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rewind

Glückselig. War gestern, oder? Eine Aneignung Event

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Von Donnerstag
30. März
2023
bis Samstag
01. April
2023
20:00
Darstellende Kunst Tanz Performance

Lebendiges Tanzarchiv Wien
Mit Lea Karnutsch, Rebekka Pichler, Eva-Maria Schaller und Katharina Senk
brut nordwest
Tanz Uraufführung in deutscher Sprache

Was macht es mit mir, mit uns, das Schwingen und Drehen in Schräglage? Schwankend, kippend, Sphärisches suggerierend. Eine Frau, oder nicht, aus der anderen Zeit kommend, in eine andere tanzend. Was tut uns Bewegung an, solche gefährliche Wohligkeit verströmend? Ist das Glückseligkeit, so gar nicht gefährdet? Und das alles ganz im Ernst, ohne Arg. Wir probieren es trotzdem.

Grete Wiesenthals spezielle Tanzweise, die in der Wiener jungen freien Szene vor dem Ersten Weltkrieg Furore machte, ist Patin dieses Stücks. Wir mussten sie uns erst aneignen, um uns dann in ihr auszulassen und ins Jetzt zu fallen.

Der Verein Lebendiges Tanzarchiv Wien forscht in Theorie und Praxis nach dem Stellenwert von tanzhistorischer Vergangenheit für ein performatives Heute. Nach den sehr unterschiedlichen Auseinandersetzungen mit Leben und Werk der Kommunistin und Nazi-Gegnerin Hanna Berger und der formstrengen Bewegungsanalytikerin und Idealistin Rosalia Chladek steht nun die nach dionysischem, rauschhaftem Erleben suchende Grete Wiesenthal im Zentrum. Dieses Mal suchen Künstlerinnen in der von Zeitschichten und unterschiedlichen Arten der Weitergabe überlagerten Tanzweise „das Eigentliche“ zu finden und es auf seine aktuelle Wirkung und Möglichkeiten einer kreativ-kritischen Weiterführung zu testen. Kein Museum wird da gebaut, sondern der Zugriff auf Geschichte wird lebendig.

Grete Wiesenthal kündigte 1907 ihre Stelle an der Wiener Hofoper, um frei und unabhängig eigene, neue Tänze machen zu können. Gustav Mahler, Alfred Roller und Hugo von Hofmannsthal gehörten zu ihren Mentoren. Von Einfluss war Marie Lang, Frauenrechtlerin und Mitherausgeberin der Zeitschrift Dokumente der Frauen. Feministische Inspiration kam auch von Isadora Duncan, auch wenn sie einander nie begegneten. Mit Grete Wiesenthal kann der Beginn der europäischen Moderne im künstlerischen Tanz festgemacht werden.

Lea Karnutsch studierte zeitgenössischen und klassischen Bühnentanz an der MUK Wien. Als Tänzerin hatte sie bereits Engagements am Theater an der Wien und beim Kultursommer Wien. Sie gastierte mit eigenen Choreografien im Stadttheater Augsburg, im DOCK 11 in Berlin und in Ankara. 2019 erhielt sie mit ihrem Stück Vacuity den Austrian Art Award unter dem Juryvorsitz von Christian Ludwig Attersee. Neben der Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Choreograf*innen wie Nikolaus Adler und Liz King, absolviert sie ein Masterstudium für Musik- und Tanzwissenschaft in Salzburg. Seit Anfang 2021 entwickelt sie gemeinsam mit dem Musiker und Medienkünstler Ferdinand Doblhammer Bühnenstücke unter Verbindung von Tanz, Musik, digitaler Kunst und Installation. Gemeinsam gründeten sie den Verein „Flip the Coin“.

Rebekka Pichler schloss 2022 ihr Studium der zeitgenössischen Tanzpädagogik an der MUK Wien ab. Es folgte ein Erasmus+ Praktikum bei ATOM Theatre in Sofia, wo sie mit der Company performte, ihr eigenes Stück kreierte und Open Classes unterrichtete. Rebekkas erste Begegnungen mit Tanz sind stark von Ottilie Mitterhuber, die an der Tanzabteilung der Akademie für Musik und darstellende Kunst von 1947 bis 1951 Schülerin u.a. von Hanna Berger und Grete Wiesenthal war und ihrem Mann Alois Mitterhuber geprägt. In der musikalischen und ausdrucksstarken Unterrichtsweise des Tänzer- und Pädagog*innenpaars findet sie retrospektiv Parallelen zu den Zugängen Wiesenthals. Rebekkas musikalischer Hintergrund ermöglicht ihr ein tiefes Verständnis für Musik, das sie in ihrer Tätigkeit als Tänzerin, Choreografin und Pädagogin bewusst einsetzt.

