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Alles neu macht der Mai – eine andere Zukunft des Kulturbetriebs ist möglich Event
KULTURPOLITISCHES SYMPOSIUM
Eine Zukunftswerkstatt zur Konzeption einer neuen Kulturpolitik
Universität für angewandte Kunst Wien in Zusammenarbeit mit EDUCULT und D/Arts
Im Mai 2022 fand unter großem Interesse der Kulturszene ein Symposium „Unsere Kultur geht auf keine Kuhhaut“ statt. Als zentrale Diskussionsthemen wurden Machstrukturen und Konflikte, Kooperationen und Koalitionen, neue Settings und Formate sowie Änderungen des kulturellen Verhaltens verhandelt.
Das heurige kulturpolitische Symposium möchte diese Diskussion fortsetzen.
Unter dem Titel „Eine andere Zukunft des Kulturbetriebs ist möglich“ liegt der Schwerpunkt darauf, den sich zunehmend verdunkelnden Zukunftserwartungen positive Perspektiven entgegenzusetzen. Als zentrale Themen der Veranstaltung werden Strategie und Kulturentwicklungsplanung sowie der Kulturbetrieb als Ort der Öffentlichkeit zur Schaffung neuer Kooperations- und Interaktionsformen über die traditionellen Fach- und Betriebsgrenzen hinweg vorgeschlagen.
Die Kulturpolitik der letzten 50 Jahre repräsentiert eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Mit seiner zunehmenden Ausdifferenzierung ihrer Förderprogramme konnte auch im Kulturbereich dem Anspruch einer Wachstumsgesellschaft entsprochen werden. Mit den aktuellen mannigfachen Krisenerscheinungen kommt die Erzählung eines ständig wachsenden Kulturbetriebs an ihr Ende. Umso deutlicher tritt die Notwendigkeit einer Neuausrichtung in den Vordergrund.
Viel spricht für einen strukturellen Neubeginn einer Kulturpolitik, die darauf setzt, den Kulturbetrieb wieder ins Zentrum des Geschehens zu rücken. Eine solche kann sich nicht darauf beschränken, Schlimmeres zu verhindern, sondern stellt den Anspruch – gegen den herrschenden Trend grassierender Fortschrittsermüdung – mit Schwerpunktsetzungen überzeugende Wege in eine bessere Zukunft zu weisen.
Manche Bestandteile einer Zukunftsorientierung lassen sich bereits jetzt an der zunehmenden Einbeziehung neuer, scheinbar außerkünstlerischer Kriterien in die genuin künstlerische Qualitätsdiskussion erkennen. Diese reichen von Aspekten der Nachhaltigkeit, Ressourcennutzung, Innovationskraft, Stadtentwicklung inklusive der Berücksichtigung sozialer Vielfalt bis hin zu neuen Beschäftigungsformen inklusive einer gerechteren Entlohnung der im Kulturbetrieb Tätigen.
Der strategische Rahmen
In vielen Gebietskörperschaften ist die Kulturpolitik dabei, sich strategisch neu aufzustellen, ihre Ziele neu zu definieren und geeignete Maßnahmen zu ihrer Umsetzung zu verhandeln.
Dazu hat in den letzten Jahren eine breitere Bewegung der Kulturentwicklungsplanung eingesetzt. Selbst die großen politischen Gebietskörperschaften wie die Stadt Wien und der Bund haben sich vorgenommen, Kulturpolitik künftig stärker strategisch und entlang nachvollziehbarer Schwerpunktsetzungen auszurichten. Sie können sich auf einige exemplarische Versuche auf lokaler und regionaler Ebene beziehen, die zum Teil zu beträchtlichen Veränderungen des Standings des Kulturbetriebs geführt haben.
Die Veranstaltung möchte diese Entwicklung kritisch kommentieren und vor allem der Frage nachgehen, was diese strategische Ausrichtung für die Weiterentwicklung, ganz konkret für die Teilnehmer*innen des Symposiums bedeutet, in welcher Weise sie an diesem Prozess mitwirken können und auf was sie sich werden einstellen müssen.
Dies betrifft ebenso die besondere Bedeutung von Strategie im Kulturbereich, beinhaltet die Machtfrage, fragt nach den Zuständigkeiten, aber auch Möglichkeiten der Beteiligung und nach den zu erwartenden Wirkungen auf den Kulturbetrieb und den in ihm Tätigen.
