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rewind

Vera Kox: ((undulating)) Event

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Von Freitag
29. April
2022
bis Samstag
04. Juni
2022
18:00
Bildende Kunst Eröffnung Installation

Eröffnung: Freitag, 29|04|22, 18-21 Uhr

Den menschlichen Körper als “Korallenriffe voller Polypen, Schwämme, Gorgonien, frei schwimmender Makrophagen, die ständig durch das Monsunklima aus feuchter Luft, Blut und Adern bewegt werden” begreifen. Mit diesem Zitat von Alphonso Lingis führt uns die australische Theoretikerin Astrida Neimanis in ihre Vorstellung von menschlicher Existenz ein, die unseren Körper als Gewässer begreift, das potenzielle Zukünfte und alle möglichen Vergangenheiten in sich trägt. Dieses queere und fließende Verständnis unseres Daseins liegt ihrem Entwurf des “Hydrofeminismus” zugrunde. Sie lädt uns ein, unsere Natur, unsere verworrene Genealogie und unser Körperverständnis als etwas zu überdenken, das durch die Substanz des Wassers grundlegend mit der Welt verbunden ist. Wir saugen auf, was wir gewesen sein könnten, was wir werden könnten oder wie sie es ausdrückt: “our bodies as carrier bags”.

Dieser Gedanke des Aufsaugens oder Absorbierens findet sich auch in der Ausstellung von Vera Kox wieder. Die skulpturalen Elemente, die uns die Künstlerin in einer übergreifenden Installation präsentiert, stammen aus der Serie “… into deliquescence”, die in ihrer ersten Version für den Kunstverein Reutlingen entstand. Der Titel der Serie verweist auf den chemischen Prozess der Deliqueszenz. Hierbei nehmen wasserlösliche Substanzen, die der Luft ausgesetzt sind, atmosphärische Wassermoleküle auf und saugen sich voll. Haben diese Substanzen die Möglichkeit, unbegrenzt Wasser aufzunehmen, kann es zur völligen Auflösung kommen. Für ihre Ausstellung bei KOENIG2 erweitert Kox diesen Gedanken um die visuelle wie auch metaphorische Verflüssigung, die sanfte Wellen schlägt, sich anstößt und räumlich verändert.

Bei der Betrachtung der Installation von Kox, fallen einem die gelblichen Schaumplatten auf, die im starken Kontrast zu den Elementen aus Glas und Keramik stehen. Sie sind klar als Industrieprodukt zu entlarven. Die große schwarze Skulptur in der Mitte des Raumes hingegen erinnert an überdimensionierte Häutungen, Abdruck nehmend von einem abwesenden, sich wandelnden Körper. Die organische Form und Textur der Skulptur vermittelt Flexibilität, Biegsamkeit und Veränderung und ist doch beim näheren Hinsehen hart, hohl und trocken. Ähnliche Täuschungen entstehen an anderen Stellen im Raum: An der Wand finden sich größere “Pfützen”, die tiefschwarz, nass glänzend und zäh triefend daher kommen und doch in sich erstarrt sind. Sowie die im Schaufenster abgelegten, weich wirkenden keramischen Häutungen. Kox gliedert zwei gegensätzliche Eigenschaften, Weichheit und Härte aneinander und verbindet sie.

Die Werke der Bildhauerin stellen unsere Wahrnehmung auf die Probe und testen das Verhältnis der unterschiedlichen Werkstoffe, der Texturen - ob industriell oder handgemacht - sowie ihre Beziehungen zueinander. Kox befragt unser Verständnis und Verhältnis zu Materialität und Material. Ihre Objekte absorbieren unsere projizierten Ideen und lassen ihre Potenziale fluktuieren, sodass sie sich durch weitere Betrachtung ständig verändern - wie die Welt, in der unsere Körper aus Wasser sich in einem ständigen Zyklus der Veränderung befinden.

(Patrick C. Haas, 2022)

Die von Patrick C. Haas kuratierte Ausstellung ist eine Kooperation zwischen KOENIG2 by_robbygreif, Wien und der Galleri Opdahl, Stavanger.

artist: Vera Kox
 
Archiv-Screenshot:

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