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Phantoms in Topophilia: Episode 3 Event
Die neue Ausstellung in der Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof
Teilnehmende Künstler:innen: Xavi Sosa, Vanessa Schmidt, Marcia Schmidt, Hans Schmidt, Grace Oberholzer, Chattip Metchanun, Boglárka Lutz, Yaël Fidesser, Paul Ebhart, Frank Daubenfeld, Sarah Buhmann
Organisiert von Sergei Tcherepnin und Marei Buhmann
Episode 3. Singularity
Premiere: Donnerstag, 9. Juni 2022, 19 Uhr
Dauer: 10. bis 11. Juni 2022, 14 - 18 Uhr
Ausgangspunkt dieser Ausstellung ist Maryanne Amachers (1938-2009) Konzept der „Mini Sound Series“, eine Form von Sound Art, die die Künstlerin in den 1980er Jahren neben ihrer Serie „Sound Joined Rooms“ entwickelte. Für die Arbeit appropriierte Amacher das Fernsehformat der Miniserie und thematisierte damit den Schwebezustand der Sound Art - einer Disziplin zwischen der Aufführung und der Ausstellung.
Die Künstler:innen dieser Ausstellung haben an dem Seminar „Sonic Theater: Sound Joined Rooms“, in dem spezifische Aspekte von Amachers Praxis untersucht und vertieft wurden, teilgenommen. Im Laufe des Semesters produzierten die Studierenden einen „Suitcase“ an Materialien - einen Ordner mit „Sound Characters“ und „Sound Atmospheres“.
Die Idee des „Suitcase“ ist von Amachers Arbeitsweise abgeleitet. Wenn Amacher zu Performances und Installationen eingeladen wurde, trug sie einen Koffer mit CDs und DAT-Bändern mit ihrem Klangarchiv bei sich. Sie verbrachte Wochen und manchmal Monate damit, verschiedene Soundkombinationen vor Ort anzuhören, um herauszufinden, welche Musik im architektonischen Raum lebendig wurde, und gestaltete aus diesem Hörprozess heraus ihre Installationen.
Als Teil des Formats der „Mini Sound Series“ entwickelte Amacher das Konzept der „Sound Characters“. Amacher komponierte diese, indem sie mit den physischen und den psychophysischen Eigenschaften von Sound - wie „beating tones“, „ear tones“, „structure borne sound“ und „after sound“ - arbeitete. Bei der Namensgebung dieser „Sound Characters“ schöpfte sie aus einer Kombination von Quellen, darunter jüngste biologische und astrophysikalische Entdeckungen, Science-Fiction-Romane und ihre eigene Imagination. Ihre ausdrucksstarken Titel verband sie mit realen physiologischen Klangerfahrungen.
Es kann verwirrend sein, im Zusammenhang einer „Mini-Sound Series“ von „Sound Characters“ zu sprechen, weil man dazu neigt, anzunehmen, dass eine Geschichte erzählt wird. Statt eine Geschichte zu erzählen, dehnen wir jedoch die formalen Möglichkeiten von Sound aus; ein „Sound Character“ ist nicht statisch und nicht gegenständlich. Er ist lebendig.
Unsere eigenen „Sound Characters“ werden ganz spezifisch durch den Ausstellungsraum inspiriert. Der lokale Mythos des Basilisken wird zu einer Öffnung in eine chimärische Gestalt von Schall. Im mythischen und genetischen Sinne ist eine Chimäre ein hybrides Geschöpf.
Unser Soundsystem besteht aus zwölf hybriden Lautsprecherobjekten, die im Laufe der drei Episoden neu konfiguriert werden. Die DIY-Lautsprecher sind aus Pappe, Metall und Holzelementen gebaut. Indem wir sogenannte Oberflächenwandler an diesen skulpturalen Objekten anbringen, verwandeln wir sie in vibrierende Körper, die unsere zuvor komponierten „Sound Characters“ und „Sound Atmospheres“ durch ihre Strukturen hindurch übertragen.
Die Chimäre ist auch ein Synonym für Illusion. Was ist ein „Sound Character“? Es ist ein Phantom in Bewegung. „Sound Characters“ sind keine Metaphern, keine Symbole, sie sind reale Wesen, deren Definition etwas Flüchtiges ist. Wie können wir einen Sound komponieren, der auf seine Präsenz als lebendige, atmende Energieform besteht und nicht auf die Imitation von etwas Anderem, das als real gilt?
Die „Shepard tones“ steigen und fallen. Phantomen gleichende „ear tones“ kommen aus dem Inneren der eigenen Ohren. Die Winde sprechen miteinander. Die Einsamkeit des Basilisken pulsiert durch die Couch und in deinen Körper. Trügerische Melodien folgen deinem Kopf.
Sound kann pulsieren. Sound kann dir folgen. Sound kann Furcht einflößen. Sound kann ebenso schnell verschwinden, wie er auftaucht. Sound kann eine „Sound Atmosphere“ schaffen, und aus dieser Atmosphäre können „Sound Characters“ entstehen.
- Sergei Tcherepnin und Marei Buhmann