin dar, haben sie doch ihr Verständnis von Autorschaft grundlegend und nachhaltig verändert. Betrachtete sie die Spuren der Naturereignisse zunächst noch als Zerstörung ihrer Leinwände, so änderte sie später ihre Perspektive darauf radikal und begriff fortan das Wechselspiel mit der Natur als produktiven kreativen Prozess. So arbeitet sie an ihrem beeindruckenden malerischen Werk im Atelier und unter freiem Himmel und setzt die meist großformatigen, farbenfrohen Malereien bewusst auch der Witterung aus. Der tropische Garten ist ihre Spielfläche, die Leinwände liegen auf dem sandigen Boden oder hängen an Bäumen; Staub, Matsch, Blätter, Mangos und Insekten hinterlassen ihre Spuren – ihre Malerei ist sowohl von organischen Prozessen als auch dem Zufall beeinflusst.
Häufig präsentiert Suter die Leinwände vom Keilrahmen befreit in dichten räumlichen Schichten von der Decke hängend oder auf hierfür gebauten Strukturen in raumgreifenden Installationen. Ausstellungsbesucher*innen wandeln quasi durch ihr malerisches Werk und erleben eine unmittelbare atmosphärische Dichte von Farben, Spuren des Entstehungsprozesses, Formen und Abstraktion. Dabei behält jede Leinwand ihre Autonomie, während sie zugleich eine enge Verbindung zu den übrigen Werken herstellt, was zu einer Art evokativem Ökosystem klimatischer, sensorischer und emotionaler Erfahrungen führt.
Vivian Suter, geboren 1949 in Buenos Aires (Argentinien), lebt und arbeitet in Panajachel (Guatemala).
Das mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien zeigt von 5. Mai 2023 bis 7. Januar 2024 eine Personale mit dem Titel Fantasiefabrik der Künstlerin Elisabeth Wild, der Mutter von Vivian Suter.
Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Jeanette Pacher
Margaret Salmon
Monument
Margaret Salmon schafft Filme, Fotografien und Klanginstallationen, die Poesie und Dokumentation miteinander verweben. Indem sie häufig Einzelpersonen und ihre gewöhnlichen Aktivitäten in den Blick nimmt, fängt sie in ihren Arbeiten die Besonderheiten des täglichen Lebens ein und verleiht ihnen eine sanfte Erhabenheit, die universelle menschliche Themen berührt.
Für ihre Ausstellung in der Secession wird Salmon eine Reihe von neuen Filmen und Objekten entwickeln, die sich mit Männlichkeit und den Phasen der körperlichen und seelischen Entwicklung von Männern in Großbritannien beschäftigen. In der neuen ortsspezifischen Installation spiegeln sich Forschungen, die ihre feministische Praxis seit langem prägen: die Untersuchung geschlechtsspezifischer Dynamiken, wie sie im Alltag erlebt und in Körper und Kultur zum Ausdruck kommen.
Salmon gewann 2006 den ersten Mara Art Prize for Women. Ihre Arbeiten wurden 2007 auf der Biennale von Venedig, 2010 auf der Berlin Biennale und 2021–22 auf der British Art Show 9 gezeigt und waren in Einzelausstellungen unter anderem im Tramway in Glasgow, im Witte de With in Rotterdam und in der Whitechapel Gallery in London zu sehen.
Margaret Salmon, geboren 1975 in Suffern, New York, lebt und arbeitet in Glasgow, Schottland.
Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Annette Südbeck
Karrabing Film Collective
They pretending not to see us…
Das Karrabing Film Collective versteht die Produktion von Filmen und Kunstinstallationen als eine Form des indigenen basisdemokratischen Widerstands und der Selbstorganisation. Durch die Arbeit des Kollektivs eröffnet sich ein Raum jenseits der Gegensätze von Fiktion und Dokumentation, von Vergangenheit und Gegenwart. „Karrabing“ bedeutet in der Sprache der Emmiyengal „Ebbe“ und bezieht sich auf eine Form der Kollektivität außerhalb der von der Regierung auferlegten Beschränkungen von Stammeszugehörigkeit oder Landbesitz. Die meisten Karrabing-Filme, die mit Handkameras und Mobiltelefonen gedreht werden, dramatisieren und persiflieren die alltäglichen Szenarien und Hindernisse, mit denen die Mitglieder des Kollektivs bei verschiedenen Interaktionen mit Unternehmen und staatlichen Stellen konfrontiert sind. Indem sie zwischen Zeiten und Orten hin und her springen, formulieren diese Filme auch ineinander verwobene, nichtlineare Narrative, die Themen wie kulturelles Gedächtnis, Ort und Abstammung berühren. Darüber hinaus werden die seit langer Zeit bestehenden Facetten kolonialer Gewalt, die die Mitglieder unmittelbar betreffen, offengelegt und aktuelle Probleme wie zum Beispiel die Zerstörung der Umwelt, Landkonflikte und wirtschaftliche Ausbeutung aufgeworfen.
Die Karrabing Indigenous Corporation besteht aus über 50 Mitgliedern ‒ von Neugeborenen bis hin zu älteren Menschen ‒, die bis auf eine Ausnahme indigene Stakeholder im Hinblick auf Landrechte sind. Die Gruppe ist bestrebt, die Lebensweise ihrer Eltern und Großeltern in ihre heutigen Kämpfe zu integrieren, um so die Ausbildung ihre Kinder zu gewährleisten, wirtschaftlich nachhaltige kulturelle und ökologische Unternehmen zu schaffen und ihre Heimatzentren zu unterstützen.
Wir glauben, dass der Erfolg der Karrabing Indigenous Corporation auf der Offenheit gegenüber den natürlichen, alltäglichen Rhythmen in der kleinen ländlichen Gemeinde beruht, in der die meisten Karrabing leben. Indem wir unsere jüngeren Mitglieder ermutigt haben, schöpferische Initiative zu entfalten und sich dabei nicht externen Produktionsprotokollen zu unterwerfen, hat ihr Interesse an den traditionellen Siedlungsgebieten, aus denen das sprachliche Wissen stammt, enorm zugenommen. Mittlerweile gibt es in der Gruppe bereits an die zehn junge Mitglieder im Alter von 15 bis 30 Jahren, die als Karrabing-Künstler*innen in Erscheinung treten.
Text: Karrabing Film Collective
Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Bettina Spörr