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Aaron Kimmig: Instead of Being Omniscient Event
Die Ausstellung der Photon Galerie Wien zeigt Arbeiten des Gewinners der 9. aufeinanderfolgenden Ausgabe des Open Calls Different Worlds 2021, Aaron Kimming. Die Ausschreibung richtet sich an junge Fotograf_innen bis zum vollendeten 35 Lebensjahr, die im Bereich der zeitgenössischen Kunstfotografie arbeiten und aus der Region CEE stammen. Der erste Preis ist die Produktion einer Einzelausstellung im folgenden Jahr. Aaron Kimmig überzeugte die internationale Jury mit seinem Projekt Xinjiang Sentinel-2 (2021). Die konzeptionelle Grundlage des Projekts liegt in der Kritik an Menschenrechtsverletzungen im Kontext von KI-Technologie, Geopolitik, staatlicher Unterdrückung und Diktatur in Bezug auf die muslimische uigurische Minderheit in China. Der Künstler spricht von der „Diktatur der Algorithmen“, visuell dargestellt durch verfügbare Satellitenbilder.
Die aktuelle Einzelausstellung Instead of Being Omniscient präsentiert sein preisgekröntes Projekt zusammen mit zwei weiteren, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen und einen Einblick in die Praxis des Künstlers geben. Dabei geht es vor allem um die Hinterfragung des Einsatzes von Technologie, die nahezu ständige Überwachung und das Aufzeigen des Ungleichgewichts von Machtstrukturen, die von der privaten Sphäre des Einzelnen bis hin zu komplexen geopolitischen Angelegenheiten reichen. Aaron Kimmigs Arbeit befasst sich also mit den Realitäten der Kontrolle und des Machtmissbrauchs, die sich aus der Datensammlung und der Dominanz von Algorithmen ergeben. Die ausgestellten Arbeiten zeigen die dunkle Seite der Technologie und zielen darauf ab, einen Raum für die Anerkennung sozialer Ungerechtigkeiten, Kriegsverbrechen und unserer (un)freiwilligen Zustimmung zu KI-Technologien zu schaffen, während sie gleichzeitig das Potenzial der Kunst als Instrument für soziale Kommentare und visuellen Aktivismus demonstrieren.
In dem bereits erwähnten Siegerprojekt Xinjiang Sentinel-2 (2021) bezieht sich der Künstler auf den zunehmenden Einsatz von Algorithmen durch die chinesischen Behörden zur Unterdrückung und Kontrolle der muslimischen Minderheit, was häufig zu deren Inhaftierung in Internierungslagern führt. Andererseits helfen Algorithmen und Satellitenbilder, die kulturelle Zerstörung und Menschenrechtsverletzungen durch den chinesischen Staat zu dokumentieren. Das Projekt zeichnet den Wachstum dieser Lager und die Zerstörung des kulturellen Erbes in Xinjiang anhand von öffentlich zugänglichen Satellitenbildern/Fotos nach, die Kimmig zu abstrakten Kompositionen überlagert. Die Original-Satellitenbilder der Gefangenenlager sind auf seiner Website https://dc.nanu-c.org/ zu finden.
The 54 Days of War and Ongoing (2022 – ) zeigt die Rolle der modernen Technologie und der sozialen Medien bei der Dokumentation von Kriegsverbrechen und der Verbreitung solcher Bilder/Informationen. Im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg werden Kriegsverbrechen und Kriegshandlungen in der Ukraine von der lokalen Bevölkerung in Form von Fotos und Videos dokumentiert, die in die sozialen Medien hochgeladen werden. Das Programm „54 Days of War and Ongoing“ sammelt Fotomaterial und Informationen, extrahiert die Geoposition, sucht nach frei verfügbaren Satellitenbildern aus dem Sentinel-Projekt der ESA und stapelt sie zu einer Datei für jeden Tag des laufenden Krieges. Anschließend wird die Differenz zwischen den einzelnen Schichten der Satellitenbilder berechnet. Mit einem kleinen manuellen Eingriff sind die abstrakten, steinartigen Kacheln, das Ergebnis eines langen Prozesses des Nachdenkens, Codierens, Diskutierens und Konsternierens.
Die Arbeit Speak to the Ear (2018 – 19) begleitet die beiden Foto-basierten Projekte und ist eine Reflexion über die freiwillige Selbstüberwachung, die wir mit einer Reihe von modernen Technologien beobachten können und die wir täglich nutzen. Sprache wird oft in Echtzeit transkribiert um das Smart Home zu steuern und aufgezeichnete Stimmen werden zur Verbesserung der KI verwendet. Das Ohr hört zu und lauscht auf Geräusche, unterscheidet Geräusche in Stimmen und achtet darauf was gesagt wird. Das Ohr nimmt Wörter auf, interpretiert sie und leitet sie an Google weiter. Das Ohr antwortet dann in Form eines Transkripts.
Aaron Kimmig (1989, AT) schloss 2019 sein Studium der Internationalen Entwicklung an der Hauptuniversität Wien ab. 2017 begann er ein Postgraduiertenstudium in Post-Konzeptueller Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien und arbeitet seit 2016 im selbstorganisierten Webdesign/Full-Stack-Entwicklungskollektiv convive.io.
Seine Arbeit konzentriert sich auf Gesellschaft, Technologie und Naturdarstellungen. Er stellte in verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen aus.