Der Kulturbetrieb als Öffentlichkeit in einer diversen Gesellschaft
Ein zweites großes Thema der Veranstaltung ist die Frage nach kulturellen Öffentlichkeiten. Diese verweisen auf die zunehmende Diversifizierung der Gesellschaft, die zu einer kulturpolitisch kaum mehr überblickbaren Vielfalt kultureller Ausdrucksformen geführt hat.
Immer weniger kann der Kulturbetrieb auf ein verlässliches Stammpublikum zählen. Stattdessen gilt es, sich innerhalb der jeweiligen Community neu zu positionieren und als Ort des Austausches zu fungieren. Der Kulturbetrieb beschränkt sich dabei nicht mehr auf eine repräsentative Funktion; er wird zu einem Facilitator von Community Building.
Der Bedarf, künftig stärker zusammenzuwirken, gilt nicht nur innerhalb des eigenen Sektors. Er gilt im Zusammenwirken mit Vertreter*innen benachbarter Politikfelder, um so eine neue Verankerung bzw. Relevanz des Kulturbereichs zu ermöglichen.
Strategisches Ziel könnte es sein, das Zusammenwirken mit anderen gesellschaftlichen Akteur*innen und die Interaktion verschiedener sozialer Gruppen zu ermöglichen und damit eine Neupositionierung des Kulturbetriebs als relevanten Faktor bei der Gestaltung einer „anderen Zukunft“ zu versuchen.
Programm
9:30 – 10:00
Begrüßung
Gerald Bast/ Rektor der Universität für angewandte Kunst
Michael Wimmer/ Kulturpolitikforscher
10:00 – 10:15
Einführung
Anke Schad-Spindler/ Kulturpolitikforscherin: Kulturpolitische Strategie und neue Öffentlichkeiten
10:15 – 11:00
Streitverkündigungen
Milica Tomic/Künstlerin
Ernst Schmiederer/Blinklicht
Heidrun Primas/Kulturarbeiterin
Zehra Barackilic/Medienkünstlerin
Uwe Mattheiß/Theaterjournalist
11:00 – 11:30
Pause
11:30 – 13:00
Fish Bowl – Plenum
Alle reden mit! – Kulturpolitische Strategien als Antwort für, von und mit dem Kulturbetrieb auf eine veränderte Welt
13:00 – 14:00
Mittagspause
14:00 – 14:15
Buchpräsentation Anke Schad „Konfliktuelle Kulturpolitik“
14:15 – 14:30
Impuls: Björn Johannsen/Agentur Fishberg: Strategie und Kultur
14:30 – 16:30
Arbeitsgruppen
Relevanz: Was heißt eigentlich Kulturstrategie? Und was heißt das für die Gesellschaft? Moderation Aron Weigl
Macht: Wer ist zuständig für die kulturpolitische Strategieenwicklung? Wer setzt sie durch? Moderation Anke Schad
Wirkung: Wie verändert die Durchsetzung von Strategien den Kulturbetrieb? Moderation Astrid Kury
Beteiligung: Wer redet mit? Moderation Ivana Pilić
16:30 – 17:00
Pause
17:00 – 19:00
Abschlussdiskussion „Eine andere Kulturpolitik ist möglich“
Die vier Berichterstatter*innen aus den Arbeitsgruppen
Christian Kircher/Geschäftsführer der Bundestheater-Holding GmbH
Sybille Linke/Leiterin des Kulturamtes Frankfurt am Main
Yvonne Gimpel/Geschäftsführerin der IG Kultur
Veronika Kaup-Hasler/Kulturstadträtin Wien (angefragt)
Günther Riegler/Kulturstadtrat Graz (angefragt)
Gerald Bast/Rektor der Angewandten
Moderation: Michael Wimmer/Kulturpolitikforscher
Koordinationsteam und Moderation
Astrid Kury/ Akademie Graz
Ivana Pilić/ D/Arts
Anke Schad-Spindler/ Kulturpolitikforscherin
Aron Weigl/ EDUCULT
Konzeption und Gesamtmoderation der Veranstaltung
Michael Wimmer
Die plenaren Teile der Veranstaltungen werden auch gestreamt und können nachgesehen werden.