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Alina Kunitsyna: Le Bain of Love Event
The bath of love. Alle Wesen, menschliche wie nicht-menschliche, aber auch Pflanzen oder Mineralien, alle kreierten Objekte sowie virtuelle Wesen und alle Gedanken oder Figurationen, offenbaren sich und bezeugen wahrhaftig ihren Zustand in und durch ihre Beziehung zu anderen.
Eine Beziehung, die auch zufällig sein kann, wenn sie nicht gar unbeständig ist, aber diese Existenzen, die sie hervorbringt, sind nie völlig losgelöst, marginal oder fremd: Sie bleiben immer das Produkt eines Differentials, einer Reminiszenz, die sie heimsucht. Deshalb kann man sie nicht denunzieren oder stigmatisieren, ohne sie zu negieren oder gar zu verletzen.
Denn alle diese Wesen produzieren Zeichen und bringen auch eine Vielzahl an Formen hervor, mit denen sie sich abfinden und so die Partitur ihrer Anwesenheit zusammensetzen, um miteinander in Gemeinschaft zu treten. Das Bad der Liebe, das sie zusammenbringt, ist dann so etwas wie eine amniotische Taufe, in der die Affinitäten schmelzen und wachsen, bevor sie aufgegeben werden, wenn sie sich nicht erinnern, erfinden und einander gegenüberstellen, um später alles zu vergessen. Niemals können sie wirklich fixiert werden.
Gewiss, dieses Bad bleibt seinem Wesen nach lustralisch: Es ist das Ritual der Reinigung und der Erneuerung. Aber vor allem lädt uns seine ewige Wiederkehr ein: “… uns in die Dauer zurückzuversetzen, um die Wirklichkeit in der Beweglichkeit, die ihr Wesen ausmacht, wiederzugewinnen.” (H. Bergson). Darin zeigt sich die ganze Zweideutigkeit der Entsprechungen, die er in die Welt bringt. Es gibt also keine verachtenswerte oder gar hasserfüllte Form, sondern ein Kontinuum, in dem die Plastizität der Wesen zur Meditation und Vermittlung anregt. Es erfordert auch die Anerkennung der Unendlichkeit unserer Vorstellungen, die sich im Netz all der anderen, die uns umgeben, bewohnen und verwirren, verfangen haben. Können wir also jemals aus dem Bad herauskommen…?
Ralf Marsault
Information zur Künstlerin
Alina Kunitsyna (geb. 1981 in Minsk, Belarus) lebt und arbeitet in Wien und Damtschach, Österreich. Die Künstlerin studierte am Kunst-Lycée Minsk sowie an der Kunstuniversität Linz. Ihr Studium schloss sie 2007 an der Akademie der bildenden Künste Wien ab. Während ihrer Zeit in Minsk beschäftigte sich Kunitsyna eingehend mit den Stillleben der Renaissancezeit, sowohl praktisch als auch theoretisch. Diese Kunstwerke umfassten kostbare Gegenstände wie orthodoxe Gewänder, antike Karaffen oder zeigten Vanitas-Motive. Die Nachahmung dieser Epoche war eine Erfahrung, die den Grundstein für ihre Praxis legte. Heute sucht Kunitsyna nach Inspirationen in der aktuellen Popkultur, im Alltag und in der Kunstgeschichte. Diese Elemente kombiniert sie in einem Kontext mit kapriziösen Witzen und Allegorien, welche die Verwirrung des zeitgenössischen Lebens einfangen.