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Jennifer Tee, Anna Daučíková Event
Eröffnung: Donnerstag, 15. September 2022, 19 Uhr
Programm:
18 Uhr Performance zu Still Shifting, Mother Field von Jennifer Tee und Miri Lee
19 Uhr Eröffnung
Jennifer Tee Still Shifting, Mother Field
Anna Daučíková
16. September – 6. November 2022
Jennifer Tee
Still Shifting, Mother Field
Das künstlerische Schaffen von Jennifer Tee umfasst Skulpturen, Installationen, Performances, Fotografien und Collagen, die alle einen weitreichenden Bezugsrahmen haben. Von zentraler Bedeutung ist dabei das Interesse der Künstlerin an jenem Zwischenzustand, den sie „die Seele in der Schwebe“ nennt. Die Seele in der Schwebe ist ruhelos und lebendig, und sie ist gefangen an einem nicht näher bezeichneten Ort, der sich als konzeptioneller, mentaler, psychologischer und physischer Raum an der Grenze zwischen dem Hier und dem Möglichen beschreiben ließe. Tee erforscht aber auch unser heutiges, modernes Leben mit seinen interkulturellen Identitäten und Narrativen, seiner Instabilität und Komplexität bis hin zum Verlust der Identität, der Sprache und der Verbindung zur ursprünglichen Kultur. Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit verschiedenen Formen von utopischen Lebenskonzepten und deren Potential für die Erschaffung einer neuen und schöneren, seelenvollen Welt. Jennifer Tee regt uns durch ihre Arbeit zum Nachdenken über die fragilen Verbindungen des Lebens an und eröffnet uns mit aktivem, materiellen Experimentieren neue spirituelle Welten.
Ein zentrales Element von Jennifer Tees Ausstellung in der Secession wird ihre Serie Tampan Tulip sein. Es handelt sich dabei um Collagen aus gepressten Tulpenblättern nach Motiven, die auf zeremoniellen Stoffen, sogenannten Tampans, basieren. Diese Textilien stammen aus der im Süden Sumatras gelegenen Region Lampung, die jahrhundertelang Teil einer wichtigen Handelsroute war und somit auch ein Kreuzungspunkt von Kulturen und künstlerischen Traditionen ist. Die quadratischen, gewebten Tampans wurden bei wichtigen Übergangsriten ausgetauscht und zeigen oft das Motiv des Schiffes, das sich mit menschlichen Seelen, Tieren und pflanzenartigen Formen auf dem Weg ins Jenseits befindet. Es lassen sich also Bezüge zu Diaspora-Narrativen, Migration und dem Baum des Lebens herstellen, wie auch Genealogie und Abstammung erkundet werden.
Jennifer Tee, geboren 1973 in Arnhem, lebt und arbeitet in Amsterdam.
Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Annette Südbeck
In Auftrag gegeben und produziert von der Secession Wien, Wien und dem Kunstinstituut Melly, Rotterdam.
Anna Daučíková
Anna Daučíková ist eine Pionierin feministisch-queerer Kunst in der Slowakei und in Tschechien und als Professorin zunächst in Bratislava und seit 2011 in Prag eine bis heute einflussreiche Persönlichkeit und Vordenkerin im Bereich queerer Theorie und Praxis.
Nach Abschluss ihres Studiums an der Kunstakademie Bratislava (1972–1978) zog Anna Daučíková nach Moskau, wo sie sich zunächst mit abstrakter und numerischer Malerei und zuletzt mit der fotografischen Dokumentation des Alltagslebens in der Spätphase der Sowjetunion auseinandersetzte. 1991 kehrte sie nach Bratislava zurück und war als Mitbegründerin der feministischen Zeitschrift Aspekt maßgeblich an der Sichtbarmachung feministischer und queerer Diskurse in der slowakischen Kunstszene beteiligt. Während dieser Zeit erkundete sie in Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen auf einer Reihe von Festivals feministische Ansätze im Medium der Performance.
