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Eva Choung-Fux: Schrei ohne Worte Event
Eva CHOUNG-FUX | SCHREI OHNE WORTE (Grito sin Palabras)
Ausstellung
ERÖFFNUNG: DIENSTAG, 17. MAI 2022, 19:00 Uhr
Vorwort: Gue SCHMIDT (projektraum MAG3)
Zu den Arbeiten: Berthold ECKER (Kurator, Wienmuseum)
Zur Künstlerin: Gerald BAST (Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien)
Du hast den mächtigen Wildstier geschaffen.
Nun Schaffe sein Bild, für das Ungestüm
seines Herzens schaffe ein Gleiches,
Lass sie miteinander kämpfen und
lass Uruk Ruhe haben.
Gilgamesch-Epos
Fragen hat sich seit langem als Allgemeingut der Sprache durchgesetzt, ohne seine existenzielle Bedeutung zu verlieren. Wie in allen ihren Kunstwerken der letzten Jahrzehnte hat Eva Choung-Fux diese Fragestellung aufgenommen und sie primär an sich selbst gestellt. Ihre Werke sind keine distanzierten Befragungen visueller Natur von Wirklichkeiten, sondern Ausdruck einer künstlerischen Biografie, die der Künstlerin wie ein Spiegel Antworten zu geben vermag. In diesen Dialog schließt die Künstlerin die Betrachter mit ein. Permanent stellt sie sich die Frage “Quo vadis?”.
So sind die Titel der einzelnen Arbeiten, die sich jeweils in einem kleinen Zyklus zusammenfinden, der Versuch, die Optionen der Antworten auf gleiche Fragestellungen zu aktivieren. Denn jede Frage ist im Reich der Bilder mit der Vielfalt der Gestaltung als Garantie eines Kunstwollens verankert. Die Künstlerin lebt dieses Suchen nach Möglichem, das dann in großen oder kleinen Zyklen mehr Wahrheit artikuliert als das unmittelbare Abbild im Sinne eines fotografischen Realismus. Diesen simplen Realismus vermittelt die Künstlerin auch nicht in ihren rein fotografischen Arbeiten.
Kunst ist für die Künstlerin eine Sprachbildung, weit über die Worte und das spontan über die Retina Erfahrbare hinaus. Das Auge wird zum Hilfsmittel der Gedanken und der Hand, die beim Formen formuliert. Die Erfahrungen mit der Weiterentwicklung simpler Drucktechniken des Holzschnittes, mit den minimalen Änderungen am Druckstock, hätte zu einer narrativen Bildwiedergabe führen können, wenn die Künstlerin nicht aus der erlebten Dominanz der Gedanken und der Erfahrungen agierte. Jede Arbeit hat einen existenziellen Hintergrund, der die Biografie und das Lebensalter konnotiert.
Xylografieren ist wie Schreiben und Notieren. Denken führt zu Philosophie und zu Bildern. Die Welt sehen heißt, diese zu ordnen, zu erklären. Das Sehen führt über die Reflexion zum Ausdruck. Das Sehen wird Verständnis, bei dem das Abbild zum autonomen Bild führt. Die Erfahrungen werden zu visuellen Vektoren. Friedemann Malsch schreibt in seinem Aufsatz über Parallele Kunst dazu: “Innerhalb der Unterscheidung künstlerischer Tätigkeit in ,Künstler sein’ und ,Kunstwerke machen’ ist jede Form nicht institutionell gesicherter ästhetischer Aktivität eher in der Person des Künstlers selbst verankert als in den Produkten seines Handelns.” (in: Kunstforum international, Nr.17, 1992, S. llS). Die Kunst als Parallele, die das Leben begleitet; eine Erinnerung an die “Parallelaktion” in Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften? Nein, im Gegenteil. Eva Choung-Fux erfindet keine parallelen Lebensaktionen, um sich selbst zu schützen. Sie bringt sich selbst als Teil ihrer Kunst ein, wobei die soziale und politische Verantwortung mit den Jahren eine immer stärkere Funktion annimmt und in den Kunstwerken zum Ausdruck gedrängt wird.
[…]
Dieter Ronte, 2015