Eva-Maria Schaller ist freischaffende Tänzerin aus Wien. Sie studierte an der Ballettschule der Wiener Staatsoper, Codarts Rotterdam und absolviert ein Masterstudium in Stockholm. Sie arbeitete mit Choreograf*innen wie Emio Greco und Anouk van Dijk im Rahmen internationaler Gastspiele, in Wien mit Christine Gaigg und Georg Blaschke, in Deutschland mit Sabine Glenz. Als Countertechnique-Lehrerin ist sie europaweit tätig. In ihren choreografischen Arbeiten beschäftigt sie sich mit tanzhistorischem Erbe, oft in Verbindung mit zeitgenössischer Musik. Vestris 4.0 (2018) und What we hold inside (2019) wurden im In- und Ausland präsentiert; das Solo Die Unbekannte aus der Seine von Hanna Berger u.a. bei Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne. Recalling Her Dance – a choreographic encounter with Hanna Berger (2021) wurde im Tanzquartier Wien und dem Festival ImPulsTanz gezeigt; ebenso wie ihr Gruppenstück FEMENINE (2022) in Kooperation mit dem Musikensemble Studio Dan. Das Jahrbuch tanz (Berlin) wählte sie 2019 zur Hoffnungsträgerin.

Katharina Senk ist österreichische Tanzschaffende und lebt in Wien. Sie performte u.a. in den Arbeiten von Doris Uhlich, Florentina Holzinger, Sara Ostertag und Georg Blaschke. In ihrem persönlichen künstlerischen Schaffen arbeitet Katharina an der Verbindung ihres Interesses an Posthumanismus, Pleasure und intersektionalem Feminismus mit ihrem Wissen aus den Bereichen Tanz, Bewegung und Kampfkunst. Sie zeigte ihre Arbeiten im In- und Ausland und erhielt mehrere Stipendien u.a. das danceWEB Stipendium 2017, das Start-Stipendium 2017/2018 und das Arbeitsstipendium der Stadt Wien für 2023. Zu Senks wichtigsten Kollaborateur*innen zählen die Regisseurin Sina Heiss – ihre Zusammenarbeiten waren unter anderem im TAG-Theater und im Phönix Theater Linz zu sehen-, die Choreographin Tanja Erhart – ihre gemeinsamen Arbeiten waren in London, Berlin, Bangalore und zuletzt im brut Wien zu sehen – die Performerin und langjährige Wegbegleiterin Maartje Pasman und der Wiener Schmusechor. www.katharinasenk.com

Inge Gappmaier arbeitet als freie Choreographin, Tänzerin, Tanzpädagogin und Tanzwissenschafterin. In unterschiedlichen künstlerischen Formaten untersucht sie das zeitgenössische Verständnis des menschlichen Körpers zwischen Poesie und sozialpolitischen Strukturen. Sie studierte Choreografie und Performance am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen (D), sowie zeitgenössische Tanzpädagogik an der MUK Wien. 2017–2019 arbeitete sie als freie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Tanz-Archiv der MUK. Sie erhielt diverse Stipendien, unterrichtet Laien als auch Profis und ist kulturpolitisch engagiert. In internationaler Zusammenarbeit präsentierte sie ihre Arbeit u.a. bei brut Wien, Kosmos Theater, Tanzhafenfestival Linz, Plesni Teater Ljubljana und Albanian Dance Meeting. www.ingegappmaier.at

Andrea Amort studierte Klassischen und Modernen Tanz sowie Theaterwissenschaft. Sie war intensiv als Tanzkritikerin tätig, wurde zunehmend als Dramaturgin angefragt und befasst sich zuletzt auch im Rahmen ihrer Professur an der MUK Wien, seit vielen Jahren mit den Themen Tanz und Exil und Tanz-Erbe. Sie hat Festivals geleitet, u.a. Beyond the Waltz in Washington 2006, Berührungen: Tanz vor 1938 – Tanz von heute im Odeon 2008, Projekte kreiert wie Hanna Berger: Retouchings und zuletzt 2019–2020 zwei Ausstellungen im Theatermuseum Wien mit performativem Programm (u.a. Rosalia Chladek Reenacted) kuratiert: Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne und Die Spitze tanzt. 150 Jahre Ballett an der Wiener Staatsoper. Zahlreiche Publikationen, darunter Österreich tanzt. Geschichte und Gegenwart (Böhlau, 2001), Nurejew und Wien. Ein leidenschaftliches Verhältnis (Brandstätter, 2003), Hanna Berger. Spuren einer Tänzerin im Widerstand (Brandstätter, 2010) und die erste umfassende Zusammenschau zum Thema des Modernen Tanzes in Wien bis 1938 und den Folgen „Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne“ (Hatje Cantz, 2019). 2021 war das Programm Kosmos Wiener Tanzmoderne beim Festival ImPulsTanz zu sehen.

 

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