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FOTOTECHNIKa Event
Teilnehmerinnen Caroline Heider, Ruth Horak, Ulrike Matzer, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer, Katharina Steidl
Fototechnik ist schwierig, schwer und schmutzig, daher männlich?. Handbücher zur Fototechnik sind männlich?. Aber Ausnahmen werden die Regel – technikaffine Fotografinnen sind die Protagonistinnen und Themen des Symposiums mit Vorträgen und künstlerischen Präsentationen von Caroline Heider, Ruth Horak, Ulrike Matzer, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer und Katharina Steidl.
12. MÄRZ, 15:00-18:00
15.00–15.30 h
Einführung und Moderation
Ruth Horak: Sie, die Fototechnik
Gemäß des Themenschwerpunkts der Foto Wien 2022 „Fotografinnen im Fokus“ fragen wir, in welchem Verhältnis Fotografinnen und Fototechnik im Lauf der Mediengeschichte standen und stehen, welche Klischees sich manifestierten und wer sie gekippt hat.
15.30–16.00 h
Performative Lecture
Lisa Rastl: Re-produzieren – ein performatives Setting
Eine rhythmische, sich wiederholende Handlung, eine monotone Arbeit… eine Vorlage wird auf dem Tisch platziert, das Licht eingestellt, die Kamera adjustiert, der Arbeitsfluss wird unterbrochen durch das helle Aufblitzen der Lichter, wenn sich die Blende der Kamera öffnet und das Abbilden der Vorlage im gegenwärtigen Augenblick dargestellt wird. Handelt es sich hierbei um einen schöpferischen Akt? Ist der Qualitätsverlust zum Original sichtbar? Oder entsteht vielmehr ein neues „Original“? Das neu entstandene Abbild wird ausgedruckt und wiederum reproduziert, so lange, bis ein deutlicher Farbverlust wahrnehmbar ist und sich die Abbildung per Definition entscheidend vom Original unterscheidet und somit einem hohen „Schöpfungsgrad“ unterliegt.
16.00–16.30 h
Vortrag
Katharina Steidl: Fe/Male Photography, das Fotografische oder Mechanismen der Separation
In der Kunstgeschichte der 1970er Jahre löste Linda Nochlins Essay „Why have there been no great women artists“ eine grundlegende Befragung nach den Ursachen der Marginalisierung von Künstlerinnen und einer fundamentalen Quellenarbeit historisch belegbarer Persönlichkeiten aus. Rund 50 Jahre später stellt sich im Feld des Fotografischen mehr denn je die Frage, welche bis dato oftmals unhinterfragten Ordnungsstrukturen zu einer nach wie vor brisanten Geschlechtskodierung von Fotografie als Technik, Medium und Bild verhelfen.
16.30–17.00 h
Performative Lecture
Caroline Heider: Reading photo guides
Handbücher zur Fotografie sind fast ausschließlich von Männern verfasst. Entsprechend sind die Abbildungen in diesen Fachbüchern einem männlichen Blick geschuldet: Nicht nur weibliche Akte sind wiederkehrende Motive, sondern auch die einschlägigen weiblichen Rollen werden immer wieder aufs Neue festgeschrieben. Sobald es um die Technik geht, scheint der Bildinhalt der verwendeten Fotografien in den Hintergrund zu treten. Caroline Heider versucht mit dem Lesen und Zeigen einiger Technikhandbücher aus dem Bestand der Angewandten diese unkommentierten reproduzierten Klischees ans Licht zu bringen.
17.00–17.30 h
Vortrag
Ulrike Matzer: Spezialistinnen ihres Fachs – Zu Unrecht vergessene Fotografinnen
Frauen betätigten sich früh im fotografischen Metier – was fotohistorische Überblickswerke jedoch kaum vermitteln. Anhand zweier Wiener Fotografinnen, die durch ihre Spezialisierung eine Alleinstellung im Fotogewerbe erlangten, lässt sich das Potenzial eines genderanalytischen Zugangs demonstrieren: Avancierte Adele Perlmutter mit ihren Aufnahmen lebender Bilder 1868 zur ersten Hoffotografin Wiens, so betrieb Marianne Strobl gegen 1900 erstmals Industriedokumentationen in großem Stil.
17.30–18.00 h
Performance Lecture
Claudia Rohrauer: Your “grooving” for photography
Die performative Lesung untersucht anhand von Berenice Abbotts Buch „A guide to better photography“ die markante Art der Fotografin, fototechnisches Wissen zu vermitteln. Dabei steht Abbots sprachlicher Duktus im Fokus, welcher ihren “guide” von klassischen Lehr- und Handbüchern unterscheidet. Während in der Literatur häufig die technische Perfektion als Hauptkriterium für ein perfektes Bild dargestellt wird, findet sich in „A guide to better photography“ eine Anleitung zur Entwicklung einer fotografischen Haltung, die sich aus dem Meistern der Technik speist.
18.00–18.30 h
Abschlusspanel und gemeinsame Besichtigung der Ausstellung FOTOTECHNIKa
und gemeinsame Besichtigung der Ausstellung FOTOTECHNIKa
Beteiligte
Caroline Heider (*1978 in München)
lebt und arbeitet in Wien. Ihr Fokus liegt auf der Untersuchung technischer Bilder, ihren Produktionsbedingungen, damit verbundenen Genderaspekten und dem Übertrag analoger fotografischer Technologien in den digitalen Bereich. Sie lehrt und forscht an der Universität für angewandte Kunst Wien in der Abteilung “Angewandte Fotografie und zeitbasierte Medien“.
Ruth Horak (*1972)
ist Autorin und Kuratorin mit den Schwerpunkten zeitgenössische Fotografie, Fototheorie und Medienreflexivität. Sie arbeitet an einer „Inventur“ der Fotografie mit Beispielen aus Kunst, Film, Literatur und dem Medienalltag, die zusammen eine Idee davon geben könnten, was Fotografie denn ist. Während alle fotografieren, können sich manche mit der Fotografie beschäftigen.
Ulrike Matzer
ist promovierte Kunsthistorikerin und Kulturwissenschaftlerin, 2021/22 Gastprofessur für Geschichte und Theorie der Fotografie an der Universität für angewandte Kunst, Wien.
Lisa Rastl (*1974)
lebt und arbeitet in Wien als Künstlerin und Fotografin. Sie wurde an der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt zur Fotografin ausgebildet, besuchte nach der Meisterprüfung die Schule Friedl Kubelka für künstlerische Photographie und studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien. Eine mehrjährige Tätigkeit als Fotografin im mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien und damit einhergehende Fragestellungen zu Themen wie Autorïnnenschaft und Urheberrecht, der Rolle der Fotografie als Reproduktionsmedium, dem Verhältnis von Original und Kopie wurden zum Impulsgeber für ihre künstlerische Praxis.
Claudia Rohrauer (*1984 in Wien)
begann ihre Ausbildung zur Fotografin an der Höheren Graphischen BLVA in Wien und studierte anschließend an der Schule für künstlerische Photographie sowie an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seither untersucht sie die Fotografie mit künstlerischen und pseudowissenschaftlichen Methoden, um die Vielfältigkeit, die Potenziale und die Abgründe des Mediums sichtbar zu machen.
Mag. Dr. Katharina Steidl
ist Post-Doc (APART-GSK Habilitationsstipendiatin, ÖAW) an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der Geschichte und Theorie der Fotografie, Geschlechtergeschichte und Wissenschaftsgeschichte.