Ihre künstlerische Praxis umfasst verschiedene Medien, von Malerei und Zeichnung bis hin zu Fotografie, Performance, Installation und Bewegtbild. In den letzten Jahrzehnten stand neben ihrer langjährigen Lehrtätigkeit an verschiedenen Kunstakademien die Videoarbeit im Mittelpunkt. Nach einer Phase des Erkundens der Potenziale des Queerings, des Begehrens und der nicht-normativen Sexualität wandte sie sich dem Videoessay zu und brachte gesellschaftliche Themen wie Armut, post-sowjetisches Trauma und Erinnerung ein. Die Videoarbeiten der letzten Jahre transportieren queere Statements, wobei der eigene Körper und die Körperbewegungen der Künstlerin von einer Voiceover-Erzählung begleitet werden.
Anna Daučíková, geboren 1950 in Bratislava, lebt und arbeitet in Prag und Bratislava.
Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Jeanette Pacher
Verlängert:
Lieselott Beschorner Im Atem der Zeit
29. Juni – 6. November 2022
Lieselott Beschorner blickt auf gut 70 Jahre künstlerisches Schaffen und auf eine fast ebenso lange Mitgliedschaft in der Wiener Secession. Als sie 1951 in die Künstler*innenvereinigung aufgenommen wurde, war sie eine der ersten Frauen, denn bis in die unmittelbare Nachkriegszeit blieb die 1897 gegründete Secession eine reine Männerdomäne. Schon 1954 hatte sie dort ihre erste Einzelausstellung, in den Jahren 1966 und 1972 folgten zwei weitere und in Gruppenausstellungen waren ihre Arbeiten bis Mitte der Siebzigerjahre hier regelmäßig zu sehen. Als etwa zeitgleich die Künstlerin einer Lehrtätigkeit in einer Berufsschule nachging (für gut 30 Jahre) und sich neue Strömungen ins Blickfeld der Aufmerksamkeit drängten, wurde es ruhiger um sie. Nichtsdestotrotz produzierte Beschorner unablässig weiter, mit den ihr jeweils zur Verfügung stehenden Mitteln, und schuf ein Werk, das höchst komplex und ebenso vielfältig ist: Von abstrakter Malerei über expressiv gegenständliche Zeichnungen und Collagen, Keramiken und Textilarbeiten – etwa ihre mittlerweile wohl bekannteste Werkgruppe der Puppas – reicht der Bogen bis hin zur jüngsten Phase mit Skulpturen wie den Behuteten Kopffiguren und einer gewaltigen Menge an Zeichnungen zum allgegenwärtigen Thema des Virus, darunter der Zyklus der Weinenden Omnichronisten. Diese unterschiedlichen Aspekte verbinden sich im Oeuvre durch das Thema der Groteske.
Mit vielen ihrer Arbeiten und Arbeitsweisen nahm Lieselott Beschorner so manches Ergebnis späterer Künstlerinnengenerationen vorweg, etwa in den Werken von Sarah Lucas oder Annette Messager, und ihre Puppas gehen sogar den Puppen von Louise Bourgeois voraus. Erst vor gut einer Dekade wurde ihr Werk mit einer Ausstellung im MUSA in das öffentliche Bewusstsein zurückgeholt. Die Secession freut sich, mit der Ausstellung Im Atem der Zeit jüngste Arbeiten der Künstlerin zusammen mit ausgewählten Arbeiten aus früheren Schaffensperioden zu präsentieren und damit zeigen zu können, wie ungebrochen frisch und zeitgenössisch Beschorners Werk auch heute ist.
Lieselott Beschorner, geboren 1927 in Wien, lebt und arbeitet in Wien.
Programmiert vom Vorstand der Secession
Kuratiert von Berthold Ecker und Jeanette Pacher
Die Künstlerbücher zu den Ausstellungen von Lieselott Beschorner, Jennifer Tee und Anna Daučíková erscheinen im September.