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Besuch am Schillerplatz Event
Kunst-Performance
Inklusion bleibt an der Bildenden eine Illusion - Student weist mit Performance auf Missstände hin
An der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz führt Barrierefreiheit über den Hintereingang. Das bedeutet für den ersten und bislang einzigen rollstuhlfahrenden Studenten an dieser Universität, Philipp Muerling, dass er nicht wie alle anderen Student: Innen über den Haupteingang in das Gebäude gelangen kann.
Nun weist er mit einer eindringlichen Aktion auf den für diese Kunst-Universität blamablen Umstand hin, dass sie es auch im 21. Jahrhundert nicht geschafft hat für alle Menschen in gleicher Weise zugänglich zu sein.
Ablauf der Performance
Am 3. Oktober um 11Uhr fährt der Künstler Philipp Muerling in seinem Rollstuhl am Schillerplatz vor.
Er hievt sich selbst aus dem Rollstuhl, landet am Boden und quält sich über jede einzelne Stufe der Haupttreppe.
Falls er die letzte Stufe erreicht, sind seine Möglichkeiten begrenzt. Ohne Hilfe kann er nicht in das Gebäude hinein. Er muss wieder nach unten.
Der Versuch die Akademie am Schillerplatz zu besuchen ist gescheitert.
Philipp Muerling wird sich die nächsten Tage abermals um 11 Uhr bemühen bis er sein Ziel erreicht hat.
Trotz millionenschwerer Renovierung Barrierefreiheit nur über Hintereingang
Die Frage ist, wie inklusive ist Österreichs Kunst- und Kulturlandschaft? So gut wie gar nicht, zeigt Philipp Muerling. Mit Hintereingängen und Barrieren konfrontiert, ist der Künstler und Kunststudent meist von hilfsbereiten Passant: Innen abhängig – auch an der Wiener Akademie am Schillerplatz.
Diese Kunst-Universität hat es trotz jahrelanger, umfangreicher Renovierung des zwar denkmalgeschützen, aber öffentlichen Gebäudes nicht geschafft oder für nicht notwendig empfunden, etwa einen Treppenlift am Haupteingang zu installieren. Auf Anfrage wird Philipp Muerling an den Hintereingang verwiesen. Mit Inklusion hat das nichts zu tun, die ja zum Ziel hat Diskriminierung etwa durch Ungleichbehandlung zu verhindern und allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.
Demnach ist die Bildende am Schillerplatz im Sinne der Inklusion nur am Papier, also nur theoretisch barrierefrei und disqualifiziert sich damit als moderne, innovative und weltoffene Bildungseinrichtung. Geht es nach den Verantwortlichen, muss der Hintereingang als minimalste Anforderung reichen. Bei der rund 70 Millionen teuren Sanierung wurde offenbar kein Geld eingeplant, um auch den Haupteingang barrierefrei zu gestalten.
Der lange „barrierefrei“ Weg in das Universitätsgebäude
Es muss im Freien ohne Überdachung über eine Gegensprechanlage der Empfang erreicht werden, in der Hoffnung, dass jemand reagiert.
Es muss die Tür vom Empfang aus geöffnet werden - vorausgesetzt die Technik funktioniert. Ansonsten muss jemand zum Hintereingang kommen und händisch öffnen.
Es muss hinter der Hinter-Eingangstür steil bergab gefahren werden – was nur mit Hilfe oder einem Elektrorollstuhl möglich ist.
Es muss eine schwere Tür überwunden werden, die sich automatisch öffnen sollte – vorausgesetzt die Technik funktioniert.
Es muss über eine Rampe zu einem Lift im hinteren Teil des Gebäudes gefahren werden.
Es muss das gesamte Gebäude durchquert werden, um sich am Empfang beim Haupteingang anzumelden.
Aus Sicherheitsgründen ist dieses Registrieren für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung notwendig.
Als erster Student in der Geschichte der Akademie, der im Rollstuhl sitzt, wurde Philipp Muerling zwar immer wieder in die Planung und Bestrebungen Barrierefreiheit zu schaffen eingebunden - umgesetzt wurde davon nur wenig. Mit seiner Aktion thematisiert der Künstler ein gesellschaftspolitisches Problem, das Nicht-Betroffenen kaum bewusst ist. Wegen mangelnder Präsenz wird es zudem von Politik und Medien gern als Randproblem gesehen und behandelt.
Auf einen Besuch am Schillerplatz über den Haupteingang
In seiner Performance-Reihe „Besuch am Schillerplatz “ weigert sich der Künstler und Akademie-Student, Philipp Muerling daher über den Hintereingang in die Universität zu kommen - fordert mehr Awareness!
1. weil er nicht auf andere Menschen angewiesen sein will, wo es nicht nötig wäre.
2. weil er gleichgestellt mit anderen Menschen über den Haupteingang das Gebäude besuchen und verlassen will.