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Ma Jia - Dictators Untitled Event
Ma Jia - Dictators Untitled: Ach wie gut, dass niemand weiß…
Drei mal drei und vier mal vier Stahlrohre vom Durchmesser eines Menschen, Stücke einer Pipeline in verschiedenen Längen, hüfthoch ungefähr, also schwer; Außen Schwarz oder Weiß, mit Spuren von Dreck, teilweise mit Seriennummern, innen Rost ansetzend, aufrecht stehend mit immer gleichem Abstand zueinander, so dass zwei Quadrate gebildet werden. An semantischen Bezügen fehlt es diesem Bild ganz sicher nicht. An Volumen, Masse, Form und Textur als Objekt – an specificity, um mit Donald Judd zu sprechen – aber auch nicht. Man mag die tatsächlich russisch-ukrainische Herkunft des Materials als kitschig und unnötig ansehen. Aber man würde dem Werk nicht gerecht werden, würde man es nur auf das Konzept reduzieren. Es sind eben nicht nur „Pipelines“, sondern (auch) schwerer Stahl. Die minimalistische Formensprache und Materialität betont diese Dimension zu stark, als dass sie übergangen werden könnte. Im Zusammenspiel mit der offensichtlichsten Assoziation – dem Krieg – ergibt sich so ein Denkmal für die Toten, für die namenlosen Krieger, die der Krieg alle gleich macht, aber mehr als Schachfiguren sind, die einen Namen, Eigenarten, eigene Geschichte haben. Hier ist ihnen ein Körper gegeben und ein Ort.
Auch Ma Jias (geboren 1981 in China) zweite Arbeit ist erschreckend stark: an die weiße Wand ist mit schwarzem Klebeband ein großes Quadrat aufgeklebt, in zwölf Felder unterteilt, die jeweils unterschiedlich viele kurze Balken einfassen, alles in geometrischer, geistiger Strenge angeordnet, dabei doch mit Resten von Sinnlichkeit. Zum Beispiel an den Stellen zweier überlappender Streifen Klebebands, oder den händisch geschnittenen Kanten. Es ist das geschwärzte Horoskop eines Diktators. Das Schicksal eines Menschen, stellvertretend ausgestellt, enthüllt trotz Abstraktion – die Zensur ist hier kein Schutz. Wissen ist Macht, weiß der Volksmund, und wissen Diktatoren schon lange. Was für eine Geste also, sie zu portraitieren!